27.05.2020 – Kategorie: Geschäftsstrategie
Unternehmensinsolvenzen: Pleitewelle so groß wie zuletzt in der Finanzkrise
Crifbürgel erwartet in diesem Jahre einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen durch die Covid-19-Pandemie. Meldeten im vergangenen Jahr noch rund 19.000 Unternehmen eine Insolvenz an, könnten es 2020 über 29.000 werden. Das Insolvenzrecht bietet aber eine Vielzahl von Auswegen.
- Crifbürgel erwartet deutlichen Anstieg bei Firmeninsolvenzen durch die Covid-19-Pandemie.
- 2019 meldeten 19.005 Unternehmen bundesweit eine Insolvenz an, im Jahr 2020 könnten es durch die Corona-Pandemie über 29.000 werden.
- Auch 2021 ist noch von einer hohen Anzahl von Unternehmenspleiten auszugehen – weil Krisen die Wirtschaft generell mit Zeitverzug treffen.
Nach zehn Jahren Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen werden 2020 angesichts der Corona-Krise wieder deutlich mehr Firmen in Deutschland in die Pleite rutschen. Das ist das Ergebnis von Hochrechnungen des Informationsdienstleisters Crifbürgel. Im vergangenen Jahr meldeten insgesamt 19.005 Unternehmen eine Insolvenz an, damit war die Zahl der Insolvenzen zum zehnten Mal in Folge gesunken.
„Für das laufende Jahr erwarten wir bei Crifbürgel allerdings einen deutlichen Anstieg. Unter der Voraussetzung, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft genauso stark sind wie in der Finanzkrise 2008, rechnen wir in diesem Jahr mit über 29.000 Firmeninsolvenzen“, erläutert Geschäftsführer Dr. Frank Schlein. Vor dem Ausbruch des Corona-Virus war Crifbürgel noch von 19.500 Fällen für 2020 ausgegangen.
Unternehmensinsolvenzen: Vergleich mit der Finanzkrise 2008
Informationsdienstleister hat in einer Szenarioanalyse die gesamtwirtschaftliche Lage der Unternehmen in Deutschland und die Unternehmensinsolvenzen aus dem Jahr 2008, also dem Höhepunkt der Finanzkrise, mit der Situation im Jahr 2019 verglichen. Der durch diese Berechnung generierte Faktor beträgt 1,54, das heißt im schlimmsten Fall kann es in Deutschland im Jahr 2020 um 54 Prozent mehr Insolvenzen geben. Nicht eingerechnet in die Analyse sind Liquiditätshilfen und KfW-Kredite.
Bei einem Großteil der Hilfen handelt es sich jedoch um Darlehen, also um Schulden, die irgendwann zurückgezahlt werden müssen. Dabei stellt sich die Frage, wie selbst bislang erfolgreiche Firmen, die aufgrund ihres Geschäftsmodelles wenig Gewinn und eher geringe Rücklagen erwirtschafteten, zusätzliche Kredite abbezahlen sollen.
Unternehmensinsolvenzen: Ausmaß der Pleitewelle ist noch offen
„Da die Insolvenzstatistik stets die Vergangenheit abbildet, also gewissermaßen ein Blick in den Rückspiegel darstellt, werden die genauen Auswirkungen der Corona-Krise wohl erst im 2. Halbjahr und im kommenden Jahr sichtbar werden. Die Insolvenz-Welle wird auch noch ins Jahr 2021 hineinreichen. Das Ausmaß ist noch offen und hängt auch von der Dauer der Pandemie ab“, ist Schlein überzeugt.
Ähnlich war es auch in der Finanzkrise: Der Höhepunkt der Pleitewelle wurde erst 2009 mit 33.762 Firmeninsolvenzen erreicht. Vor allem in der Tourismus-, Gastro- und Eventbranche sieht Crifbürgel einen hohen Anstieg an Insolvenzen. Zudem werden Messebauer, Automobilzulieferer, Kinos und auch der Einzelhandel sowie die exportabhängige Industrie die Folgen des Lockdowns zu spüren bekommen.
Insolvenzrecht bietet zahlreiche Möglichkeiten
Unternehmen aus diesen Bereichen mit geringen Liquiditätsreserven dürften kaum wieder auf die Beine kommen. Eine durch die Corona-Pandemie verursachte Insolvenz muss nicht heißen, dass das Unternehmen vom Markt verschwindet. Das Insolvenzrecht in Deutschland bietet viele Möglichkeiten. In diesem geht es daher nicht nur darum, Firmen abzuwickeln oder zu schließen.
Eine Variante besteht auch darin, die Firma in Eigenverwaltung der bisherigen Eigentümer zu sanieren, zum Beispiel im Rahmen eines Insolvenzplans, in dessen Rahmen sich das Unternehmen mit den Gläubigern einigen muss, auf welchen Teil der Schulden diese verzichten und wie viel die Firma zurückzahlen kann. Eventuell zielen Firmen auch darauf ab, neue Kapitalgeber ins Unternehmen zu holen.
Es gibt aber auch Branchen, die von der Corona-Pandemie profitieren. Dazu zählen unter anderem der Online- und Versandhandel, Lieferdienste, Unternehmen der Pharma- und Medizintechnikbranche sowie Online-Dienste und Software-Anbieter für Remote-Working-Lösungen.
Die Crif Bürgel GmbH ist ein Informationsdienstleister für Firmen und Privatpersonen und kann auf über 130 Jahre Markterfahrung verweisen. Das Unternehmen bietet passgenaue Lösungen für die Identifikation, Bonitätsprüfung und Betrugsprävention, für Kreditrisiko- und Adressmanagement sowie zu Digitalisierung und Predictive Analytics für Unternehmen und Finanzinstitute. Crifbürgel gehört zur global tätigen Wirtschaftsauskunftei-Gruppe Crif mit Hauptsitz in Bologna, Italien. (sg)
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