07.04.2022 – Kategorie: Geschäftsstrategie

Ukraine-Krieg: So wirkt sich die Krise auf den Bitkom-ifo-Digitalindex aus

Mit dem Ukraine-Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen hat sich das Geschäftsklima in der Digitalbranche eingetrübt. Im März gab der Bitkom-ifo-Digitalindex für die aktuelle Geschäftslage um 2,8 auf 39,8 Punkte nach.

Im März 2022 sank der Bitkom-ifo-Digitalindex zur aktuellen Geschäftslage der Digitalbranche um 2,8 auf 39,8 Punkte. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate fielen auf minus 3,9 Punkte und damit in den negativen Bereich. Im Vergleich zum Vormonat ist das ein Minus von 21,8 Punkten. Der Bitkom-ifo-Digitalindex, der sich aus der Einschätzung von Geschäftslage und Geschäftserwartungen berechnet, ging um 13,1 Punkte zurück und notierte nun bei 16,8 Punkten. Der Rückgang der Indizes hat der Ukraine-Krieg verursacht.

„Der verbrecherische russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die bislang vorherrschende Zuversicht für einen wirtschaftlichen Aufschwung umgekehrt. Trotz einer weiterhin exzellenten aktuellen Geschäftslage sind die Erwartungen an die kommenden sechs Monate verhalten“, erklärt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. „Da ist wenig tröstlich, dass das Geschäftsklima in der Digitalbranche weiterhin sehr viel besser ist als in der Gesamtwirtschaft. Dieser Krieg führt uns vor Augen, wie wichtig digitale Souveränität und Resilienz sind. Digitale Technologien sind unverzichtbar, um die Sicherheit und Handlungsfähigkeit von Demokratien gerade in Krisen wie der Pandemie und bei militärischen Bedrohungen zu festigen.“

Stabile Preise und hohe Nachfrage nach Personal

Trotz der eingetrübten Stimmungslage wollen die Unternehmen zusätzliche Jobs schaffen. Die Beschäftigungserwartungen gingen zwar um 4,1 Punkte zurück, blieben mit 30,2 Punkten aber nach wie vor deutlich im Plus. Das bedeutet, dass die weit überwiegende Mehrheit der Unternehmen in den kommenden drei Monaten zusätzliche Arbeitskräfte einstellen will. „Die Nachfrage nach Digital-Fachkräften ist ungebrochen hoch“, sagt Berg. Als Stabilitätsanker, so Berg, erweise sich die Bitkom-Branche nicht nur im Arbeitsmarkt, sondern auch mit Blick auf die beschleunigte Inflation. Trotz der allgemeinen Teuerung von aktuell mehr als 7 Prozent werden für digitale Güter und Dienstleistungen nur moderat steigende Preise erwartet. Der Preisindex stieg um lediglich 0,7 auf 37,2 Punkte.

Ukraine-Krieg Bitkom
Der Bitkom-ifo-Digitalindex liegt im März 2022 bei 16,8 Punkten. (Grafik: Bitkom)

Ukraine-Krieg: Stimmung in der Wirtschaft hat sich verschlechtert

In der Gesamtwirtschaft hat sich die Stimmung mit dem Ukraine-Krieg massiv verschlechtert. Das ifo Geschäftsklima ging um 16,8 Punkte zurück und drehte bei 1,4 Punkten ins Minus. Die Geschäftslage ging um 3,7 auf 21,1 Punkte zurück. Die Erwartungen gingen kräftig um 28,0 Punkte zurück und lagen mit -21,7 Punkten deutlich im negativen Bereich. Die von der EU und Deutschland wegen dem Ukraine-Krieg gegen Russland verhängten Sanktionen werden von einer überwältigenden Mehrheit der Unternehmen der deutschen Digitalwirtschaft unterstützt. 96 Prozent befürworten die Maßnahmen, 66 Prozent sagen zudem, dass sie bei Bedarf noch verschärft werden sollten. Zugleich geht jedes zweite Unternehmen davon aus, dass sich der Ukraine-Krieg negativ auf das eigene Geschäftsergebnis auswirken wird. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom von Anfang März, an der sich 100 Unternehmen der Digitalbranche beteiligt haben.

„Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, geben aber ein aussagekräftiges erstes Stimmungsbild. Die deutsche Digitalbranche steht geschlossen an der Seite der Ukraine. Wir müssen gemeinsam das Mögliche tun, um das Töten und die Zerstörungen zu stoppen“, betont Achim Berg. „Die Ukraine ist mit seinen vielen jungen Tech-Unternehmen und engagierten IT-Spezialistinnen und -Spezialisten ein wichtiger Partner der deutschen Digitalwirtschaft.“ So haben 18 Prozent der Digitalunternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ukraine oder arbeiten dort mit Freelancern zusammen.

Bitkom Achim Berg
Achim Berg ist Präsident des Bitkom e.V. (Bild: Bitkom)

Ukraine-Krieg: Immer mehr Unternehmen von Sanktionen betroffen

Bereits von den Sanktionen betroffen sind 13 Prozent der Unternehmen, etwa durch den Verlust von Kunden, den Wegfall von Entwicklungspartnern, den Ausfall von Mitarbeitern oder aber einen Mangel an Roh- und Grundstoffen oder Bauteilen. Zwölf Prozent der Unternehmen befürchtet künftig Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rohstoffen oder Zwischenprodukten. Insgesamt gibt jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) an, Geschäftsbeziehungen in die Ukraine, nach Russland oder Belarus zu unterhalten.

Trotz der Betroffenheit vieler Unternehmen, ist der Ruf nach staatlicher Unterstützung bislang eher verhalten. So wünscht sich jedes dritte Unternehmen (36 Prozent) finanzielle Zuschüsse bei wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen, 15 Prozent würden in der aktuellen Situation kostengünstige Kredite befürworten. Jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) spricht sich für eine erweiterte gesetzliche Absicherung aus, etwa bei Schadenersatzansprüchen früherer Geschäftspartner. Und jedes vierte Unternehmen erwartet allgemein bessere und verlässlichere Informationen durch die Politik. Ebenfalls jedes vierte Unternehmen sieht aktuell keinen Bedarf an einer Unterstützung durch die Politik, 16 Prozent sind dazu noch unentschieden und machen keine Angabe.

Zur Methodik: Der Digitalindex des Bitkom basiert auf der monatlichen ifo Konjunkturumfrage und bildet sich aus dem geometrischen Mittel des Index der Geschäftslage und des Index der Geschäftserwartungen. Berücksichtigt werden Daten der Digitalbranche, die sich aus Unternehmen der Sektoren Verarbeitendes Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor zusammensetzt. Dazu zählen Hersteller von IT und Kommunikationstechnik, Unterhaltungselektronik, Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen, Telekommunikationsdiensten sowie der Groß- und Einzelhandel mit ITK. Der Index wird als Saldo (saisonbereinigt) dargestellt. Gewichtet wird nach Anzahl der Beschäftigten. Die Befragung wurde im März 2022 durchgeführt. (sg)

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