18.05.2020 – Kategorie: Geschäftsstrategie

Supply-Chain-Planung: Wie Unternehmen nach der Krise wieder wachsen

Supply Chain Management Wareneingangskontrolle Supply-Chain-PlanungQuelle: Wright Studio/Shutterstock

Während der Corona-Pandemie hat bei vielen Unternehmen die Besorgnis über die Auswirkungen auf Lieferketten und Geschäftskontinuität zugenommen. Wie Unternehmen mithilfe von Supply-Chain-Planung ihren Gewinn nach der Krise steigern können, erklärt Gastautor Mauro Adorno von ToolsGroup.

Auf dem im letzten November 2019 stattgefundenen Gartner Supply Chain Planning Summit wurde hervorgehoben, wie wichtig es für Unternehmen ist, in turbulenten Zeiten die Geschäftsziele neu auszurichten, eine unsichere Zukunft zu antizipieren und sich entsprechend darauf vorzubereiten. Auf dem Summit vorgestellte Untersuchungen von Gartner zeigten, dass jene Unternehmen nach der Finanzkrise ihre Gewinne schneller steigern konnten, die mögliche Szenarien mithilfe von Supply-Chain-Planung durchgespielt haben.

 Dass die reale Welt nur selten den Regeln folgt, beweist uns das Coronavirus gerade eindringlich. Um im Wettbewerb zu bleiben, muss man auf alles vorbereitet sein. Unternehmen, die schnell und effizient auf mögliche Störungen reagieren können, sorgen in unserer vernetzten, globalen Welt für ein höheres Maß an Stabilität in der Lieferkette und müssen langfristig keine großen Verluste verbuchen.

Unterbrechung der Lieferketten beheben

Makroereignisse wie die Coronavirus-Pandemie lösen Nachfrageschwankungen aus, die sich auf jedes Glied der globalen Lieferkette auswirken – von der Beschaffung von Rohstoffen über die Festlegung von Sicherheitsbeständen bis hin zur Planung von Logistik und Werbeaktionen. In der Regel reagieren Unternehmen in Zeiten von Lieferkettenunterbrechungen mit teuren punktuellen Maßnahmen, um Service-Level beibehalten zu können. Beispiele hierfür sind Teilladungs- und Luftfrachtauslieferungen sowie kostspielige Intralogistik.

Mit einer KI-gesteuerten digitalen Supply-Chain-Planung lassen sich Service-Levels auch unter verändernden Bedingungen erreichen. In Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, diese Optimierung zu nutzen, um die von den Kunden erwarteten Service-Levels gewährleisten zu können.

Nachfolgend vier Beispiele, wie digitale Supply-Chain-Planungs-Tools dabei helfen, nicht vorhergesehene Entwicklungen in der Lieferkette zu managen:

  1. Nachfragemodellierung zur Feinabstimmung von Nachfrageprognosen: In der Regel erfordern Störungen eine Neudefinition und Neukonfiguration des Lieferkettennetzwerks, um die korrekte Zuordnung von Strömen und Beständen zu ermitteln. Wahrscheinlichkeitsprognosen und maschinelle Lernmaschinen sind in der Lage, mehrere Nachfragevariablen zu berechnen, um automatisch eine zuverlässige Nachfrageprognose in einer unsicheren, volatilen Umgebung zu erstellen. Das ermöglicht die Modellierung alternativer Ströme und Netzwerke und garantiert die Einhaltung von Service-Richtlinien.
  2. Dynamische, mehrstufige Routing-Tools: Wenn ganze Kanäle nicht mehr verfügbar sind, ist es wichtig zu verstehen, ob zum Beispiel die aus China oder Italien erwarteten Lieferungen umgeleitet oder aus anderen Ländern bezogen werden müssen. Ein System, das Bestellkalender, Einschränkungen und Zeitpläne verschieben kann, wird dazu beitragen, dass wichtige Güter dort verfügbar bleiben, wo sie benötigt werden.
  3. Automatisierte und optimierte Fair-Share-Allocation: Wenn bei Knappheit nur 60 Prozent der Nachfrage gedeckt werden kann, ist es wichtig, durch Optimierung und Automatisierung die beste Art der Zuteilung dieser Ressourcen zu bestimmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Toilettenpapier. Diese Zuteilung kann auf der Grundlage des relativen Volumens des Kundengeschäfts oder auf der Grundlage der bisherigen Leistung in verschiedenen Märkten erfolgen.
  4. Ausnahmemanagement: Die gesamte Lieferkette mag in Krisensituationen wie eine einzige Ausnahme anmuten. Dennoch sollten Unternehmen priorisieren und menschliche Emotionen möglichst zurückstellen. Ein Ausnahme-getriebenes System, das den Schwerpunkt auf Prioritäten legt, ist weitaus effizienterer als der kostspielige reaktive Prozess, mit denen viele Unternehmen auf Krisen reagieren.

Supply-Chain-Planung: Auf verändertes Marktverhalten einstellen

Auf alles vorbereitet zu sein bedeutet, dass Unternehmen jedes hypothetische Zukunftsszenario automatisch und schnell in eine Reihe von zeitgerechten und angemessenen Entscheidungen umsetzen können. Viele unserer Kunden nutzen digitale Supply-Chain-Planung, um sich schneller und besser auf das durch den Coronavirus veränderte Marktverhalten einzustellen.

Ein US-amerikanisches Fertigungsunternehmen bezieht zum Beispiel Teile von mehreren chinesischen und italienischen Zulieferern. Während des derzeit eingeschränkten Angebots arbeitet der Hersteller eng mit diesen Zulieferern zusammen, um zu verstehen, wie sich deren Lieferangebot ändern könnte, um die aktuelle Lagerposition innerhalb des Hersteller- und des Vertriebsnetzes auszugleichen und um mögliche Einbrüche der Nachfrage in den USA und Europa zu modellieren.

Die Corona-Krise hat womöglich den wirtschaftlichen Abschwung eingeläutet, von dem wir wussten, dass er sich irgendwann am Horizont abzeichnen würde. Wie bei der Finanzkrise müssen Unternehmen nun schnell reagieren und sich auf alle möglichen Szenarien vorbereiten. Digitale Supply-Chain-Planung hilft dabei, die Auswirkungen auf die Lieferkette abzufedern und unterstützt die Geschäftskontinuität.

ToolsGroup Adorno
Mauro Adorno ist Managing Director Europe bei ToolsGroup.

Über den Autor: Mauro Adorno ist Managing Director Europe bei ToolsGroup. Der Experte für Supply-Chain-Planung hilft seinen Kunden dabei, Nachfragevolatilität und Komplexität in der Supply Chain zu überwinden und hervorragende Servicequalität bei reduzierten Lagerbeständen zu erzielen. (sg)


Teilen Sie die Meldung „Supply-Chain-Planung: Wie Unternehmen nach der Krise wieder wachsen“ mit Ihren Kontakten:


Scroll to Top