17.02.2021 – Kategorie: Geschäftsstrategie
Strategieentwicklung: Mehr Agilität durch die Methode der Strategie Sprints
Die Strategieentwicklung erscheint oft als abstrakter Prozess, der in vagen Ergebnissen mündet. In der Folge treffen Unternehmen hohe Investitionsentscheidungen für digitale Kanäle, die dann hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die agile Methode des Strategie Sprints richtet sich an den Kundenbedürfnissen aus und bietet so einen realen Mehrwert.
Ein klassisches Problem aus der Praxis: Unternehmen investieren Zeit, Geld und Ressourcen in einen neuen Onlineshop oder eine Webplattform, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Doch der Webshop generiert keinen nennenswerten Umsatz und der erhoffte Traffic bleibt aus. Eine schwierige Situation, denn E-Commerce ist nicht nur eine zentrale Komponente der Strategieentwicklung, sondern auch ein äußerst wichtiger Vertriebskanal.
Die Ursachen für den ausbleibenden Erfolg können vielfältig sein: eine zu hohe Komplexität, die falschen Produkte oder umständliche transaktionale Prozesse. Vielleicht ist das Gesamterlebnis nicht kundenfreundlich oder der Go-Live wurde nicht von geeigneten Aktivierungsmaßnahmen begleitet. Oft stellt der Launch eines Shops ein weiteres Silo innerhalb der Systemlandschaft im Unternehmen dar, wodurch die ungenügende Performance und Kunden- sowie Produktdatenqualität erklärt werden kann.
Strategie Sprint: Strategieentwicklung ohne Hindernisse
Der sogenannte Strategie Sprint, den die Digitalagentur ecx.io – Teil von IBM iX, bereits mit einer Vielzahl an Kunden durchgeführt hat, kann ein solches Szenario verhindern. Hier wird eine ganzheitliche, integrative Roadmap entwickelt, mit der das angestrebte Ziel sowohl qualitativ als auch quantitativ erreicht wird. Die Strategieentwicklung ist dabei eben kein theoretisches oder zeitintensives Konzept ohne präzise Ergebnisse, das aufgrund veränderter Anforderungen bei der Fertigstellung schon wieder obsolet ist.
Beim Strategie Sprint wird Strategieentwicklung an den Bedürfnissen von Kunden, Markt und Unternehmung ausgerichtet und die Konzeptionsphase bewusst beschleunigt. Da in diesem Prozess Strategie als etwas Dynamisches verstanden wird, liefert der Strategie Sprint schnell konkrete und zielgerichtete Ergebnisse. Diese können unterjährig überprüft und falls nötig angepasst werden. ecx.io hat den Strategie Sprint als Ergänzung zu den bewährten Design Sprints entwickelt, die eine schnelle und transparente Konzeptionsphase ermöglichen und an deren Ende technisch umsetzbare sowie werthaltige Ergebnisse stehen.
Die Vorgehensweise: In fünf Tagen zur Roadmap
Der modulare Aufbau des Strategie Sprints ermöglicht es, die einzelnen Arbeitsergebnisse an die jeweilige Zielgruppe anzupassen. So werden innerhalb von fünf Tagen durch kollaborative Workshops strategische Initiativen aus den Dimensionen Business, Design und Technologie entwickelt und am Ende in einer Roadmap zusammengefasst. Mit dem Kunden wird zunächst das erwartete Zielbild abgestimmt und darauf aufbauend die benötigten Bausteine und Rollen definiert. Voraussetzung für den Erfolg sind eine sorgfältige Vorbereitung sowie die Sichtung der vorliegenden Daten, Materialien und Gegebenheiten. Dazu zählen bestehende Strategiekonzepte, Customer Journey und Personas sowie die aktuelle Systemlandschaft.
Eine reibungslose Durchführung steht und fällt außerdem mit der Beteiligung der richtigen Personen und der zeitgenauen Planung der Module. Durch die schnelle Konzeption kann die Roadmap unterjährig überprüft und wenn nötig angepasst werden. Damit ist der Strategy Sprint ein vielseitiges Instrument, um konkrete Handlungsfelder zu identifizieren, eine komplette Strategie zu entwickeln und schnell valide Resultate zu erzielen. Die Strategieentwicklung erfolgt in Workshops an fünf Tagen:
Tag 1: Kick-Off und Scoping
Der Kick-Off dient zum gegenseitigen Kennenlernen und der Vorstellung der Module und des Ablaufs des Strategie Sprints. Dabei ist es wichtig, dass die Projektziele und die Projektvision auf die übergeordneten, strategischen Ziele einzahlen. Abhängig davon wird der Fokus des Projekts ausgerichtet, etwa auf Kundensegmente oder jene Produkte, die anteilig den meisten Umsatz generieren. Hier gilt: lieber weniger, aber dafür die richtigen Segmente auswählen.
Da der Strategieprozess dynamisch ist, wird die Analyse einzelner Kundensegmente iterativ betrachtet. Die Erkenntnisse können jederzeit in die Strategie, beispielsweise eine Commerce Strategie – aufgenommen werden. Weiterhin gilt es Abhängigkeiten zu identifizieren: Wer sind potenzielle Botschafter? Welche Prozesse könnten mögliche Hindernisse darstellen? Hier helfen Tools wie zum Beispiel Stakeholder Maps und Premortem.
Tag 2: Pains und Gains bei der Strategieentwicklung
Auf Basis der Überlegungen des Vortags und der Daten, die zur Vorbereitung auf den Strategie Sprint gesichtet wurden, beginnt nun die kollaborative Analyse der definierten Kundensegmente. Entsprechend des Ansatzes Enterprise Design Thinking wird sich in erster Instanz auf die Schmerzpunkte des Kunden und in zweiter Instanz auf die Definition der entsprechenden Lösung konzentriert, die dann den größten Mehrwert bringen, wenn sie existentielle Herausforderungen adressieren.
Idealerweise wird dieses Modul nicht nur mit dem Projektpartner, sondern auch mit Vertretern der Endkunden durchgeführt. Die Ergebnisse bilden eine Annahme, die es zu validieren gilt. Der Endkunde bewegt sich oft nur in dem ihm bekannten Lösungsraum. Es gilt daher, seine Herausforderungen und Motivation zu verstehen und eine entsprechende Lösung zu entwickeln, die entweder radikal neu oder deutlich besser umgesetzt ist als die der Wettbewerber. ecx.io – Teil von IBM iX stellt dafür die Aktivitäten der Zielgruppen in Szenarien dar und leitet die Herausforderungen ab. Zum Einsatz kommen Tools wie Pains & Gains oder Scenario Mapping.
Tag 3: Service Blueprint
Am dritten Tag wird aus den gewonnenen Erkenntnissen ein Zielbild entwickelt. Es löst die identifizierten Schmerzpunkte und adressiert die Motivation der Zielgruppen. Dabei gilt es, sich vom Status quo frei zu machen, um die optimalen Lösungen zu finden. Wie soll die Interaktion mit dem Endkunden künftig aussehen, welche (digitalen) Services helfen dabei, ein unvergessliches Kundenerlebnis zu gewährleisten? Welche Aktivitäten führt der Endkunde idealerweise an welchen Touchpoints aus? So lauten zentrale Fragestellungen, die es zu berücksichtigen gilt.
Damit das zukünftige Kundenerlebnis wünschenswert, aber auch rentabel und technisch umsetzbar ist, erfolgt die Zusammenarbeit interdisziplinär, um die Expertise verschiedener Bereiche optimal zu nutzen. Die Customer Journey wird nun auf eine technische Basis gestellt: Welche Kundensignale werden an welchem Touchpoint verarbeitet? Welche Daten werden erhoben? Welche Fähigkeiten helfen das Kundenerlebnis am entsprechenden Touchpoint umzusetzen? Am Ende des Tages steht ein Service Blueprint, der die technischen Anforderungen skizziert. Das Besondere: Die Anforderungen wurden direkt aus den Kundenbedürfnissen abgeleitet. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass diese auch für Endkunden relevant sind.
Tag 4: Zielarchitektur und Fit-Gap-Analyse
Die identifizierten Anforderungen werden nun in eine Zielarchitektur übertragen. Hierzu wird die IBM iX Referenzarchitektur genutzt, die vor allem auf Micro-Services und Headless-Funktionalität basiert und somit Flexibilität und Skalierbarkeit garantiert. Wichtig ist, dass die angestrebte Architektur nicht mit grundlegenden Eckpfeilern der Plattform-Vision oder IT-Strategie kollidiert.
In der Folge werden Ist- und Soll-Zustand mit Blick auf die benötigten Fähigkeiten und Daten abgeglichen. Die hierdurch identifizierten Lücken sind als Handlungsfelder zu verstehen. Sie werden priorisiert und hinsichtlich ihrer Abhängigkeiten zueinander bewertet. Darüber hinaus werden weitere Handlungsfelder aus Unternehmens- und Kundensicht abgeleitet, bewertet und priorisiert. Bei Bedarf werden sie in kleinere Maßnahmen heruntergebrochen.
Tag 5: Roadmap für Strategieentwicklung und Ergebnispräsentation
All diese Informationen geben Aufschluss darüber, welche Handlungsfelder in welcher Reihenfolge auf der Roadmap abzubilden sind. Das Ergebnis zeigt, wie der Kunde dem gewünschten Zielbild konkret näherkommen kann und wann welche Maßnahmen erfolgen sollen. Auch die Schätzung von Aufwänden sowie Business Modelle der einzelnen Initiativen sind mit inbegriffen. Die Resultate können stetig validiert, erweitert und angepasst werden.
Nun gilt es, die identifizierten Maßnahmen umzusetzen, aber auch weiterhin konzeptionell zu begleiten. So können die skizzierte Customer Journey und einzelne Touchpoints mittels Co-Creation prototypisiert und validiert werden. Die Fähigkeiten können dann den besten Lösungsanbietern zugeordnet und die Business Modelle durch Business Cases betriebswirtschaftlich ausgearbeitet werden. Am Ende erfolgt die Umsetzung der definierten Lösungen.
Strategieentwicklung: Klarheit über Ziele und Maßnahmen
Der Strategy Sprint bietet ein transparentes Strategiekonzept, das in Zusammenarbeit mit involvierten Mitarbeitern und Stakeholdern und mit Nähe zum Business Modell und Kunden – unter Berücksichtigung der technologischen Möglichkeiten – entwickelt wurde. Unternehmen gewinnen damit innerhalb von wenigen Tagen Klarheit über ihre strategischen Ziele und die Maßnahmen, die sie dafür umsetzen müssen.
Die identifizierten Maßnahmen gilt es anschließend mit Blick auf die Zielerreichung umzusetzen, aber auch weiterhin konzeptionell zu begleiten. So können die skizzierte Customer Journey, aber auch die einzelnen Touchpoints validiert werden. Schließlich kann die definierte Lösung technisch umgesetzt werden. (sg)
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Über den Autor: Maximilian Anger ist Senior Business Designer bei ecx.io – Teil von IBM iX. Er gehört zum Business Design & Digital Strategy Team. Als Business Designer kombiniert er Business Strategy Expertise mit einem Design-Mindset, um menschenzentrierte Business-Initiativen zu entwickeln. Als Design-Thinking-Coach sind Workshops sein Spezialgebiet. Damit unterstützt er Kunden dabei, ihre digitale Strategie zu operationalisieren und ihr Geschäftsmodell und ihre Services zukunftsfähig zu machen.
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