16.12.2015 – Kategorie: IT

Standardsoftware versus Individualsoftware

Überblick über die Systeme bei der Produktionsstraße von Fuchs Lubritech.

Wie B2B-Unternehmen Standardsoftware mit Individualprogrammierungen passgenau kombinieren: die Firma Fuchs Lubritech aus Kaiserslautern, Anbieter von Spezialschmierstoffen und Trennmitteln, ist ein Beispiel aus der Praxis. Von Jan Entzminger

Rund drei Viertel der B2B-Unternehmen setzen ihre Webapplikationen auf standardisierten Systemen auf. Sie sparen Zeit und Geld und sind überaus erfolgreich. Andere unterliegen dem Diktat ihres speziellen Sortiments. Sie kommen nicht umhin, komplett bei null zu starten und ihre Systemarchitektur passgenau zu programmieren. Gewiss zahlt sich das irgendwann aus, doch der Aufwand ist enorm.

Vorgegebene Ziele feinjustieren und Vorteile kombinieren

Und dann gibt es Fuchs Lubritech aus Kaiserslautern, einer der führenden Anbieter von Spezialschmierstoffen und Trennmitteln. Das  Unternehmen aus dem Fuchs-Petrolub-Konzern kombiniert Standardsoftware mit maßgeschneiderten Programmierungen – und trifft ins Schwarze: Die Klickraten der Website haben sich seit dem Relaunch verdoppelt. Dafür gibt es gute Gründe:

  • die Produktdatenbank bündelt zielgruppengerecht und multilingual
  • die Produktsuche funktioniert verlässlich, auch über Ländergrenzen hinweg
  • Kunden erhalten tagesaktuell individualisierte Produktinformationen und Sicherheitsdatenblätter
  • die Suchmaschinen-Visibility ist deutlich besser
  • dank Responsive Webdesign machen mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets die Marke in bester Bild- und Layout-Qualität mobil erlebbar
  • die Redaktion und Wartung der Website im laufenden Betrieb ist einfach geregelt und überschaubar
  • die Wartung ist schlank organisiert und kostenbewusst
  • die technische Plattform ist sehr flexibel und erweiterbar und update-kompatibel
  • die technische Infrastruktur ist dokumentiert und bleibt nachvollziehbar

So einfach diese Ansätze klingen, so weit entfernt davon war die Realität beim Projektstart. Grund genug für den Dienstleister, den Relaunch der Webseite intensiv vorzubereiten. Denn komplexe Projekte sind keine Selbstläufer. Jeder Internetauftritt zeigt, wie professionell sich ein Player am Markt präsentiert. Umfangreiche Projekte sind überdies eine Investition mit wenig Frustrationstoleranz der Budget­wächter. Letztlich sind die Vor- und Nachteile der „Ware von der Stange“ mit den Bedingungen abzuwägen, die an „Maßanzüge“ geknüpft sind.
Der kluge Schachzug von Fuchs Lubritech war es, den Relaunch auf der alten TYPO3-Website aufzubauen, diese bedarfsgerecht zu optimieren und passgenau zu erweitern. Denn der Aufwand für die Adaption dieser Open-Source-Standardsoftware ist von vornherein gut kalkulierbar. Dort können die Redakteure Benutzer unkompliziert definieren, Rechte einräumen und Seiten im Layout anlegen. Eine gute Basis, um den weitaus ambitionierteren Auftrag zu erfüllen, den Großrechner IBM AS 400 aus der Produktion mit der Produktdatenbank im Netz zu koppeln. Gründe der Sicherheit sprachen eindeutig dagegen, die beiden Plattformen direkt miteinander zu verbinden. Also richtete sich der Fokus mehr und mehr auf eine ergänzende, individuelle Lösung.

Projektleiter Markus Günther, Marketing, Fuchs Lubritech.

 

„Reverse-Engineering“ schafft notwendige Transparenz

Ein „Vor-Projekt“ diente der Analyse des Status quo und führte schnell zu der Erkenntnis: Nur ein „Reverse-Engineering“ schafft Transparenz. Zwar existierten diese Prozesse zum Datenaustausch. Sie wurden jedoch nie dokumentiert. Nun war es möglich, die Abläufe besser zu verstehen, sie zu professionalisieren und wesentlich zu verschlanken, Wartung und Pflege inklusive. Hinzu kam die Dokumentation der Daten, die Fuchs Lubritech selbst handlungsfähig erhält und davor bewahrt, sich langfristig an Externe zu binden. Wie gut TYPO3 konfiguriert wurde, entscheidet wesentlich darüber, ob sich das Redaktionssystem komfortabel pflegen lässt. Weist die herkömmliche TYPO3-Seite Schwächen auf, werden oft Zweifel laut. Wer sein Handwerk versteht, kann TYPO3 programmiertechnisch wesentlich aufwerten, dessen Stärken demonstrieren und Betreibern der Seite Mut machen. Es lohnt sich also, richtig tief zu graben. Ein weiteres Argument, das für ein Vor-Projekt spricht: Auftraggeber und die Partner für die technische Realisierung durchleben einen Schulterschluss, der gegenseitiges Verständnis fördert, Aufwand nachvollziehbar macht und deren Zusammenarbeit fördert.

Lösungen finden und Kunden binden

Bei Fuchs Lubritech generiert im Produktionsprozess an der Fabrikstraße der Großrechner IBM AS 400 Produktinformations- und Sicherheitsdatenblätter anhand der Produktbestandteile. Ein Skript aggregiert die Daten und verwandelt sie in ein versandfertiges PDF-Dokument. Über eine Schnittstelle gelangen die Dokumente auf einen SFTP-Server. Zusätzlich gibt eine Datenbank vor, wie die Produktinformationen und Sicherheitsblätter im PDF-Format mit den Artikeln des gesamten Sortiments zusammenhängen. Hinter den Kulissen im Hosting-Bereich liegen diese Dokumente in einer sicheren Zone, die ausschließlich für Berechtigte zugänglich ist. Dort können User Informationen einsehen, die Inhalte jedoch nicht verändern. Eine erweiterte TYPO3-Funktion dupliziert diese Dokumente und Daten regelmäßig auf den Webserver und weist sie dort in der eigens in TYPO3 entwickelten Produktdatenbank den Artikeln zu. JavaScript-Filter ermöglichen Kunden, zu ihren Wunsch-Produkten zu gelangen. Die Suche im Gesamtkatalog ist damit hinfällig. Außerdem sind via Schnellsuche Produkte mit deren Artikelnummer zu finden. Der Download-Bereich der PDF-Informationen ist selbstverständlich passwortgeschützt. Dort können User, die mit entsprechenden Rechten ausgestattet sind, sogar auf Produkte zugreifen, die einem exklusiven Nutzerkreis vorbehalten sind.

Überblick über die Systeme bei der Produktionsstraße von Fuchs Lubritech.

 

Standards flexibilisieren und Individuelles kalibrieren

Standardlösungen sind längst nicht mehr gleichbedeutend mit in Blei gegossenen Anwendungen. Kernfunktionen flexibel zu nutzen und individuell zu erweitern, kann so budgetschonend wie sinnvoll sein. Hinzu kommt, dass TYPO3-Seiten von dem Wissen der Open Source Community profitieren. Wer Standards bedarfsgerecht neu konfiguriert oder mit eigenen Modulen erweitert, kann solide Lösungen finden. Wenn jedoch eine Software ein Unternehmen, seine Mitarbeiter oder Prozesse ausbremst, dann spricht vieles für eine Individualentwicklung – kombiniert mit Standards oder komplett neu. Wichtig ist es, dass Unternehmen sich Partner zur Seite stellen, die nicht nur mit-, sondern vorausdenken und fit in beiden Alternativen sind. IT-Systemhäusern fehlt genauso wie herkömmlichen Internet-Agenturen oft die nötige Kenntnistiefe beider Disziplinen. Zweit- und Drittmeinungen bringen Licht ins Dunkel. ak

Autor: Jan Entzminger ist Geschäftsführer der blindwerk neue Medien GmbH in Rhodt unter Rietburg.


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2 Kommentare zu „Standardsoftware versus Individualsoftware“

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