06.12.2021 – Kategorie: Digitale Transformation

Stammdatenverwaltung: Komplexe Daten intelligent organisieren

StammdatenverwaltungQuelle: Serg-DAV / Shutterstock

Die Menge des zu bewältigenden Datenvolumens in Unternehmen steigt. Zugleich wachsen die Anforderungen der Kunden an digitale Produktdaten. Die Lösung liegt in einer effizienten Produktstammdatenverwaltung. Die Lenze-Gruppe, ein Hersteller von Antriebstechnik und Automation, zeigt, wie es geht.

Der Wert der vorhandenen Daten wird größer, wenn diese nicht nur in einem Unternehmensbereich verfügbar sind. Das hat die Lenze-­Gruppe, ein Automatisierungsunter­nehmen für den Maschinenbau aus Süd-Nieder­sachsen, erkannt und seine Daten- und Systemlandschaft mit intelligenter Stammdatenverwaltung neu geordnet.

Stammdatenverwaltung: Lästiges Übel?

Bei allem Erfolg machte dem 1947 gegründeten Familienunternehmen nach und nach die steigende Menge des zu bewältigenden Datenvolumens bei gleichzeitig steigenden Kundenanforderungen an digitale Produktdaten zu schaffen. Ursache dafür sind Big Data, das Internet der Dinge und maschinell erstellte Informationen.

Stimmige Produktdaten

Lenze sah sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung mit vielen Fragen konfrontiert: Wie funktioniert die Verbindung und Zentralisierung von digitalen Produktdaten? Wie stelle ich die für Industrie 4.0 nötige Zu­verlässigkeit und Aktualität der digitalen Produktdaten sicher, und wie orga­nisiere ich das globale Management der Daten?

Bei einer Überprüfung der Datensilos ergaben sich einige Problemfelder: isoliert gespeicherte, doppelt ­vorhandene sowie fehlerhafte und nicht vertrauenswürdige Produktdaten. Bei Lenze kam noch eine Besonderheit hinzu: Die hier hergestellte Antriebstechnik für die Fabrikautomation weist eine extreme Komplexität und Varianz auf.

Allein vom Inverter gibt es sieben verschiedene Produktfamilien. Genaugenommen sind es 40 physikalische Leistungsstufen pro Familie, was rechnerisch 280 mögliche Grundausführungen ergibt. Dabei sind jeweils 20 weitere Ausführungen möglich, also 5.600 Varianten, und bei jeder Ausführung stehen wiederum 150 Motoren und 9.000 Getriebe zur Auswahl – für die Verwaltung eine große Herausforderung.

Effiziente Stammdatenverwaltung

Das Unternehmen wollte zudem die vorhandenen Daten im gesamten Unternehmen effizient teilen und die Produktdaten für mehrere Vertriebskanäle syndizieren. Ziel war es, den Kunden Daten und Informationen so zur Verfügung zu stellen, damit auch sie die Vorteile, die durch digitale Daten entstehen, optimal nutzen können. Für die Verbindung und Zentralisierung der digitalen Produktdaten gab es eine Lösung: Die Einführung einer effizienten Produktstammdatenverwaltung.

Bei den Anforderungen an ein Tool zum Produktdatenmanagement gilt es, einiges zu berücksich­tigen: So sollte das verwendete Datenmodell Redundanzfreiheit, Standardisierung und Normalisierung ermöglichen. Im integrierten Freigabemanagement sind die Bereiche Pflege/Ablage und Ausgabe strikt zu trennen. Über technische Interfaces müssen verschiedene Datenformate (XML, JSON) hochgeladen und fremde Input- und Output- Strukturen verarbeitet werden können. Integrierte Workflows sorgen für reproduzierbare Abläufe; ein Input Quality Gate sichert die Datenqualität.

Stammdatenverwaltung
Digital Engineering bei Lenze: Automatisierung so einfach und effizient wie möglich“ (Foto: Lenze)

Lenze entschied sich für die Master Data Management (MDM)-Plattform STEP von Stibo Systems, die die Firmengruppe bei den Heraus­forderungen der Industrie 4.0, auf dem Weg zum digitalisierten Unternehmen mit weitgehender Automatisierung aller Geschäftsprozesse, unterstützen soll. Um dieses Vorhaben zu realisieren, musste Lenze alle Produktdaten erfassen und organisieren, um diese an die unterschiedlichen Anforderungen anzupassen. Ziel war es, mit einem Single Point of Truth die Produktdaten im gesamten Unternehmen möglichst redundanzfrei zu managen, um Drittsysteme und Kunden zuverlässig mit Daten versorgen zu können.

Stibo Systems hat dafür zusammen mit dem Unternehmen einen Lösungsansatz erarbeitet: Die Entwicklung eines internen Datenmodells, das unabhängig von Datenlieferanten und -abnehmern standardisiert, normalisiert und redundanzfrei Daten an Abnehmer liefert. Interne Daten werden für einzelne Abnehmergruppen zusammengestellt und an den Abnehmer übergeben.

Interne Abnehmer der Daten sind bei Lenze zum Beispiel das ERP-­Sys­tem, der Webshop sowie einige technische Tools. Externe Abnehmer sind Webshops von Händlern sowie Bereitstellungen in den Datenaustauschformaten ETIM und [email protected] in verschiedenen Versionen und Datenstrukturen. Das Datenmodell kann auch Terminologie-Management übernehmen, rund 20 Fremdsprachen bearbeiten und den Input per WEB-UI optimieren.

Nicht nur Daten sammeln

Es geht bei der Digitalisierung und der Vorbereitung auf Industrie 4.0 mit einem intelligenten Datenmodell nicht darum, Daten zu sammeln, sondern vor allem darum, sie zu organisieren und zu managen. Es geht zusammengefasst darum, Komplexität zu organisieren. Cleveres Datenmanagement (Stammdatenverwaltung) ist die Voraussetzung für Digitalisierung, IoT und letztlich auch für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning.

Multidomain Master Data Management ist der Schlüssel, um die Datenqualität im gesamten Unternehmen zu verbessern, Daten aus verschiedenen Silos im Unternehmen zusammenzuführen, zu bereinigen, anzureichern und zu validieren. Von den dadurch erzielten durchgehend einheitlichen Datensätzen und der Datentransparenz profitieren alle Unternehmensbereiche. Intelligentes Stammdatenmanagement bedeutet auch einen minimierten Pflegeaufwand und Speicherverbrauch und ermöglicht langfristig eine Kostenreduzierung des Aufwands für die Datenpflege.

Die digitale Transformation verändert die grundlegenden Rahmenbedingungen – nicht nur für Produktionsunternehmen. Denn die Fähigkeit zur Spezifikation, Entwicklung, Implementierung, Lieferung und Instandhaltung umfassender Software-Systeme und insbesondere interoperabler, digitaler Produkte wird in einem digital transformierten Markt für alle von entscheidender Bedeutung sein.

Es spricht also alles für das Niederreißen der bestehenden Datensilos und für die digitale Transformation mit intelligenten Lösungen auf Grundlage einer speziell entwickelten Stammdaten-Plattform. Die Lenze-Gruppe kann ihren Kunden dank der Umstellung nun neue Leistungen schneller zur Verfügung stellen und sich dadurch Wettbewerbsvorteile verschaffen.

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Stammdatenverwaltung
Bild: Stibo Systems

Der Autor: Christian Oertzen ist President EMEA & APAC und Geschäftsführer bei Stibo Systems.


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