13.12.2021 – Kategorie: Digitale Transformation

Staatliche Förderprogramme: So können KMU profitieren

Nicht nur während der Finanzkrise 2009 – 2013 und aktuell während der Corona Krise seit März 2020 hat sich deutlich gezeigt, dass die rund 3.000 Öffentlichen Förderprogramme für kleine und mittelgroße Unternehmen ein echter Mehrwert sind. Erst recht für Digitalisierungsvorhaben.

Staatliche Förderprogramme für KMU können ein Scheitern im Alleingang verhindern: Ein Maschinenbauer aus Niedersachsen hatte für Anfang 2020 geplant, für sein stetiges Wachstum neue und zusätzliche Maschinen und Werkzeuge zu kaufen. Zudem stand ein Umzug in eine grössere Halle zur Disposition. Mit dem neuen Equipment sollte schließlich auch noch die Entwicklung eines Bauteils vorangetrieben werden, drei neue Mitarbeiter waren vorgesehen. Geplantes Volumen über zwei Jahre: runde 670.000 Euro! Seine Hausbank wollte nicht mehr als 420.000 Euro bewilligen, der Zinssatz bewegte sich im Mittel bei 3,95 Prozent p. a. auf zehn Jahre. Gescheitert ist dies zuletzt an der zu geringen Eigenkapitalbasis beim Unternehmer.

Staatliche Förderprogramme für den Erfolg

So können Investitionsvorhaben erfolgreich sein: Durch den Ansatz, dies alles durch staatliche Förderprogramme zu realisieren, konnte der Unternehmer letztlich seine Vorstellungen Ende 2020 umsetzen. Der Zinssatz von 1,03 Prozent p. a. war nur ein „Golden Nugget“ für ihn. Die Bewilligung von 220.000 Euro Subventionen (nicht rückzahlbare Mittel) war ein weiteres Goldkörnchen für ihn. Hinzu kamen noch ein paar Highlights. Zum Beispiel, dass er in den ersten beiden Jahren nur Zinsen bezahlt (Tilgung beginnt erst im 3. Jahr), und dass der Staat einen grossen Anteil der Haftung übernimmt.

Wer denkt: „Das ist doch ein Einzelfall“, dem kann ich sagen. Nein, keineswegs!

Schritt halten im Wirtschaftsaufschwung

Die angesehene KfW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib erklärte vor Kurzem: „Die Konjunkturampel springt auf Grün, die Unternehmen blicken zuversichtlich nach vorn und sind startklar für die Erholung. Parallel zur steigenden Stimmung in der Wirtschaft schalten die betrieblichen Beschäftigungspläne auf Expansion!“ Der monatliche Geschäftsklima-Index wird vom ifo-Institut zusammen mit der KfW Förderbank ermittelt: die Aussichten für den deutschen Mittelstand sind gut.

Die Auftragslage bei den grossen exportorientierten Unternehmen sei wieder auf Vor-Corona-Niveau, wovon zahlreiche kleiner Zulieferer in hohem Masse profitieren. Jedoch um dort Schritt halten zu können, ist es notwendig und erforderlich zu investieren. Gemeint sind Investitionen in moderne Maschinen, Personal, Entwicklung und in Digitalisierung.

Das jedoch kostet die KMU´s viel Geld, und die häufig schwache Eigenkapitalausstattung steht Investitionen im Weg. Umso wichtiger ist es für die KMU´s gerade jetzt, sich rechtzeitig und intensiv mit den zahlreichen Möglichkeiten der Öffentlichen Fördergelder auseinander zu setzen. Wer jetzt einen Wust an Bürokratie vermutet, dem sei gesagt: Nein, es wirklich nicht so schwierig, Fördermittel zu beantragen. Allerdings gilt es ein paar Regeln zu beachten, und ja, es nimmt sicher auch etwas Zeit in Anspruch.

Staatliche Förderprogramme nutzen: So funktioniert es!

  1. Man muss das sogenannte Vorantrag-Stellungs-Prinzip beachten. Das bedeutet, dass man erst einen positiven Bescheid vorliegen haben muss, bevor Unterschriften auf Kaufverträge und dergleichen gesetzt werden.
  2. Rechnen Sie mit durchschnittlich 3-4 Monate Zeit, vom Beginn eines Vorhabens bis hin zum Bescheid eines Instituts.
  3. Formulieren Sie einen strukturierten und auf das Projekt hin fokussierten Businessplan. Hier reichen meist um die 20 Seiten. Ohne Kapital von Banken, Institutionen und / oder möglichen Privat-Investoren geht es in der Regel nicht. Die Geldgeber, allen voran die steuersubventionierten Fördermittel-Institute, fördern nur Projekte, denen ein fundierter Businessplan nebst einem überzeugenden Finanzplan zugrunde liegt. Der Businessplan ist somit das Fundament zur Umsetzung einer Geschäftsidee und dient dazu, das für die (weitere) Entwicklung des Unternehmens notwendige Kapital zu beschaffen. Leider wird immer öfter kolportiert, dass der Businessplan „nur für den Geldgeber“ verfasst wird, und Papier ja bekanntlich geduldig sei. Das ist ein großer Irrtum, denn dieses Dokument stellt in erster Linie eine wichtige Arbeitsgrundlage für Sie als Unternehmer dar.
  4. Nehmen Sie sich Zeit, den Finanzplan ordentlich und eher konservativ zu kalkulieren. Angebote dürfen Sie sich schon vorher einholen. Ein solider kalkulierter Finanzplan umfasst in der Regel die kommenden 36 Monate. Berücksichtigen Sie dabei mögliche Eventualitäten, insbesondere bei F&E Massnahmen können sich Prozesse schon mal um 1-2 Quartale verzögern. Konsultieren Sie gegebenenfalls hier auch Ihren Steuerberater.
  5. Bereiten Sie eine Argumentationsmatrix für das Gespräch mit Ihrer Hausbank, bzw. im Falle von F&E, mit dem Förderinstitut vor.
  6. Gehen Sie nicht davon aus, dass die Hausbank wirklich Ahnung und Kenntnisse von Staatlichen Fördermitteln für KMU´s besitzt.
  7. Stellen Sie die banküblichen Unterlagen chronologisch zusammen: Bilanzen der vergangenen drei Jahre, aktuelle BWA nebst SuSa, HR Auszug, …
  8. Warten Sie das Ergebnis ab, und legen Sie los!

Einige Programme sind einheitlich in den Bundesländern geregelt, es gibt dabei minimale Unterschiede bei Zins und Förderhöhe. Jedoch behält sich jedes Bundesland vor, eigene Programme aufzulegen, und diese sind teilweise sehr interessant.

Bei den meisten Förderprogrammen beträgt die Mindestsumme 25.000 Euro, die maximale Höhe liegt meist bei 10 Millionen Euro, also in der Regel absolut ausreichend für die KMU´s.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) stellt auf seiner Homepage eine Förderdatenbank zur Verfügung. Wenn Sie nach einem passenden Förderprogramm suchen, müssen Sie jedoch konkrete Vorstellungen haben, welche Art von Unterstützung Sie suchen. Es lohnt sich, die „Golden Nuggets“ ausfindig zu machen – heute mehr, denn je!

Was können KMU´s mit Öffentlichen Fördergeldern realisieren?

  • Erwerb eines Konkurrenten oder Zulieferers, auch als tätige Beteiligung an einem Unternehmen (auch im Ausland!)
  • Unternehmens–Nachfolge
  • Kauf eines Grundstücks oder einer Gewerbeimmobilie einschließlich der Erschließungskosten, ggf. nebst individuellem Umbau
  • Baukosten für Neubau, Umbau, Sanierung, Renovierung eines Gebäudes
  • Büroausstattung und andere Einrichtungsgegenstände für die Geschäftsräume
  • Ausstattung von Betrieb oder Ladenlokal
  • Aufbau und Ausbau des Warenlagers
  • Liquiditätsbeschaffung und Betriebsmittel, damit der laufende Geschäftsbetrieb gewährleistet ist, ggf. teilweise auch Refinanzierung von teureren Kontokorrent-Verpflichtungen
  • Computer, Drucker, andere Hardware sowie Software (CRM, ERP, …)
  • Erwerb von Maschinen, Werkzeugen, Anlagen und anderen Einrichtungen
  • Anschaffung und ggf. individueller Umbau von Firmenfahrzeugen
  • Leasingkosten für Fahrzeuge und Maschinen
  • Ausgaben für Patente, Lizenzen und andere immaterielle Investitionen
  • Aufbau und Ausbau eines Breitbandnetzes,
  • alle Digitalisierungsmaßnahmen
  • … und noch vieles mehr

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Staatliche Förderprogramme
Bild: privat

Der Autor Thomas M. Bettini ist Management- & Fördermittelberater für KMUs in Deutschland.


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