15.12.2021 – Kategorie: Digitale Transformation
Schnittstellentechnologie: Welche Möglichkeiten sich für die Logistik ergeben
Welche Bedeutung die Schnittstellentechnologie in einem fragmentierten Markt hat, welche Möglichkeiten sie bietet und wie damit einhergehende Herausforderungen gelöst werden können, lässt sich sehr gut am Beispiel der Logistik aufzeigen. Vor allem Plattform-Modelle bewähren sich hier.
Schnittstellentechnologie in der Praxis: Der Logistikbranche wird ein geringer Digitalisierungsgrad sowie eine mangelnde Transparenz entlang der Lieferkette unterstellt. Fakt ist, dass bereits zahlreiche Anwendungen, Programme und Plattformen in den verschiedenen Sektoren zum Einsatz kommen, die Transparenz schaffen und zur Effizienzsteigerung beitragen.
Schnittstellentechnologie bringt Systeme zusammen
Doch vor allem der Straßengüterverkehr ist ein sehr heterogener Markt. Er ist geprägt von zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die zusammen mit großen Speditionen am Markt tätig sind.
Produktions- und Handelsunternehmen können in Europa auf ca. 570.000 Transportunternehmen zurückgreifen. Ungefähr 500.000 dieser Logistikunternehmen haben zehn oder weniger Mitarbeiter. Diese Unternehmen setzen teilweise auf unterschiedliche Systeme und Programme zur Abwicklung und Planung ihrer Prozesse ein. Dasselbe gilt für produzierende, importierende und exportierende Unternehmen.
Datenübermittlung an beteiligte Partner bedeutend
Die verschiedenen technischen Systeme und Anwendungen im Bereich des Transport- und Lieferkettenmanagements stellen eine besondere Herausforderung in der prozessualen Zusammenarbeit untereinander dar. Angefangen bei Warenmanagementsystemen und weiteren ERP-Lösungen z. B. in der Lager- und Intralogistik über Transport-Management-Systeme (TMS) sowie Anwendungen zur Sendungsverfolgung. Um allen potenziellen Kunden und Auftraggebern gerecht zu werden, müssten die zahlreichen Anwendungen und Programme in aufwendigen IT-Projekten miteinander verbunden werden, damit diese in der fragmentierten Systemlandschaft zur Verfügung gestellt werden können.
Hier geht es hauptsächlich um die Weitergabe relevanter Daten, d. h. der Informationen, die für den Transportprozess wichtig sind. Das betrifft u. a. die Disposition und umfasst beispielsweise konkrete Mengenangaben bzw. die Palettenanzahl und benötigte Fahrzeugkomponenten wie Zugmaschine und Aufliegertypen, Verladeort und -zeit etc. Denn vor allem im Straßengüterverkehr wird oft mit mehreren verschiedenen Partnern gearbeitet, die in den Prozess auch technisch eingebunden werden müssen. Das ist z. B. bei internationalen Transporten möglich, wenn eine Spedition mit regionalen Frachtführern zusammenarbeitet oder andere Spezialisten, wenn es z. B. um Gefahrengut geht. Übertragungsfehler können zu immensen Verzögerungen führen
Bilaterale Schnittstellen mit hohem Aufwand
Telematikdaten und ETA-Auskünfte sind gerade für das Yard- und Zeitfenstermanagement z. B. beim Be- und Entladen an der Rampe von großer Bedeutung. Dabei ist es suboptimal, wenn ein Partner einen Telematikanbieter nutzt, der nicht an das Rampenmanagement des Kunden angebunden ist. Hinzu kommt, dass die Digitalisierungsaffinität und Bereitschaft zum Teilen von Daten vor allem bei kleinen Transporteuren und Frachtführern teilweise sehr gering ausgeprägt sind. Der Mehrwert wird noch nicht auf allen Seiten erkannt. Doch genau die Verknüpfung dieser Programme und Systeme ist zur Optimierung und letztlich zur Resilienz der gesamten Supply Chain notwendig, wenn man die Vorteile, die die Digitalisierung bietet, auf allen Seiten des Transportprozesses nutzen möchte. Im Hof- und Rampenmanagement können Ressourcen dank Echtzeit-Transparenz effizienter geplant und eingesetzt werden. Gleichzeitig profitiert der Frachtführer dadurch, dass seine Wartezeiten deutlich verkürzt werden. Bleiben diese Potentiale ungenutzt, geht dies zu Lasten aller Beteiligten und eine proaktive Steuerung ist nicht möglich.
APIs tragen auch in der Logistik dazu bei, unterschiedliche Systeme miteinander zu verbinden und so Informationen und Daten miteinander zu teilen, z. B. von Transportmanagement-Systemen (TMS) oder Telematikanbietern. Die hohe Anzahl von fast 700 verschiedenen Fahrzeug-Telematikanbietern am Markt verdeutlicht den technischen Umfang und den Aufwand, den Unternehmen betreiben müssten, um ihre Ware tracken zu können. Eine Möglichkeit wäre es, mithilfe von bilateralen Schnittstellen die Systeme jeweils miteinander zu verbinden. Das ist zwar möglich, aber mit einem sehr hohen Ressourcen-, Arbeits- und Wartungsaufwand verbunden. Wenn man diese zur Optimierung der Prozesse – wie z. B. an der Laderampe – implementieren möchte, benötigt man alternative Lösungen.
Schnittstellentechnologie für firmeninterne Logistiksoftware
Um den Aufwand für Programmierschnittstellen zu reduzieren, eigenen sich stattdessen besser technische Lösungen über Plattformmodelle. Die Vorteile hierbei: Erstens wird der Programmier- und Wartungsaufwand dadurch minimiert, dass man eine bestehende Infrastruktur nutzt. Aggregatoren sorgen dafür, dass man mit geringem Aufwand neue Partner anschließen kann.
Zweitens können durch den Anschluss an ein bestehendes System – und im besten Fall in der Branche bereits etabliertes Netzwerk – auch die Marktteilnehmer eingebunden werden, die aufgrund ihrer Ressourcen und personellen Mittel keine Investitionen in große Digitalisierungsprojekte vornehmen. Das ist ein Großteil der in der Logistik tätigen Akteure. Sie nutzen Plattformen oder Logistik-Systeme, die ihnen diese Möglichkeit und damit einen Mehrwert für ihr Geschäft bieten.
Über die Schnittstellentechnologie können Unternehmen ihre Transportaufträge aus ihrer firmeninternen Logistiksoftware heraus in das Timocom-System übermitteln und Frachten sowie Laderaum suchen oder anbieten. Das steigert die Effizienz in der gesamten Lieferkette verkürzt Bearbeitungszeiten und reduziert Übertragungsfehler. Denn ohne Schnittstellentechnologie oder Plattformlösung müssen die Informationen zwischen Logistikpartnern per PDF, E-Mail oder per Fax versendet und dann manuell übertragen werden. Diese Medienbrüche werden mit der Plattform als zentraler Übermittler vermieden.
Wichtig ist dabei die Unabhängigkeit des Plattform- bzw. Systemanbieters. Dies ist beispielsweise bei Online-Speditionen anders. Hier steht der Frachtführer in einem direkten Auftragnehmer-Verhältnis mit der Plattform. Unabhängige Plattformen fungieren als neutraler Vermittler zwischen den Marktteilnehmern und ermöglichen ihnen durch Einbindung zusätzlicher Tools und Features den Transportprozess in einem System zu steuern und schaffen mehr Vertrauen der Akteure untereinander.
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Der Autor Steven van Cauteren ist Director of Key Account & Partner Management bei TIMOCOM.
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