11.05.2021 – Kategorie: Technologie
Quantencomputing: BayQS erforscht Potenzial für praktische Anwendungen
Die Entwicklung von Quantencomputern schreitet schnell voran. Um die Potenziale von Quantencomputing auch für die Industrie nutzbar zu machen, forscht das Bayerische Kompetenzzentrum Quanten Security and Data Science (BayQS) an den Grundlagen für eine praxisnahe Nutzung in der Industrie.
Bei der virtuellen Vorstellung des Forschungsprojekts betonte Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert die künftige Bedeutung von Quantencomputing für die bayerische Wirtschaft. Der Freistaat Bayern unterstützt das Projekt mit insgesamt 17 Millionen Euro über fünf Jahre. Quantencomputer können in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden. Diese reichen von Simulationen in der Chemie- und Pharmaindustrie über effiziente Lösungen komplexer Optimierungsprobleme in Logistik-, Finanz- und Versicherungsindustrie bis hin zu Anwendungen der künstlichen Intelligenz und Cybersicherheit.
Derzeit steht die Industrie noch am Anfang, wenn es um den Einsatz von Quantencomputing geht. Das Bayerische Kompetenzzentrum für Quanten Security and Data Science BayQS verfolgt das Ziel, Grundlagenkonzepte zu erforschen und Lösungen zu entwickeln, um Quantencomputing in Unternehmen und der Industrie anwendbar zu machen
Quantencomputing: Sicherheit, Robustheit und Optimierung im Fokus
Der Schwerpunkt des BayQS liegt auf der Erforschung von Software-Fragestellungen, um Unternehmen zukünftig dabei zu unterstützen, sogenannte Quantenvorteile zu identifizieren und gleichzeitig die Risiken, die bei der Nutzung von Quantencomputing in Hinblick auf das geistige Eigentum der Unternehmen entstehen können, richtig einzuschätzen und nach Möglichkeit zu minimieren. Dafür werden in dem Projekt die Themenschwerpunkte Sicherheit, Robustheit und Optimierung gebündelt, die auch die Kernkompetenzen der beteiligten Fraunhofer-Institute abbildet.
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC verfügt über langjährige Expertise im Bereich Cybersicherheit, das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS erforscht beim BayQS die Robustheit von Quantencomputing-Systemen und das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS unterstützt das Projekt durch die Erfahrungen und Kompetenzen im Bereich der QC-gestützten Optimierung von Systemen. Als akademische Partner sind die Technische Universität München, die Ludwig-Maximilians-Universität München und das Leibniz-Rechenzentrum der bayerischen Akademie der Wissenschaften in das BayQS eingebunden.
Disruptive Veränderungen in der Wirtschaft herbeizuführen
„Die Quantentechnologien insgesamt und das Quantencomputing im Speziellen spielen für die technologische Souveränität Deutschlands und Europas eine entscheidende Rolle. Quantencomputer haben das Potenzial, in vielen Branchen disruptive Veränderungen herbeizuführen und eine Vielzahl neuer Anwendungen zu ermöglichen“, erklärte Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, bei der Auftaktveranstaltung von BayQS.
„Fraunhofer bringt sich in diesen zukunftsweisenden Technologiefeldern über zahlreiche Initiativen und Projekte ein, um einen effizienten Transfer exzellenter wissenschaftlicher Grundlagenerkenntnisse in die Anwendung zu ermöglichen. Das bundesweite Fraunhofer-Kompetenznetzwerk Quantencomputing bildet eine entscheidende Schnittstelle für Forschungsorganisationen und Unternehmen gleichermaßen, um gemeinsam Lösungen und Schlüsselanwendungen im Bereich Quantencomputing zu entwickeln. Das Bayerische Kompetenzzentrum Quanten Security and Data Science (BayQS) liefert hierbei insbesondere wichtige Beiträge auf der Software-Seite“, so Neugebauer.
„Das Quantencomputing wird zukünftig für Anwendungen in der bayerischen Wirtschaft immer wichtiger. Fraunhofer ist der ideale Partner, um diese Möglichkeiten für Unternehmen in Bayern zu erschließen. Gerade die Schnittstelle zwischen IT-Sicherheit und Quantencomputing ist für die Wirtschaft von besonderer Relevanz und bildet deshalb ein Fokusthema des neuen Kompetenzzentrums“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert.
Potenzial von Quantencomputing nutzbar machen
„Um das große Potenzial, das durch Quantencomputing entsteht, für die Breite nutzbar zu machen, liegt der Schwerpunkt von BayQS auf der Entwicklung entsprechender Quanten-Software. Damit ist BayQS am Standort München eine perfekte Ergänzung zu den bereits vorhandenen Kompetenzen auf der physikalischen und Hardware-Ebene“, erklärte Prof. Dr. Claudia Eckert, Sprecherin des Kompetenzzentrums und Institutsleiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC in Garching bei München.
„Quantencomputing ist das Next Level, um Optimierungsprobleme zu lösen. Dementsprechend werden wir unsere Expertise aus dem Bereich der klassischen Optimierung einbringen und darauf aufbauend Lösungen von komplexen realen Anwendungsproblemen mittels Quantencomputing erforschen. Wir arbeiten an Methoden der QC-gestützten Optimierung, um reale Probleme aus den Bereichen der Röntgenbild-Rekonstruktion, des Beamformings im Mobilfunk als auch Planungs- und Routenprobleme aus der Logistik in Zukunft effizienter zu lösen“, ergänzte Prof. Alexander Martin, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen.
„Das Quantencomputing bietet gerade auch im Zusammenspiel mit der Künstlichen Intelligenz ein außerordentliches Potenzial“, erklärte Mario Trapp, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für kognitive Systeme IKS in München. „Unsere Aufgabe ist es, nun den Weg zu bereiten, um dieses Potenzial auch für konkrete, praktische Anwendungen erschließen zu können. Vielversprechende Einsatzbereiche dafür gibt es einige, etwa Medizintechnik und Pharmazie oder Produktion und Logistik.“
Insgesamt wird das Bayerische Kompetenzzentrum BayQS über die nächsten fünf Jahre mit 17 Millionen Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert. BayQS ist Teil des nationalen Kompetenznetzwerks Quantencomputing der Fraunhofer-Gesellschaft und darüber hinaus Teil des Munich Quantum Valleys, das die Kompetenzen der Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Leibniz-Rechenzentrum sowie den beiden Münchnern Universitäten LMU und TUM im Bereich Quantencomputing und anderen Quantentechnologien bündelt. (sg)
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