18.11.2022 – Kategorie: Human Resources
Personalentwicklung: Sind Unternehmen bereit für hybrides Arbeiten?
Zuletzt stand die Personalentwicklung aufgrund der Pandemie vor einer Hürde: Mitarbeitende im Homeoffice, verlangsamte Weiterbildung und digitalisierte Weiterbildungsprogramme. Die Personalentwicklung ist agiler geworden, ist sie aber auch bereit für hybrides Arbeiten?
Effiziente Personalentwicklung verhilft Mitarbeitenden langfristig zu Erfolg und bringt das Unternehmen voran. Die Corona-Pandemie stellte die Planung vor neue Hürden: Mitarbeitende wichen auf das Homeoffice aus, Weiterbildungsmaßnahmen verlangsamten sich, Programme wurden digitalisiert. Mittlerweile ist die Personalentwicklung agiler geworden, doch ist sie auch bereit für das hybride Arbeiten?
In der Personalentwicklung dreht sich alles um das Talent und die Fördermöglichkeiten der Mitarbeitenden. Im besten Falle zielen die Maßnahmen der Weiterbildung auf die spezifischen Wünsche und das Können der jeweiligen Mitarbeitenden ab. Und fügen sich nahtlos in das Gesamtbild der Unternehmensziele ein. Die Personalentwicklung ist somit nicht von der Unternehmensentwicklung zu trennen. Eine strategisch ausgelegte Personalentwicklung wird von HR-Verantwortlichen in vielen Fällen bereits vor dem ersten Tag des neuen Talents im Unternehmen vorbereitet. Die Detailabsprache und weitere Planung folgt im Laufe der Zusammenarbeit. Sie wird auf die individuellen Stärken und Talente der jeweiligen Person abgestimmt.
Personalentwicklung fördert die Motivation der Mitarbeiter
Strategie meets Bindungspotenzial: Das primäre Ziel der Personalentwicklung ist, dem Unternehmen langfristig Mehrwert durch die erweiterte Expertise der Mitarbeitenden zu generieren. Doch in Zeiten, in denen Teams durch Aufteilung in Homeoffice und Büro gespalten sind bietet es zusätzlich eine Basis als Bindungsinstrument. Personalentwicklung und Weiterbildung werden als Schlüssel für die Motivation von Mitarbeitenden gesehen. Doch funktioniert das auch, wenn Mitarbeitende in ihren eigenen vier Wänden grundsätzlich getrennt vom Unternehmen agieren und sich weiterentwickeln sollen?
Die Digitalisierung der Weiterbildungsprogramme macht es möglich, viele werden sogar häufiger digital als noch in Präsenz angeboten. Es ist eine Kostenfrage, die auch die Büroflächen betrifft. Wo früher Teampräsenz für eine starke Bindung gesorgt hat, muss mittlerweile die Mischung aus Anwesenheiten und digitalen Calls dafür sorgen, dass Mitarbeitende die Verbindung zum Unternehmen und auch zueinander nicht verlieren.
Präsenzabbau trotz Wachstum
Die Pandemie hat Spuren hinterlassen. Einige Unternehmen haben im letzten halben Jahr lautstark zurück in die Büros gerufen, gefordert, dass Mitarbeitende ihre Plätze wieder einnehmen. In einigen Fällen auch absolut und alternativlos. Gegenstimmen sehen das Homeoffice als bleibende Arbeitsvariante, es sei aus der heutigen Zeit in Angesicht der bisherigen Entwicklungen nicht mehr wegzudenken. Und im Rahmen von New Work nicht nur ein Benefit, sondern neuer Standard.
Die Folge bei den Unternehmen, die sich diesem Trend beugen und hybrides Arbeiten genehmigen. Büroflächen bleiben ungenutzt, Teams gesplittet, die Personalentwicklung steht vor einer neuen Aufgabe. Während Methoden wie Zielvereinbarungen, Leistungsbeurteilungen, Potenzialeinschätzungen und -analysen, Mitarbeitergespräche und kontinuierliches Feedback durchaus auch hybrid und digital durchführbar sind, benötigen andere Methoden eine Präsenzgrundlage und teilweise Teamfeedback, das anderweitig durch den Präsenzabbau verloren geht.
Viele Personal-Entwicklungsmaßnahmen zielen auf die individuelle Entwicklung von Mitarbeitenden ab. Als bindende und teamstärkende Komponente ermöglichen Weiterbildungen in einer Gruppe oder gemeinsam für alle Mitarbeitenden neben der Erweiterung des Horizonts jedoch auch die Stärkung des Gefühls der Zugehörigkeit und des Zusammenhalts. Auch Unternehmen, die trotz der Krisenjahre personellen Wachstum erfahren und von solchen Maßnahmen für eine Neu-Koordination des Teams profitieren könnten, sehen häufig von einer Büroerweiterung im Zeitalter des hybriden Arbeitens ab. Wenn keiner kommt, wofür dann die Fläche nutzen? Zu teuer, zu ungewiss, kurz gesagt: unnötig.
Die unbekannte Mitte – Corporate Coworking
Um die Personalentwicklung und Teamzusammenhalt zu stärken kommen digitale Lösungen an ihre Grenzen. Unternehmen, die dennoch auf eine Expansion der Büroflächen verzichten wollen, finden in kurzzeitig angemieteten Flächen möglicherweise die unbekannte, goldene Mitte. Coworking Spaces sind vor allem im Rahmen von flexiblem Arbeiten „on-the-go“ bekannt. Freelancer und Start-Ups mieten sich zeitweise ein, springen von Stadt zu Stadt, nutzen das junge Netzwerk an diversen Standorten und sind dadurch unabhängig.
Dass dieses Model auch im Rahmen größerer Unternehmen relevant werden könnte, liegt im ersten Moment nicht unbedingt auf der Hand. Doch das Konzept Coworking hat sich weiterentwickelt. Nicht nur ist mittlerweile in fast jeder Stadt ein Coworking Space zu finden, die Buchungen und Mietoptionen haben sich für Interessenten jeder Größe diversifiziert.
Personalentwicklung und Corporate Coworking
Wie Personalentwicklung und Coworking-Konzepte zusammenfinden, zeigt sich in einer Coworking-Managementoption die erstmals in Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt vorgestellt wurde. Das dort in einigen Spaces eingeführte Enterprise-Tool soll Unternehmen jeder Größe die Koordination der Mitarbeitenden durch „Corporate Coworking“ vereinfachen.
Das Enterprise-Tool bietet Unternehmen ein individuelles Mitarbeitende-Management und genaue Analysedaten, mit denen neue Konzepte beobachtet werden können. Während die meisten Coworking Spaces Mindestlaufzeiten für die Nutzung anbieten, profitieren Besucher des Enterprise-Anbieters auch von einem Pay-Per-Use Modell, das sich wirtschaftlich flexibel nutzen lassen. Unternehmen müssen sich bei diesem Corporate Coworking Modell zudem nicht langfristig an ein Konzept binden oder eine hohe Erstinvestition tätigen.
Coworking Spaces bieten neben offenen Büroflächen und einzelnen Teambüros in der Regel auch Meetingräume, die für Teambuildingmaßnahmen oder gemeinsame Weiterbildungen in einem dafür vorgesehenen Raum separat genutzt werden können. Somit wird es HR-Verantwortlichen erleichtert, Teams trotz knapper Flächenressourcen im Unternehmen zu bestimmten Maßnahmen an einem Ort zusammen zu bringen. Die Option, flexible Ausweichmöglichkeiten in Form entsprechender Coworking Spaces vor Ort zu nutzen, trägt zur agilen Personalentwicklung und -management bei.
Agilität und Flexibilität der Personalentwicklung
Ob nun im digitalen Angebot von zu Hause aus, im Büro fest verankert oder hybrid mit Verbindung von Corporate Coworking. Die Personalentwicklung muss zu jedem Zeitpunkt im Unternehmen eine maßgebende Rolle spielen. Und sie darf trotz äußerer Entwicklungen, Wachstum, Rezession oder weiterer Umstände nicht in den Hintergrund geraten. Die stetige Entwicklung der Mitarbeitenden, ein Gefühl von Wertschätzung und die Mitarbeiterbindung stehen dabei im Fokus der HR-Verantwortlichen und Geschäftsführungen der Unternehmen.
Letztlich sollten sich die Personen in den Schlüsselfunktionen mit Entscheidungsgewalt fragen – welches Modell ist tragbar und welchen Nährboden kann ich meinem Team für die Weiterentwicklung bieten? Diese Entscheidung und die Art der Ausführung der Maßnahmen sind Teil der Kernidentitäten der Unternehmen und spiegeln sich auch in den Mitarbeitenden wider.
Über die Autorin: Anna Maria Losos Karriere begann mit dem Architektur-Studium in Hamburg. Nach sieben Jahren Consulting-Erfahrung im Bereich New-Work-Konzepte rundete sie ihr Fachwissen mit einem zweiten Studium der Immobilienökonomie ab. Seit ihrer ersten Diplomarbeit beschäftigt sich Anna Maria Losos mit dem Thema der Büroimmobilie der Zukunft. Ab 2007 war Anna Maria bei der Alstria office Reit-AG, einem börsennotierten Immobilienunternehmen, tätig. Zunächst als Asset Managerin und später als Leiterin des Asset Managements. Seit 2016 arbeitet Anna Maria Losos bei Beehive, der Tochterfirma der alstria. Als Head of Coworking Business ist sie für das übergreifende Management der Standorte, die Standort- und Produktentwicklung sowie das Marketing verantwortlich. (sg)
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