10.11.2015 – Kategorie: IT

Netzwerkausfälle – auf den Ernstfall vorbereitet ist nicht alles

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Immer wieder gibt es Ereignisse, die allen Prognosen widersprechen. Bei der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2014 war dies der Sieg Deutschlands gegen Brasilien. Im Sport – wie auch in der Politik – ist die gängige Tendenz bei solchen Dingen, den Verlust hinzunehmen, es dem Zufall zuzuschreiben – ein, in den Worten der Statistiker, sogenannter schwarzer Schwan – und einfach weiterzumachen. Von Leon Adato

Gerade Netzwerkadministratoren wissen, dass es in der IT eben nicht so einfach funktioniert, solche falschen Prognosen zu ignorieren. Stattdessen entwickelt die Geschäftsleitung für gewöhnlich eine tiefe Besessenheit mit einem Ereignis, wenn ein solcher unvorhersehbarer Vorfall die IT-Systeme betrifft. Meetings werden unter dem Deckmantel „Gesammelte Erfahrungen der Ereignisse“ angesetzt mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass so etwas nie wieder passieren möge.

Natürlich sollte man nach einem Fehlschlag jegliche Lektionen, die man lernen konnte, unbekümmert ignorieren. Weit gefehlt – in der Asche einer Niederlage findet man oft die Saat künftiger Vermeidung. Eines der ersten Dinge, die eine IT-Organisation nach so einem Ereignis machen sollte, ist zu prüfen, ob die Störung vorhersehbar war. Oder war es einer dieser Fälle, in denen nicht genügend Verlaufsdaten vorhanden waren, um eine Wahrscheinlichkeit zu bestimmen?

IT-Ausfälle verursachen finanzielle Schäden

Ein Beispiel dafür ist der Fall eines großen Unternehmens, bei dem ein IT-Ausfall einen finanziellen Schaden in Höhe von rund 100.000 US-Dollar verursachte. Als Folge dessen rief die Geschäftsführung sofort eine Arbeitsgruppe ins Leben, um die Ursache des Ausfalls zu identifizieren und Maßnahmen zu empfehlen, um dergleichen in Zukunft zu vermeiden.

Die Arbeitsgruppe aus fünf Experten brauchte drei Monate und pro Monat über 100 Arbeitsstunden, um das Problem zu ergründen. Sagen wir, die stündlichen Kosten für die Firma lagen bei 80 US-Dollar. Nun multiplizieren wir das mit fünf Personen, dann mit 100 Stunden und drei Monaten, was die Gesamtsumme von rund 120.000 US-Dollar ergibt.

Im Endeffekt war nicht nur die Ursache des Problems identifiziert – zumindest so weit wie es möglich war –, sondern es wurde auch ein Code erstellt, um (möglicherweise) vorherzusagen, wann genau dasselbe Problem das nächste Mal auftreten wird. Natürlich gab das Unternehmen 20.000 Dollar mehr aus, als der eigentliche Vorfall kostete, um eine Lösung zu finden, die ohne Garantie das Auftreten eines identischen schwarzen Schwans vorhersagen könnte.

In dem Beispiel „Ausfälle von Netzwerkkarten“ beobachtete eine Firma gleichbleibend hohe Werte bei der Bandbreitennutzung. Netzwerkkarten produzierten Fehler, bis die Übertragungsraten abflachten, und letztendlich funktionierten einzelne Karten eines Tages nicht mehr. Das Problem lag darin, dass zwar die Bandbreitennutzung überwacht wurde, aber es keinen Alarm für die Schnittstellen gab, die nicht mehr reagierten.

Nun benötigt ein Netzwerkkartenversagen im Schnitt eine Stunde, um bemerkt und korrekt diagnostiziert zu werden. Anschließend dauert es weitere zwei Stunden, um von Netzwerk-Administratoren repariert zu werden, die die Firma 53 US-Dollar pro Stunde kosten. Während der Kreislauf unterbrochen ist, verliert die Firma stündlich rund 1.000 US-Dollar an Umsatz.

Überwachung reduziert Zeitaufwand bei Netzwerkkartenausfällen

Eine angemessene Überwachung und entsprechende Warnungen reduzieren die Zeit, um Probleme wie Netzwerkkartenausfälle zu bemerken und zu diagnostizieren, hingegen auf 15 Minuten. Diese einfachen Handgriffe könnten die Kosten eines Ausfalls also um 750 Dollar reduzieren – alleine dadurch, dass die Systemadministratoren 45 Minuten früher mit der Reparatur beginnen können.
Dies klingt auf den ersten Blick nicht besonders eindrucksvoll. Dabei kann eine mittelgroße Firma mitunter 100 Netzwerkkartenausfälle im Jahr erleben. Dies bedeutet über 300.000 US-Dollar an Umsatzeinbußen, wenn das Problem nicht überwacht wird, und jährliche Einsparungen von 75.000 US-Dollar, wenn ein Alarmsystem vorhanden ist.

Und dabei bleibt unberücksichtigt, Netzwerkkartenausfälle vorherzusagen und die Karte präventiv auszutauschen. Das bedeutet nun nicht, dass die Vorbereitung auf bestimmte Ereignisse nicht wichtig wäre. Aber wenn schwierige Finanzentscheidungen getroffen werden müssen, können Warnungen bei gewöhnlichen Problemen mehr einsparen als der Versuch, den großen Ausfall, der eintreffen kann, aber nicht muss, vorherzusagen. Denn: Netzwerkkartenausfälle finden statt, die Frage ist nur, wann.   (ak)

Autor: Leon Adato ist Head Geek bei SolarWinds.


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