11.09.2019 – Kategorie: Geschäftsstrategie
Multi-Cloud: In 6 Schritten zu einer effizienteren IT-Umgebung
Spricht man von Cloud Computing, zeigt sich der deutsche IT-Himmel mehr bedeckt als sommerlich blau. Denn die überwiegende Mehrheit der Unternehmen kombiniert nach wie vor Public Cloud mit Private Cloud und Cloud-fähigen virtualisierten Umgebungen.
Es gibt wohl heute kaum noch ein Unternehmen, dass nicht auf die Multi-Cloud setzt oder zumindest die ersten Schritte hinter sich gelegt hat. Wie die richtige Strategie für Multi-Cloud-Umgebungen funktioniert, erläutert Gastautor Marius Dunker von Flexera. Nach dem RightScale 2019 State of the Cloud Report nutzen 94 Prozent der befragten Unternehmen die Cloud. Dabei verfolgen 69 Prozent hybride Ansätze und setzen sowohl Private als auch Public Cloud ein.
Insbesondere große Unternehmen setzen auf die Multi-Cloud, wobei der Anteil von Hybrid Cloud (Kombination von Public und Private Clouds) mit 58 Prozent weiter wächst. Diese Entwicklung treibt zwangsläufig auch die Kosten in die Höhe. So schätzt Gartner, dass sich die Ausgaben für Cloud-Infrastrukturen als Service zwischen 2018 und 2021 mehr als verdoppeln und von 43,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018 auf 89,5 Milliarden US-Dollar bis 20211 steigen werden.
1. Multi-Cloud: Zielsetzungen vorab definieren
Wer klar definiert, warum der Weg in die Cloud für das eigene Unternehmen notwendig ist, hat den vielleicht wichtigsten Schritt schon hinter sich. Lautet das ausdrückliche Ziel eine schnelle Bereitstellung von Anwendung, sollten Unternehmen Richtlinien hinsichtlich Budgetkontingente und Sicherheitsregeln definieren. Nur so können sie die Mehrheit der Anfragen, durchschnittlich über 80 Prozent, automatisch und in wenigen Minuten bereitstellen. Soll die Multi-Cloud-Strategie die IT-Effizienz verbessern und Kosten für Infrastruktur senken, lohnt es sich öffentliche Clouds für Workloads zu nutzen, die je nach Bedarf erweitert oder reduziert werden.
Was auch immer das eigentliche Ziel ist, Unternehmen sollten sich genau Gedanken machen, in welchen Kernbereichen ihnen die Cloud einen Mehrwert liefern kann. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Cloudcomputing Unternehmen deutlich mehr Flexibilität bietet, um sich schneller an veränderte Geschäftsumgebungen oder neue Marktsegmente anzupassen. Wichtig ist hier auch die Anbieterbindung. So brauchen Unternehmen einen gewissen Spielraum, um Vorteile hinsichtlich Preise, Rabatte, Funktionen oder Servicelevels nutzen zu können. Sich auf die nativen Services eines einzelnen Dienstleisters zu beschränken, ist nur dann zu empfehlen, wenn eine Migrationsstrategie vorliegt, die den problemlosen Wechsel zu einem anderen Provider berücksichtigt.
2. Cloud-Portfolio nach Wunsch einsetzen
Durchschnittlich betreibt ein Unternehmen rund fünf Clouds, in denen auch der Großteil der Workloads ausgeführt wird. Dabei müssen Anwendungen nicht zwangsläufig über alle Clouds hinweg portiert werden. Auch die Auswahl von Anwendungen nach dem „Kleinsten-gemeinsamen Nenner“-Prinzip, bei dem nur Dienste verwendet werden, die in jeder Cloud identisch sind, entspricht keinesfalls der Realität. In Fragen der Portabilität bietet die Multi-Cloud vielmehr unterschiedliche Ansätze.
Portable Apps beispielsweise werden auf Basis eines Templating-Ansatzes entwickelt und können so in einem bestimmten Set an Clouds betrieben werden. Sollen parallel native Cloud-Services zum Einsatz kommen, können die jeweiligen Anwendungen und die Deployment-Orchestrierung für jede der angegebenen Clouds auf geeignete vergleichbare Services abgebildet werden. Das hat erhebliche Vorteile, zum Beispiel für große Batches oder Workloads, die in der Cloud wesentlich kostengünstiger ablaufen. Einige Unternehmen können zudem Container wie Docker verwenden, um die Portabilität zu vereinfachen.
3. Tücken der Multi-Cloud sicher umfahren
Drei der häufigsten Stolpersteine der Cloud sind Governance, Kosten und IT-Kultur. Public Clouds benötigen eine reibungslose Governance, die notwendige Kontrollen integriert und automatisiert. IT-Teams können so Cloudressourcen genauso schnell bereitstellen, wie sie von Cloudanbietern angeboten werden. Tatsächlich kann eine reibungslose Governance in Kombination mit Automatisierung dafür sorgen, dass Mitarbeiter noch schneller vollständig konfigurierte Stacks oder Anwendungen in öffentlichen oder privaten Clouds erhalten. Das bringt nicht nur Agilität, sondern kann auch eine wirkungsvolle Waffe im Kampf gegen Schatten-IT darstellen.
Die Agilität der Cloud kommt Unternehmen leider oft teuer zu stehen. Fehlen Governance-Prozesse, lassen sich unnötige Cloud-Ausgaben erst spät oder gar nicht aufdecken. Die Cloud mit ihren variablen Kosten und monatlichen Abrechnungszyklen ist demnach nur dann tatsächlich kostengünstiger, wenn entsprechende Management-Prozesse etabliert sind und automatisierte Lösungen zur Nutzen- und Kostenoptimierung die diversen Ausgaben in der Multi-Cloud in kontrollierbare Bahnen lenken.
4. Kompetenzen für die Multi-Cloud-Strategie
Multi-Cloud und Cloud lassen sich nicht in einen Topf werfen. Von Unternehmen, die mehrere Cloudanbieter nutzen, werden daher neue Kompetenzen abverlangt – sowohl was Architektur, Governance als auch Entwicklung und Orchestrierung angehen. Die Komplexität nimmt deutlich zu. Für das Kostenmanagement einer Multi-Cloud-Strategie beispielsweise sind mehr Daten nötig, als für jeder andere Art von IT-Ausgaben. Eine einzige Monatsrechnung eines Cloudanbieters kann Millionen von Einzelposten aufweisen, wobei ein jeder Anbieter über zehntausende von SKUs verfügt. Preise unterscheiden sich nicht nur von Anbieter zu Anbieter, sondern können sich auch in kürzester Zeit ändern. Die vielfältigen Aktionspreise von Cloud-Anbietern voll auszuschöpfen, gelingt nur den wenigsten. Einsparpotentiale zu erkennen und die Kosten langfristig zu senken ist hier nur noch mit Unterstützung automatisierter Lösungen möglich.
5. Multi-Cloud: Umdenken in der Firmenstruktur
„VP of Cloud“, Cloud-Team oder Cloud-Kompetenzzentrum – unabhängig vom Titel, sind Unternehmen gut beraten eine Anlaufstelle für die Definition und Implementierung von Cloudrichtlinien einzuführen, die darüber hinaus auch das Kostenmanagement zwischen Teams und Geschäftseinheiten im Auge behält. Cloud-Governance-Aktivitäten stehen und fallen mit der Beteiligung einer Vielzahl von Geschäftseinheiten und Teams, sodass Führungskräfte bei der Festlegung, Genehmigung und Kommunikation der entsprechenden Prioritäten unterstützend eingreifen müssen.
Für die strategische Ausrichtung und Nutzung der Cloud, sind darüber hinaus Cloudarchitekten gefragt. Sie sind für die Definition und Weiterentwicklung von Cloudprozessen und -architekturen verantwortlich und fungieren als Anlaufstelle für die Koordination und Zusammenarbeit bei Cloudentscheidungen.
6. Multi-Cloud automatisieren über Cloud-Managementplattform
Cloud-Managementplattformen (CMP) stellen eine wichtige Basistechnologie dar, um Multi-Cloud-Umgebungen besser zu verwalten. CMPs helfen nicht nur dabei, virtualisierte Umgebungen in der Cloud zu erstellen, sondern schaffen unter anderem eine zentrale Übersicht für Clouds sowie virtuelle und Bare-Metal-Server, unterstützen die Containernutzung, ermitteln Cloud-Ressourcen und vereinfachen das Multi-Cloud-Brokering. Bei der Wahl einer geeigneten Plattform gibt es mehrere Kriterien zu beachten: So sollte die CMP Unternehmen nicht daran hindern, auf native Dienste eines Cloud-Anbieters zuzugreifen. Ziel ist es vielmehr, einen erweiterbaren Ansatz zu Verfügung zu stellen – und zwar unabhängig davon, ob Anwendungen von Cloud-Anbietern oder Drittanbietern stammen. Ebenso sollte sie die Verwaltung von Workloads unterstützen, die außerhalb der CMP bereitgestellt werden.
Ganz gleich, in welcher Phase der Umstellung auf die Cloud sich Unternehmen befinden – es gilt, die Multi-Cloud in einen konkreten Plan umzusetzen. Nur so lassen sich die wachsenden Herausforderungen einer Multi-Cloud-Umgebung bewältigen und in einen echten Wettbewerbsvorsprung umwandeln. (sg)
Über den Autor: Marius Dunker ist VP EMEA Customer Success bei Flexera.
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