23.06.2023 – Kategorie: Digitale Transformation, Geschäftsstrategie

Logistikbranche: 5 Maßnahmen, die die Digitalisierung beschleunigen

LogistikbrancheQuelle: Tom Fisk/Pexels

Flexibilität, Reaktionsgeschwindigkeit und Kosteneffizienz gewinnen in der Logistikbranche immer mehr an Bedeutung. Bedingt durch gestiegene Prozesskosten, Fachkräftemangel sowie Störungen im internationalen Frachtverkehr, sind Logistiker derzeit mehr denn je mit hohem Kostendruck konfrontiert.

Der Leistungsumfang und die Anzahl der zu transportierenden Sendungen nimmt stetig zu, zugleich verschlechtern sich die Margen in der Logistikbranche. Dies befeuert den Trend zur weiteren Digitalisierung, um Prozesse zu verschlanken und so wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit fünf wichtigen Maßnahmen kann die Logistikbranche die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen erreichen.

Laut dem „Digital Office Index 2022“ der Bitkom hat die Transport- und Logistikbranche im Branchenvergleich in den letzten Jahren deutlich aufgeholt. 76 Prozent der Logistikunternehmen setzen neben ERP- und CRM-Lösungen demnach mindestens eine ECM-Lösung ein. Die Zufriedenheit mit dem Einsatz solcher Lösungen ist hoch: Drei Viertel der Unternehmen sehen eine Verbesserung bei der Erfüllung von Compliance-Richtlinien (74 Prozent) und der Performance (72 Prozent). 70 Prozent erkennen eine verbesserte Transparenz der Prozesse und 68 Prozent eine Verbesserung der Prozessautomatisierung. 66 Prozent bestätigen eine höhere Kundenzufriedenheit.

Im konkreten Tagesgeschäft zeigt sich jedoch eine Kluft – beispielsweise beim digitalen Frachtbrief. Seit April 2022 gibt es den elektronischen Frachtbrief in Deutschland. Allerdings sehen 59 Prozent der Unternehmen in der Logistikbranche die Einführung als eine große Herausforderung an. 46 Prozent von 400 befragten Logistikunternehmen sagen aus, dass für eine schnelle Einführung das Know-how in der Branche fehlt. 54 Prozent geben an, dass für eine effiziente Nutzung noch Standards fehlen.

Hohe Dokumentenvolumina in der Logistikbranche

Da fast alle Prozesse den Umgang mit Dokumenten beinhalten, übernehmen Enterprise-Content-Management- oder Dokumentenmanagement-Systeme eine Schlüsselrolle bei der Digitalisierung. Jeder Transport einer Ware ist mit einer großen Anzahl von Dokumenten verbunden – ob bereits digital oder in Papierform. Dazu gehören Speditions-/Transport-, Zoll- und Lagerbelege, sowie auch Belege für den Kundenauftrag, Gebindescheine, Track-and-Trace-Informationen und vieles mehr. Ein Transport löst zahlreiche Prozesse mit Dokumenten aus – selbst wenn die Prozesse digitalisiert sind. Immer öfter müssen auch Dokumente elektronisch an Kunden zurückgeführt oder auf Plattformen zur Verfügung gestellt werden – beispielsweise Ablieferbelege und Rechnungen, etc.

„Große Logistikunternehmen transportieren mehrere tausend Sendungen pro Tag und verarbeiten entsprechend hohe Dokumentenmengen pro Tag und Monat. Automatisiertes und intelligentes Digitalisieren von Dokumenten und das entsprechende Anstoßen und Verarbeiten von Folgeprozessen kann hierbei eine enorme Arbeitserleichterung bewirken und gleichzeitig die administrativen Prozesskosten pro Sendung deutlich reduzieren. Gerade in der Logistik sehen wir den größten Bedarf daher aktuell in der intelligenten Prozessautomatisierung bei der Bearbeitung von Belegen“, erklärt Didier Hunn ist Experte für Logistiklösungen bei der Kendox

Der Bedarf am Markt ist sehr unterschiedlich. Mittelständische und große Logistikunternehmen haben meistens bereits eine ECM-/DMS-Lösung im Einsatz. Bei ihnen ‚brennen‘ aktuell Themen wie die Kollaboration mit Geschäftspartnern und die Nutzung von digitalen Signaturlösungen. Zusätzliche Prozessverbesserungen können in diesem Segment vor allem durch KI-gestütztes, intelligentes Capturing bei der Belegverarbeitung erzielt werden, da viele Unternehmen inzwischen veraltete Lösungen einsetzen. Kleine bis mittelständische Unternehmen stehen hingegen meist noch ganz am Anfang. Folgende fünf Maßnahmen unterstützen die Digitalisierung.

1. ECM- oder DMS-Lösungen schaffen die Basis

Bei Unternehmen, die bisher noch kein ECM- oder DMS-Lösung einsetzen, schafft ein für die Logistikbranche optimiertes System die Basis, um sendungsbezogene Belege, Dokumente, Informationen und Vorgänge sachlogisch zusammenzufassen. Es unterstützt zudem bei deren sicheren und rechtskonformen Aufbewahrung in Form von digitalen Akten in einem zentralen, digitalen Archiv. Neben vorgegebenen internen Strukturen und Gliederungen verfügen die digitalen Akten über beschreibende Eigenschaften in Form von Datenfeldern.

Über die Vergabe von Zugriffsberechtigungen wird die Einhaltung von Datenschutz wie DSGVO oder Schweizer DSG sowie spezifischen Aufbewahrungsrichtlinien geregelt. Eine Digitale Sendungs- oder Speditionsakte beinhaltet u.a. definierte Strukturen für Sendungsbelege, Zollbelege, Lagerbelege und viele weitere Dokumente wie Kundenaufträge, Gebinde-Scheine oder Track & Trace-Informationen. Auch für Unternehmen, die diesen Schritt bereits umgesetzt haben, gibt es Ansatzpunkte, um die Digitalisierung auf das nächste Level zu bringen.

2. KI-basiertes Scanning und Capturing für die Automatisierung

Die bequeme Möglichkeit, papierbasierte Dokumente automatisch und schnell zu erfassen, zu klassifizieren und mit einem intelligenten Belegdaten-Erkennungsmodul zu indizieren ist eine Kernkompetenz einer effektiven DMS-Lösung. Allerdings setzen viele Logistiker inzwischen veraltete Lösungen ein. Mithilfe von KI und Machine-Learning-Technologien sind fortschrittliche Lösungen in der Lage, gescannten Dokumente nach dem Capturing-Prozess automatisch in DMS-Sendungsakten zu integrieren. Je nach Dokumentart und -Attributen werden auch automatisierte Prozesse durch das Workflowsystem initiiert.

Auf diese Weise können ganze Dokumentenstapel in einem Arbeitsgang automatisch und mit einem integrierten, auf KI-Technologien basierenden Lernmodus verarbeitet werden. Das erleichtert die Arbeitslast für die knappen personelle Ressourcen. Zu den wichtigen Merkmalen solcher Scanning- und Capturing-Lösungen gehören die Verarbeitung von mehreren tausend Dokumenten pro Tag und die automatisierte Belegerkennung mit intelligentem Lernmodus. Außerdem das Erstellen standardisierter Belegprofile wie Lieferscheine, PODs, CMR-Frachtbriefe, AWBs, Lagerscheine, Rechnungen und Gebinde-Scheine. Nicht zuletzt die Übernahme von Dokumenten aus E-Mail-Postfächern oder Dateiablagen.

3. Digitales Prozessmanagement für die Logistikbranche

Zur Verringerung aufwändiger manueller Prozesse bieten viele DMS-Lösungen eine sogenannte Workflow-Engine. Das ist ein integrierter Vorgangsmanager, mit dessen Hilfe sich auf elektronischen Dokumenten basierende betriebliche Abläufe definieren und teilweise automatisiert ausführen lassen. Auf diese Weise lassen sich sämtliche Belegprozesse abbilden. Die Standardisierung und Automatisierung von Routineprozessen führt zu Arbeitserleichterung, Transparenz und Beschleunigung in der Prozesskette. Für die Logistikbranche sollten dabei folgende Prozesse in der Lösung integriert sein:

  • Automatisierte Verarbeitung der Sendungsdokumente wie POD und Frachtbriefe etc.
  • Prozesse für das Abweichungsmanagement bei Gebinde-Differenzen oder Schäden
  • Rechnungsprüfungsprozesse (P2P) für Allgemeinkosten und Sendungskosten wie Fremdfahrerkosten mit Validierung zum Auftrag und die Option, weitere Prozesse zu ergänzen.

4. Durch Prozessintegration Transparenz in der Logistikkette

Kollaboration steht auf der To-Do-Liste vieler Logistiker ganz oben auf der Agenda. Spediteure möchten übergreifende Prozesse zu Geschäftspartnern oder Kunden mit einer passenden Lösung realisieren und somit ihre Kunden und Partner in die Prozesse einbinden. Auf der anderen Seite erwarten Kunden und Partner heute ganz selbstverständlich, dass man sie in Echtzeit über den Versand, Aufenthaltsort oder das Eintreffen einer Ware informiert. Logistiker benötigen deshalb Lösungen, die es ermöglichen, dass auch Kunden und Geschäftspartner Einblick und Zugriff auf Sendungs- und Lieferinformationen erhalten.

Das automatisierte Versenden solcher Informationen sind Prozesse, die sich bequem aus dem DMS heraus steuern lassen. Das DMS sorgt dafür, dass ein Beleg in dem Moment, in dem er entsteht (zum Beispiel, wenn die Ware ausgeliefert wird), übergreifend in allen Systemen erfasst wird und entsprechende Folgeprozesse automatisch stattfinden. Mit der Information über die Auslieferung der Sendungen erhält der Kunde einen Link zu den nötigen Informationen, kann den Beleg einsehen und in sein ERP-System übernehmen. Darüber hinaus kann zusätzlich auch das automatische Versenden einer Rechnung ausgelöst werden.

5. Digitale Lösungen vereinfachen Signaturprozesse

Mit der Einbindung von digitalen Signaturlösungen, wie actaSIGN, AdobeSign, DocuSign oder Skribble, wird die Automatisierung der Unterschriftsprozesse mit internen und externen Vertragsparteien, auch im internationalen Geschäftsumfeld möglich. Das DMS übergibt Dokumente über geeignete Schnittstellen (WebAPI) zum Zweck der digitalen Signatur direkt an die Signaturlösung. Die Ergebnisse der einzelnen Signaturprozesse werden auf den signierten Dokumenten gespeichert und wieder im DMS hinterlegt.

Auf diese Weise ist direkt nachvollziehbar, wer wann welche Dokumente digital unterzeichnet hat. Das vereinfacht die Prozesse und sorgt für Transparenz und Sicherheit. Gerade in der Transportlogistik sind oftmals auch Herkunftsnachweise erforderlich. Mit digitalen Signaturen können sowohl Dokumente als auch Prozessschritte autorisiert werden. Über die digitale Signatur wird die Identität von natürlichen Personen, die mit der jeweiligen Bearbeitungsaktivität verbunden sind, festgehalten und zum Zwecke der Beweissicherung gespeichert, zum Beispiel im Schadensfall.

Logistikbranche nutzt Digitalisierung, um Prozesse zu optimieren

Effiziente Prozesse sind eine Königsdisziplin in der Logistikbranche. Vielerorts unterstützen dazu bereits branchenspezifische Softwarelösungen Aufgaben der Optimierung im Bereich der Tourenplanung, dem Fuhrparkmanagement oder der Sendungsverfolgung. Bedingt durch wachsenden Kosten- und Wettbewerbsdruck, nutzen Logistiker die Digitalisierung, um Prozesse noch kostengünstiger und effizienter zu gestalten. Die weitere Digitalisierung ermöglicht zudem eine Integration und teilweise automatisierte Ansteuerung von Folgeprozessen. Das betrifft nicht nur Inhouse-Prozesse in der Administration und Buchhaltung, sondern auch die Einbindung von Kunden und Partnerunternehmen. Da fast alle Prozesse den Umgang mit Dokumenten beinhalten, übernehmen Enterprise Content Management- (ECM) oder Dokumentenmanagement- Systeme (DMS) eine Schlüsselrolle innerhalb der Digitalisierung.

„Die Firmen suchen im Grunde ein Gefäß’ das alle ihre Belegstrukturen auffängt, egal ob Speditionsakte, Verzollungsakte oder Fuhrparkakte. Vorgelagert spielt das Thema intelligente bzw. KI-basierte Verarbeitung der Belege eine wichtige Rolle – vom Scannen der Belege bis zum Auslesen der Informationen und dem Zuordnen und Anschieben von Folgeprozessen, wie z.B. Prozesse für Schadensfall, Rechnungsprüfung, Gebindemanagement, etc.  Erst wenn dies erreicht ist, kann an der Einbindung von Kunden und Partnern in die digitalen Prozesse oder am Einsatz von digitalen Signaturlösungen gearbeitet werden“, erklärt Didier Hunn.

Didier Hunn ist Experte für Logistiklösungen bei der Kendox AG. (Bild: Kendox AG)

Die Kendox AG ist Lösungsanbieter für digitales Dokumentenmanagement und die Automatisierung von Prozessen in Büro und Verwaltung. Mit langjähriger Erfahrung und eigener Technologie ist Kendox spezialisiert auf Kunden in Industrie und Produktion, Handel und E-Commerce, Dienstleistungen und Logistik sowie auf öffentliche Einrichtungen, Schulen und Universitäten. Für den Betrieb in der Cloud werden die Anwendungen von Kendox in virtuellen Rechenzentren in Deutschland und der Schweiz bereitgestellt. Die Softwarelösungen basieren auf zukunftssicheren Technologien und erfüllen die Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz. (sg)

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