07.05.2018 – Kategorie: IT, Management

Logistik: KI macht Leerfahrten den Garaus

12 Milliarden Leer-Kilometer legen allein deutsche LKW jährlich zurück. Mit den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz lassen sich solche sinnlosen Fahrten vermeiden. Wie das geht? Das Hamburger Startup Cargonexx weiß es.

12 Milliarden Leer-Kilometer legen allein deutsche LKW jährlich zurück. Mit den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz lassen sich solche sinnlosen Fahrten vermeiden. Wie das geht? Das Hamburger Startup Cargonexx weiß es.

Laut einer im April veröffentlichten McKinsey-Studie liegt das Wertschöpfungspotenzial so genannter „Deep-Learning-Technologien“ – besser bekannt als „künstliche Intelligenz (KI)“ – bei bis zu 5,8 Billionen US-Dollar jährlich. Vereinfacht ausgedrückt verbergen sich dahinter komplexe, selbstlernende IT-Systeme, die es ermöglichen, Entscheidungsstrukturen von menschlichen Gehirnen nachzubilden.

Gemäß McKinsey steht die Logistikbranche mit bis zu 500 Milliarden US-Dollar mit an der Spitze der größten Wertschöpfungspotenziale künstlicher Intelligenz. Nur die Handelsbranche verfügt mit bis zu 800 Milliarden US-Dollar über ein größeres Wertschöpfungspotenzial. Google-Chef Sundar Pichai hat das Potenzial längst erkannt und bekanntgegeben, dass alle Google-Produkte und -Prozesse in Zukunft mithilfe von KI-Modellen weiterentwickelt werden.

Daten sind das neue Öl, künstliche Intelligenz die Raffinerien

Spätestens seit dem Sieg des Computerprogramms AlphaGo über den Go-Weltmeister Lee Sedol Anfang 2016 ist klar, wie dynamisch sich künstliche Intelligenz entwickelt. Nur ein Jahr später gewann die KI „Libratus“ sogar einen dreiwöchigen Poker-Kampf gegen vier Top-Spieler. Basis für die künstliche Intelligenz sind Unmengen an Daten, die so miteinander verknüpft werden, dass Lernprozesse autonom ablaufen – ein Ding der Unmöglichkeit für das menschliche Gehirn oder auch herkömmliche Software. Dabei steht die Technik mit der stark steigenden Verfügbarkeit maschinenlesbarer Daten und der Zunahme von Rechenkapazitäten gerade erst am Anfang.

Bauchgefühl contra Effizienz

Im komplexen Logistik-Sektor ist bislang noch nicht viel von dieser neuen Technologie zu spüren. Dabei sind die Möglichkeiten – und Herausforderungen – gerade in diesem Bereich gigantisch: Täglich fahren 2,5 Millionen schwere LKW durch Europa, die es zu koordinieren und auszulasten gilt. Um das optimal zu schaffen, müssen gigantische Datenmengen und Szenarien in Millisekunden ausgewertet werden. Ein Rechenbeispiel: Laut Mautstatistik legen alle Sattelschlepper allein in Deutschland rund 34 Milliarden Kilometer jährlich auf mautpflichtigen Straßen zurück (Maut-Jahresstatistik 2016/2017, Stand Januar 2018). Das Erschreckende ist, dass rechnerisch 37 Prozent der LKW auf Deutschlands Straßen leer fahren. Das sind etwa 12 Milliarden Kilometer jährlich, die LKW völlig sinnlos die Straßen verstopfen.

Diese Kilometer ließen sich laut Experten durch künstliche Intelligenz einsparen, denn nur intelligente Netzwerke schaffen es, alle möglichen Parameter wie Staus, Pannen, Unfälle, Unwetter und vieles mehr jede Minute neu auszurechnen. Ein Experte für Logistik und künstliche Intelligenz ist Rolf-Dieter Lafrenz, Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens Cargonexx: „So unvorstellbar viele Faktoren zu berücksichtigen, ist für einen Menschen natürlich unmöglich. Deshalb werden LKW-Touren immer noch nach Erfahrung und Bauchgefühl geplant. Wenn das so weitergeht, ist das nicht nur eine Katastrophe für die Branche, sondern auch für die Straßen und die Umwelt.“

Intelligentes System im Logistiksektor

Welche Aspekte für effektive Tourplanungen am wichtigsten sind, weiß Rolf-Dieter Lafrenz aus Erfahrung. Denn bei seinem Hamburger Start-Up Cargonexx übernehmen moderne Vorhersage-Modelle auf Basis selbstlernender Algorithmen die Planung und die Preiskalkulation. Die dafür notwendigen Daten sammeln die Hamburger bereits seit 2016. Als erstes errechnet die KI dazu die Wahrscheinlichkeit, mit der die im System registrierten LKW auf einer bestimmten Route unterwegs sind, welche freien Kapazitäten diese bieten und was eine Tour kostet. Das alles ist eine Sache von Millisekunden. Gleichzeitig analysiert es permanent hunderttausende Frachten, berücksichtigt aktuelle Ereignisse und lernt eigenständig, wie sich Preise bilden. Das System gilt als eines der innovativsten auf dem Logistikmarkt, denn Transportaufträge lassen sich automatisch mit wenigen Klicks buchen. Die Technik macht auf diese Weise den Transportmarkt transparenter, verlässlicher und umweltfreundlicher.

Rolf-Dieter Lafrenz ist stolz: „Was wie Zukunftsmusik klingt, ist bei Cargonexx schon lange im Praxiseinsatz. Unsere künstliche Intelligenz wertet unvorstellbar viele Daten so intelligent aus, dass Prozesse autonom ablaufen. Das bedeutet sowohl für die Planung als auch für die Reaktion auf Unvorhergesehenes in der Logistik einen noch nie da gewesenen Quantensprung.“

Für das Konzept des One-Click-Truckings haben die Hamburger bereits Preise erhalten wie The Spark, Gipfelstürmer oder den internationalen Startup Prize for Mobility.


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