12.06.2019 – Kategorie: IT

Logistik auf dem Weg zur Digitalisierung

logistik_industrie_gerd_altmann_pixabayQuelle: Gerd Altmann / Pixabay

Ob Routenplanung mit künstlicher Intelligenz, Warentransport mit autonomen Lkws und Drohnen oder Blockchain für eine transparente Lieferkette: Digitale Technologien verändern derzeit die Logistik. Die Digitalisierung gilt den Unternehmen dabei als eine der größten Herausforderungen. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen, die Waren transportieren, sehen dabei zahleiche Vorteile digitaler Anwendungen in der Logistik und viele nutzen solche bereits in der Praxis.

Ob Routenplanung mit künstlicher Intelligenz, Warentransport mit autonomen Lkws und Drohnen oder Blockchain für eine transparente Lieferkette: Digitale Technologien verändern derzeit die Logistik. Die Digitalisierung gilt den Unternehmen dabei als eine der größten Herausforderungen. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen, die Waren transportieren, sehen dabei zahleiche Vorteile digitaler Anwendungen in der Logistik und viele nutzen solche bereits in der Praxis. Aber nur eine Minderheit setzt heute schon auf neueste Technologien wie 3D-Druck, Blockchain oder KI.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter mehr als 500 Unternehmen mit Logistikprozessen im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom. Demnach erklären 79 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie die Digitalisierung der Logistik vor Herausforderungen stellt, vor zwei Jahren waren es 74 Prozent. Nur Mautgebühren (80 Prozent) sowie Treibstoff- und Energiepreise (91 Prozent) werden häufiger als Herausforderungen genannt. Die Digitalisierung liegt damit vor hohen Personalkosten (72 Prozent) und fehlenden Fachkräften (70 Prozent) und wird auch deutlich häufiger genannt als Standortnachteile gegenüber ausländischen Wettbewerbern (45 Prozent).

„Die Digitalisierung bietet enorme Chancen für die Logistik“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Ein effizienter Transport von Rohstoffen, Bauteilen und Waren ist gleichermaßen betriebswirtschaftlich sinnvoll wie volkswirtschaftlich und ökologisch notwendig. Die Digitalisierung hilft den CO2-Ausstoß in der Logistik zu senken und das Klima zu schützen.“ Eine große Mehrheit sieht viele praktische Vorteile digitaler Technologien beim Warentransport: Beschleunigung des Transports (92 Prozent), langfristig sinkende Logistikkosten (85 Prozent) und weniger anfällige Transportketten (79 Prozent). 69 Prozent der Befragten sind zudem überzeugt, dass digitale Technologien einen umweltschonenden Transport ermöglichen – das ist eine deutliche Zunahme im Vergleich zu 20017 mit 58 Prozent. Dagegen erklären nur 14 Prozent, dass sich digitale Technologien allein für größere Unternehmen lohnen und kein Unternehmen gibt an, digitale Technologien seien überflüssig.

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Bereits zehn Prozent der deutschen Unternehmen setzen in der Logistik jeweils Big Data Analytics, Predictive Maintenance und 3D-Druck ein. (Grafik: Bitkom)

Lager sind bereits heute digital

Schon heute setzen viele Unternehmen mit Logistikprozessen vor allem im Lager auf digitale Technologien. So nutzen 80 Prozent der Unternehmen mit Logistikprozessen Warehouse-Management-Systeme oder planen aktuell den Einsatz, 72 Prozent setzen Sensortechnologien wie RFID-Chips ein oder haben das vor, etwa um schnell eine Inventur durchführen zu können. Jedes zweite Unternehmen hat elektronische Frachtbegleitdokumente (54 Prozent) oder Tablet Computer und Smartphones (53 Prozent) statt Zettel und Klemmbrett im Lager eingeführt oder plant dies. Und rund jedes dritte Unternehmen hat bereits fahrerlose Staplersysteme (38 Prozent), Geräte mit Augmented Reality (35 Prozent) oder Lagerroboter (30 Prozent) im Einsatz oder in Planung. „Vor allem Technologien, die schon einige Jahre auf dem Markt sind, sind in den Lagerhallen im Praxiseinsatz“, so Rohleder. „Wir sehen derzeit unter anderem ein sehr großes Interesse an elektronischen Frachtbegleitdokumenten. Hier bremsen nicht die Unternehmen, es bremst die Politik. Der Gesetzgeber zwingt die Logistiker, immer kiloschwere Aktenordner mit Papierformularen mitzuführen. Frachtpapiere gehören abgeschafft und durch den elektronischen Frachtbrief ersetzt.“

Digitale Plattformen und KI werden Logistik prägen

Die große Mehrheit der Logistiker ist sich sicher: Die Digitalisierung wird den Warentransport in den kommenden Jahren grundlegend verändern. So erwarten 71 Prozent, dass bis 2030 künstliche Intelligenz viele Aufgaben übernehmen wird, etwa die Planung von Routen. 59 Prozent sind überzeugt, dass Waren mit autonomen Lieferwagen zwischen Unternehmen transportiert werden und 42 Prozent gehen davon aus, dass die Waren mit autonomen Drohnen bis zum Endkunden geliefert werden. Drei Viertel (76 Prozent) sagen, dass Plattformanbieter in zehn Jahren bedeutende Player in der Logistikbranche sein werden, vor einem Jahr lag der Anteil mit 66 Prozent noch deutlich darunter.

Dennoch sind 32 Prozent überzeugt, dass digitale Plattformen für das eigene Unternehmen aktuell kein Thema sind. 23 Prozent der Befragten geben an, dass Plattformen gerade erst diskutiert werden. Immerhin 19 Prozent planen, selbst eine digitale Plattform anzubieten oder zu nutzen und 23 Prozent der Unternehmen haben diesen Schritt bereits hinter sich. „Digitale Plattformen sind der große Game-Changer in der Logistik. Deutsche Unternehmen sollten die Chance ergreifen und nicht nur als Nutzer sondern ebenso als Anbieter von Plattformen aktiv werden“, ist Rohleder überzeugt.

KI und Blockchain noch kaum genutzt

Doch trotz der weit verbreiteten Erkenntnis, welche bedeutende Rolle gerade neuere digitale Technologien haben, sind die Unternehmen in der Praxis aktuell noch eher zurückhaltend. So setzt gerade einmal jedes fünfte Unternehmen Datenanalysen ein, 21 Prozent planen dies aktuell. Lediglich jedes zehnte Unternehmen nutzt Software für vorausschauende Wartung, 15 Prozent planen dies. Und ebenfalls zehn Prozent nutzen 3D-Druck, acht Prozent sind derzeit in der Planungsphase. Nur sechs Prozent nutzen bisher künstliche Intelligenz, und acht Prozent planen dies. Blockchain ist sogar nur bei vier Prozent im Einsatz, weitere drei Prozent wollen die Technologie einsetzen. Auf Drohnen setzen aktuell zwei Prozent, vier Prozent wollen dies bald tun. „Künstliche Intelligenz und Blockchain haben das Potenzial, die Logistik nicht nur effizienter zu machen, sondern komplett zu verändern“, so Rohleder.

Dabei werden die Unternehmen vor allem durch hohe Kosten vom Einsatz digitaler Anwendungen in der Logistik abgeschreckt. So sagen 3 von 5 (62 Prozent), Kosten für den Datenschutz seien der größte Nachteil digitaler Lösungen. Rund jeder Zweite beklagt allgemein hohe Investitionskosten (53 Prozent) und die Gefahr der Spionage, etwa von Betriebsdaten (47 Prozent). 27 Prozent der Befragten sehen einen Nachteil in einem möglichen Verlust von Arbeitsplätzen und 26 Prozent in dem steigenden Bedarf an höher qualifizierten Fachkräften. Rohleder sagt hierzu:“Deutsche Logistikunternehmen sind nicht nur international führend, die Logistik ist auch ein bedeutender Arbeitgeber. Die Arbeit wird sich in den kommenden Jahren stark verändern.“

Logistik-Mitarbeiter benötigen vor allem Digitalkompetenz

So sind zwei Drittel der Unternehmen (67 Prozent) überzeugt, dass Beschäftigte in der Logistik künftig weniger einfache Tätigkeiten verrichten, aber dafür mehr Entscheidungen treffen werden. Und jeder Zweite (54 Prozent) sagt, dass Roboter und andere technische Hilfsmittel den Großteil der körperlichen Arbeit übernehmen werden. Drei Viertel (72 Prozent) sind sicher, dass die Logistik auch in zehn Jahren ein attraktiver Arbeitgeber für Berufseinsteiger ist. Mit Blick auf die Anzahl der Arbeitsplätze in der Logistik sagen 7 von 10 Unternehmen (70 Prozent), dass es in zehn Jahren in ihrem Unternehmen weniger Logistik-Jobs mit unterstützender Tätigkeit geben wird, nur 8 Prozent rechnen hier mit einem Anstieg.

Gleichzeitig sagen aber sogar 80 Prozent der Unternehmen, dass die Anzahl der Arbeitsplätze für Fachkräfte mit einer entsprechenden Ausbildung steigen wird, gerade einmal ein Prozent erwartet hier einen Rückgang. „Wenn wir über Arbeit 4.0 in der Logistik sprechen, dann sprechen wir vor allem über Qualifizierung. Hier ist neben der Aus- vor allem die Weiterbildung gefordert. Sie muss Digitalkompetenz vermitteln“, kommentiert Rohleder.

Eine breite Mehrheit von drei Viertel (74 Prozent) der Unternehmen, die Waren transportieren, ist sicher, dass Digitalkompetenz für Beschäftigte in der Logistik stark an Bedeutung gewinnen wird. Und sogar fast alle (95 Prozent) sagen, dass Unternehmen ihre Logistik-Mitarbeiter in Digitalisierungsfragen intensiver weiterbilden müssen. In der Praxis ist diese Erkenntnis allerdings noch nicht überall angekommen. Nicht einmal jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) vermittelt allen Mitarbeitern oder zumindest einem Großteil der Mitarbeiter gezielt Digitalkompetenz, in weiteren 44 Prozent der Unternehmen wird Digitalkompetenz aber an einzelne Mitarbeiter vermittelt. Demgegenüber ist die Vermittlung von Digitalkompetenz 14 Prozent der Unternehmen kein Thema, weitere 16 Prozent tun zwar noch nichts, denken aber zumindest darüber nach.

Hinweis zur Methodik: Grundlage für die Studie ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 514 Unternehmen mit Logistikprozessen befragt, über alle Branchen hinweg. (sg)


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