05.02.2022 – Kategorie: Geschäftsstrategie
KI-Trainer: Wie sie KMU fit für die digitale Zukunft machen
Künstliche Intelligenz ist eines der großen Zukunftsthemen unserer Zeit, die vielen KMU neue Chancen zu Umsatzsteigerung und mehr Effizienz bietet. KI-Trainer des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital“ unterstützen bei den Möglichkeiten, KI erfolgreich einzusetzen.
Künstliche Intelligenz eröffnet vielen kleinen und mittleren Unternehmen erhebliches Potenzial. Die Technologie ermöglicht nicht nur Kostensenkungen, Effizienzsteigerungen und Qualitätsverbesserungen in einer Vielzahl von Bereichen, sie kann Unternehmen auch dabei unterstützen, lukrative neue Geschäftsfelder zu erschließen. In Deutschland haben auch einige mittelständische Unternehmen bereits positive Erfahrungen mit dieser neuen Technologie dank einem KI-Trainer gemacht.
Die Zentren des Mittelstand-Digital-Netzwerks, ein Förderschwerpunkt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi), unterstützen kleine und mittlere Unternehmen etwa dabei, ihr System für die Bearbeitung von Eingangsrechnungen per KI vollständig zu automatisieren oder die Warennachfrage im Lebensmittelhandel effektiv einzuschätzen, um Lebensmittelabfälle signifikant zu reduzieren.
KI-Trainer vermitteln benötigtes Know-how
Dennoch haben vor allem Großunternehmen und Start-ups eine Vorreiterrolle beim Einsatz der digitalen Technologie inne. Laut der aktuellen Studie „Künstliche Intelligenz im Mittelstand – So wird KI für kleine und mittlere Unternehmen zum Game Changer“ des BMWi-Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital“ setzen bereits sechs Prozent der Unternehmen KI-Anwendungen in ihrem täglichen Arbeitsumfeld ein. Viele kleine und mittelständische Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern gehören also bislang noch nicht dazu – mit möglichen negativen Folgen für ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Häufig stehen entsprechende Firmen vor der Herausforderung an das notwendige Know-how zu kommen. Unternehmerinnen und Unternehmer sehen sich etwa mit der Frage konfrontiert, welche der zahlreichen KI-Anwendungen auf dem Markt, ihre individuellen Probleme im tagtäglichen Betrieb lösen können. In welchen Geschäftsbereichen lohnt sich der Einsatz von KI? Welche Möglichkeiten bietet die Technologie? Lohnt sich die Investition in eine passgenaue, aber kostenintensive Lösung oder stellt bereits eine vortrainierte, niedrigschwellige „No Code“- oder „Low Code“-Anwendung einen sinnvollen Lösungsansatz dar? KI-Trainer können Unternehmen bei der Beantwortung dieser Fragen zu unterstützen.
Zahlreiche Angebote erleichtern den Zugang zu KI
Genau hier setzt der Förderschwerpunkt „Mittelstand-Digital“ an. Neben einem bundesweiten Netzwerk aus regionalen und thematischen Zentren, die Knowhow über digitale Technologien verständlich aufbereiten und als unterstützende Anlaufstelle für mittelständische Unternehmen dienen, zählen auch KI-Trainer zum Angebot der Förderung. Diese klären mit Workshops, Unternehmensbesuchen, Vorträgen, Roadshows und zahlreichen weiteren Angeboten über das Thema KI auf. So unterstützen sie Unternehmen dabei, Potenziale von KI-Lösungen für sich zu entdecken und konkrete Anwendungsfälle umzusetzen.
Im Mittelpunkt stehen dabei Anwendungen aus den Bereichen Intelligente Assistenzsysteme und Smart Data-Analysen, die dabei unterstützen, Unternehmensprozesse zu optimieren, sowie intelligente Produkte und Services, die den Unternehmen im Idealfall neue Marktfelder eröffnen. Auch die allgemeine Feststellung des digitalen Reifegrades eines Unternehmens sowie die Schaffung einer digitalen Grundlage als Basis für weitere Digitalisierungsmaßnahmen sind Teil des Angebots. Die KI-Trainer unterstützen mittelständische Unternehmen auf diese Weise seit 2019 und konnten in zwei Jahren bereits über 6.500 KMU mit ihren Informations- und Qualifizierungsangeboten erreichen.
KI-Trainer: KMU müssen bei KI-Anwendungen aufholen
Für die Studie „Künstliche Intelligenz im Mittelstand“ befragt, schätzten KI-Trainer den Reifegrad von kleinen und mittleren Unternehmen im Durchschnitt gering ein. So sind 60 Prozent der Befragten mit Unternehmen in Kontakt, die zurzeit lediglich mit KI-Anwendungen experimentieren und daran interessiert sind, erste Prototypen für ihren Geschäftsalltag zu entwickeln. 29 Prozent der KI-Trainer gaben an, dass die Mittelständler, mit denen sie zusammenarbeiten, noch nicht mit der Implementierung von KI-Anwendungen begonnen haben.
Demgegenüber erklärten nur zehn Prozent der Befragten, dass die von ihnen betreuten KMU bereits dazu übergegangen sind, KI-Tools in ihrem geschäftlichen Alltag zu erproben und zu implementieren. Keiner der befragten Experten an, dass ein von ihnen betreutes mittelständisches Unternehmen bereits in die weiterführende Gestaltungsphase übergegangen sei.
Finanzielle Zuschüsse machen KI-Lösungen attraktiver
Ein wichtiger Grund dafür sind fehlende finanzielle Mittel. Die KI-Trainer halten finanzielle Zuschüsse deshalb für die sinnvollste Maßnahme, um ihre Arbeit zu unterstützen – insbesondere auch um die Amortisationszeit von digitalen Investitionen zu verkürzen und die Implementierung entsprechender Lösungen so für Unternehmen attraktiver zu gestalten. Zusätzliche finanzielle Anreize können dafür sorgen, dass KI-Anwendungen deutlich schneller als lohnenswert erachtet werden. Deswegen können sich mittelständische Unternehmen zur Umsetzung von KI-Projekten auch an das Investitionszuschussprogramm „Digital Jetzt“ wenden, das ebenfalls zum Angebot von Mittelstand-Digital zählt. Hier erhalten sie Finanzierungshilfen für die Anschaffung von Technologien oder die Qualifizierung von Beschäftigten.
KI wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Für die gesamte deutsche Wirtschaft wird bis 2025 mit einer Wertschöpfung von fast 500 Milliarden Euro gerechnet. Um auch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es auch für den deutschen Mittelstand unabdingbar, sich in den kommenden Jahren intensiv mit der Technologie im Allgemeinen und KI-gestützten Fertiglösungen im Besonderen auseinanderzusetzen.
Die KI-Trainer von Mittelstand-Digital unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei der Beurteilung entsprechender Anwendungen sowie geben eine fachkundige Einschätzung der unternehmensinternen digitalen Infrastruktur und einschlägige Best Practices. Diese führen klar vor Augen, was möglich und auch sinnvoll ist. Die ersten Hürden auf dem Weg in die digitale, KI-gestützte Zukunft lassen sich dadurch viel einfacher bewältigen. (sg)
Über den Autor Martin Lundborg
Martin Lundborg ist seit 2018 bei der WIK Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH als Abteilungsleiter für Kommunikation und Innovation tätig und leitet die Begleitforschung des BMWi-Förderprogrammes Mittelstand-Digital. Als Projektleiter im Bereich Digitalisierung und Telekommunikation hat Lundborg Projekte weltweit für Ministerien, Behörden, Branchenorganisationen, kleine und mittlere Unternehmen und Netzbetreiber durchgeführt. Zu seiner Tätigkeit gehören unter anderem Marktstudien zu Kommunikationsdiensten für die Digitalisierung von Unternehmen.
Außerdem die Erarbeitung von Entscheidungen für Ministerien und Behörden zu Telekommunikations- und Digitalisierungsthemen, die politische Interessenvertretung im Bereich Tele-, Medien- und Datenkommunikation, Regulierung von Telekommunikationsmärkten, Strategie und Planung von Breitbandinvestitionen sowie Ermittlung der Wirtschaftlichkeit von IT-Outsourcing-Projekten. Martin Lundborg hat hierzu zahlreiche wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Jönköping (Schweden) und der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Seit seinem Abschluss im Jahr 1999 war er für verschiedene Beratungsunternehmen und für Vodafone tätig. Bis Jahresende 2017 war er für Detecon (eine Beratungstochter der Deutschen Telekom) im Bereich Telekommunikation und Digitalisierung tätig.
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