11.07.2023 – Kategorie: Geschäftsstrategie, Technologie

KI-Startups: Wachstum erreicht in Deutschland neuen Höhepunkt

Quelle: Tierney - Adobe Stock

Das appliedAI Institute for Europe hat jetzt die sechste „German AI Startup Landscape“ veröffentlicht. Diese untersucht die Landschaft der auf künstliche Intelligenz spezialisierten Startups in Deutschland.

Der Hype um künstliche Intelligenz spiegelt sich auch in der wachsenden Anzahl von Gründungen wider. So hat die Anzahl der in Deutschland ansässigen KI-Startups stark zugenommen. Insgesamt 508 KI-Startups sind in der diesjährigen „German AI Startup Landscape“ des appliedAI Institute for Europe gelistet – ein Wachstum von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.  Neben dem deutlichen Wachstumsschub ist auch die hohe Überlebensrate der KI-Startups ein positives Zeichen für den deutschen Markt. Von 304 Jungunternehmen im Jahr 2022 bleiben 262 in der Landschaft bestehen, 246 wurden neu hinzugefügt. Das Ausscheiden von circa 15 Prozent der Startups hatte diverse Gründe, beispielsweise durch eine Übernahme (28 Prozent) oder der Verlust des Startup-Status durch die Überschreitung der 10-Jahre-Altersgrenze (24 Prozent).

Zudem verlagerten 10 Prozent entweder ihr Produkt oder das Unternehmen in ein anderes Land, etwa in die USA. Einen möglichen Grund dafür sieht Dr. Andreas Liebl, Gründer und Geschäftsführer des appliedAI Institute for Europe, in den negativen Auswirkungen der zukünftigen strengen europäischen regulatorischen Anforderungen: „Noch haben wir in Deutschland eine Vielzahl an KI-Startups, doch die Regulatorik durch den EU AI Act wird dazu führen, dass besonders betroffene Startups in Länder abwandern, in denen weniger reguliert wird.“ Der EU AI Act ist das erste KI-Gesetz der EU-Kommission im Rahmen der EU-Digitalstrategie. Der Gesetzesentwurf enthält bestimmte Vorschriften für die Verwendung von KI in der Forschung und Wirtschaft in der Europäischen Union.

KI-Startups: Wichtige Gründungsstandorte und hohe Investments

Die Städte Berlin und München sind mit 165 beziehungsweise 99 (Großraum München: 108) KI-Startups weiterhin die Neugründungszentren der deutschen KI-Startup-Szene. An beiden Standorten sind damit zusammen 52 Prozent der deutschen KI-Startups ansässig. Trotz dieses weiterhin hohen Anteils schrumpft die Bedeutung der beiden Städte Jahr für Jahr. So betrug der Anteil 2021 noch 64 Prozent, ein Jahr später sank er bereits auf 57 Prozent. Andere Städte, wie Hamburg, Darmstadt, Karlsruhe und Köln, bringen 2023 wiederum mehr Gründungen hervor als noch 2022. Auch auf Länderebene dominiert erneut Berlin mit 32,5 Prozent die KI-Landschaft deutlich, gefolgt von Bayern (24,6 Prozent), Nordrhein-Westfalen (10,2 Prozent) und Baden-Württemberg (9,6 Prozent).

KI-Startups
Auf Länderebene dominiert erneut Berlin mit 32,5 Prozent die KI-Landschaft (appliedAI Institute for Europe gGmbH)

Für die Landscape werden die aufgeführten Startups nicht nur standortspezifisch, sondern auch hinsichtlich der erhaltenen finanziellen Mittel analysiert. Etwa die Hälfte der aufgeführten Unternehmen hat einen erheblichen Finanzierungsbetrag erhalten: 81 KI-Startups erhielten mehr als zehn Millionen US-Dollar 119 KI-Startups bekamen eine Finanzspritze zwischen 1 und 10 Millionen USD. Generell nimmt die Höhe der erhaltenen Finanzmittel im Laufe der Zeit bezogen auf das Gründungsjahr zu, da sich ältere Startups bereits erfolgreich auf dem Markt etabliert haben und erfolglose Startups in der Regel liquidiert werden. Um die führenden KI-Startups hervorzuheben, hat das appliedAI Institute for Europe erstmals auch eine Liste mit 20 besonders hervorzuhebenden KI-Neugründungen in die Landscape integriert. Hierzu wählte eine Jury bestehend aus Techunternehmen und Wagniskapitalgebern die vielversprechendsten KI-Startups in Deutschland für 2023 aus.

Starke Branchen und Bereiche für KI-Startups

Bei mehr als 95 Prozent aller untersuchten Unternehmen handelt es sich um B2B-KI-Startups. Das Gesundheits- und Sozialwesen, das Verarbeitende Gewerbe sowie Transport, Mobilität und Lagerung sind die industriellen Schlüsselsektoren für deutsche KI-Startups. Vor allem in den Unternehmensfunktionen Produktion, Forschung & Entwicklung, Betrieb, Marketing sowie Kundenservice & Support sind sie besonders aktiv.

Hinsichtlich der zugrunde liegenden Technologien sind deutsche KI-Startups besonders stark in den Bereichen Computer Vision (28 Prozent) und Natural Language Processing (25,3 Prozent). Lediglich 5,8 Prozent der untersuchten KI-Jungunternehmen sind vorwiegend im Bereich Robotik tätig – ein Zweig, der für die deutsche Industrie historisch gesehen allerdings sehr wichtig ist. Der Aufbau von Frameworks und Infrastrukturen, aus dem typischerweise ein hoher Umsatz generiert werden kann, wird von deutschen KI-Startups nur in wenigen Fällen verfolgt.

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Überraschenderweise sind nur 5,8 Prozent der untersuchten KI-Startups vorwiegend im Bereich der Robotik tätig (Grafik: appliedAI Institute for Europe gGmbH)

KI-Startup-Landscape – Datenbank für das KI-Ökosystem

„Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir ein Ökosystem schaffen, in dem KI-Startups sich entfalten können. Und KI zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird. Dabei steht die Förderung von vertrauenswürdigen Partnerschaften im Vordergrund. Die Landscape dient als zentrale Datenbank mit hochwertigen und extern validierten KI-Startups. Diese gibt sowohl Unternehmen sowie staatlichen Institutionen als auch den Startups selbst die Chance, neue Partnerschaften aufzubauen“, so Dr. Andreas Liebl.

Dr. Andreas Liebl ist Gründer und Geschäftsführer des appliedAI Institute for Europe. (Bild: appliedAI Institute for Europe gGmbH)

Für die Aufnahme in die German AI Startup Landscape können sich KI-Startups jährlich beim appliedAI Institute for Europe bewerben. Darüber hinaus werden Nominierungen der Kontributoren Nvidia, Intel und zwölf renommierten Venture-Capital-Unternehmen (Cherry Ventures, Earlybird Capital, UVC Partners, Yttrium, Lakestar, High-Tech Founder Funds, eCAPITAL, La Famiglia, Asgard, Burda Principal Investments, HV Capital, und Born2Grow) entgegengenommen. Die eingegangenen Bewerbungen werden dann hinsichtlich bestimmter Kriterien, wie Daten, KI-Methoden und Skalierbarkeit, bewertet und geclustert. In einem letzten Schritt werden die Evaluationen und Bewertungen der Kontributoren vom appliedAI Institute for Europe zusammengefasst und analysiert. Daraus ergibt sich eine Datenbank für den KI-Standort Deutschland.

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Für die „German AI Startup Landscape 2023“ wurden 508 KI-Startups berücksichtigt. (Bild: appliedAI Institute for Europe gGmbH)

Die appliedAI Institute for Europe gGmbH hat sich zum Ziel gesetzt, das europäische KI-Ökosystem zu stärken, Wissen rund um KI zu entwickeln, vertrauenswürdige KI-Tools bereitzustellen. Außerdem will es Bildungs- sowie Interaktionsformate rund um hochwertige KI-Inhalte schaffen. Als gemeinnützige Tochtergesellschaft der appliedAI Initiative wurde das Institut 2022 in München gegründet. Die Initiative ist ein Joint Venture aus UnternehmerTUM und IPAI, deren Leitung Dr. Andreas Liebl und Dr. Frauke Goll innehaben. Die appliedAI Institute for Europe gGmbH wird unterstützt durch die KI-Stiftung Heilbronn gGmbH. (sg)

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