16.03.2022 – Kategorie: Technologie

KI-Anwendungen: „What can AI do for me?“ bringt Unternehmen mit Lösungsanbietern zusammen

Mit dem Forschungsprojekt “What can AI do for me?” wurde eine Matching-Plattform gestartet, die Unternehmen mit Bedarf an KI-Anwendungen mit Lösungsanbietern zusammenbringt. Das Projekt der Hochschule der Medien, thingsThinking GmbH und Kenbun IT AG stärkt die Vernetzung von Unternehmen mit der deutschen AI-Landschaft.

„WhatCanAIDoForMe.com” ist der Name der Matching-Plattform, welche Unternehmen mit noch unspezifischen AI-Vorhaben geeignete Use Cases aufzeigt und passende Lösungsanbieter vorschlägt. Die Plattform dient als Brücke zwischen Unternehmen und AI-Lösungsanbietern. So sollen die innovativen Lösungen der KI-Landschaft stärker in den Unternehmen impliziert werden, um KI-Anwendungen voranzubringen.

Unternehmen mit KI-Bedarf können ihre Anfragen einfach direkt auf der Plattform eingeben. Daraufhin werden Ihnen passende Use Cases inklusive der dazugehörigen Anbieter vorgeschlagen. Als Bonus wird eine erste geschätzte Bewertung des Wertschöpfungspotenzials ihres Anwendungsfalls ausgegeben. Technisch basiert die Anwendung auf der AI-Plattform Semantha des Softwareanbieters thingsThinking, welche in der Lage ist, Texte zu auf Bedeutungsebene analysieren und zu vergleichen.

Studie ermöglicht Einführung einer Matching-Plattform

Der Einführung der Matching-Plattform geht eine umfassende Studie des Institute for Applied Artificial Intelligence der Hochschule der Medien in Stuttgart über die Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale von AI in Unternehmen voraus. Obwohl es sich bei AI um eine der bedeutendsten Technologien der aktuellen Zeit handelt, untersuchen bisher die meisten wissenschaftlichen Studien überwiegend die technologischen Aspekte von AI, jedoch nur wenige deren Auswirkungen auf die Wertschöpfung von Unternehmen. 

Der bisherige Forschungsstand zum Thema AI unterstreicht durchaus positive Effekte im Hinblick auf eine erfolgreiche Unternehmensführung. Allerdings sind bislang kaum Rückschlüsse auf die Potenziale von konkreten Anwendungsfällen möglich. Für strategische Entscheidungen hinsichtlich der Implementierung von AI sind entsprechende Erkenntnisse auf Anwendungsebene aber unabdingbar, um diese als einen ersten Anhaltspunkt für einen möglichen, zu erwartenden Return on Investment heranziehen zu können.

KI-Anwendungen
Das Projekt WhatCanAIDoForMe.com wird von der Hochschule der Medien, thingsThinking GmbH und Kenbun IT AG getragen.

Orientierungshilfe bei der Implementierung von KI-Anwendungen

Um die beschriebene Problematik zu lösen, identifiziert die Studie „AI Value Creation“ einzelne AI-Anwendungsfälle, also Use Cases in Unternehmen und untersucht deren Wertschöpfungspotenziale. Ziel ist es, Unternehmen eine erste Orientierungshilfe bei der strategischen Entscheidungsfindung hinsichtlich der Implementierung von KI-Anwendungen zu ermöglichen. Hierzu wurden über 40 qualitative Experteninterviews geführt. Neben Experten aus Unternehmen, die bereits KI-Anwendungen einsetzen, umfasste die Befragung auch Fachleute von AI-Lösungsanbietern und Unternehmensberatungen

Die im Rahmen der Studie interviewten Unternehmen gehören verschiedensten Branchen an, insbesondere dem produzierenden Gewerbe, dem Groß- und Einzelhandel, der Informations-, Kommunikations- und Medienbranche sowie der Finanz- und Versicherungsbranche. Im Rahmen der Studie wurden über 90 Use Cases erhoben und für die Analyse systematisiert. Die meisten Use Cases wurden dabei in Produktion und Supply Chain, Marketing und Sales und Kundenservice ermittelt. Daneben befanden sich einige Use Case Cluster auch funktionsübergreifend im Einsatz.

Wertschöpfungspotenziale von KI-Anwendungen

So vielfältig die Einsatzgebiete der AI, so differenziert sind auch die Wertschöpfungspotenziale, die für die einzelnen Use Case Cluster ermittelt wurden. So werden im Bereich Produktion und Supply Chain primär Kostenreduktionen erwartet sowie eine Optimierung hin zu einer effizienten und unterbrechungsfreien Produktions- und Logistikkette angestrebt. AI für Prozessmonitoring und Qualitätskontrolle wird ein hohes Potenzial für Kostensenkungen zugesprochen.

Predictive Maintenance zur frühzeitigen Erkennung von Ausfällen an Produktionsanlagen kann ungeplante Produktionsstillstände und somit auch Ausfallkosten verhindern. Entsprechend konnte die Studie hier ein hohes Kostensenkungspotenzial ausfindig machen. In der Agrarproduktion kann beispielsweise mittels Computer Vision für jede Pflanze der opti-male Bedarf an Düngemittel und Pflanzenschutz ermittelt werden. Dies sichert und erhöht die Ausbringungsmenge und spart Ressourcen. Gesteigerte Erntesicherheit und Nachhaltigkeitsaspekte wirken sich wiederum positiv auf den Unternehmenswert aus.

Use Cases im Bereich Marketing und Sales

Für Use Cases im Bereich Marketing und Sales werden primär Umsatzsteigerungen erwartet. Anwendungsbereiche sind beispielsweise in Shopsystemen integrierte Suchmaschinen sowie die Kundensegmentierung und Personalisierung von Angeboten. Für Unternehmen, insbesondere der Medienbranche, birgt Churn Prediction, also die Ermittlung von Kündigungswahrscheinlichkeiten der Abonnenten, ebenfalls nicht unerheblich Umsatzpotenziale. Kunden mit einem hohen Kündigungsrisiko können so ermittelt und mit entsprechenden Retention-Maßnahmen wiedergewonnen werden.

Auf lange Sicht kann so auch der Customer Lifetime Value verbessert werden. Zusätzlich bietet AI aber auch im Marketing und Sales Bereich die Möglichkeit Kosten zu senken. Ein durch AI-gesteuertes Pricing-System beispielsweise kann einem Unternehmen dynamische Preisanpassungen je nach Nachfrage und Preise der Wettbewerber ermöglichen. Gerade im E-Commerce, wenn zahlreiche Produktpreise aktualisiert werden müssen, kann Automatisierung durch AI erhebliche Kostenvorteile mit sich bringen.

Mit KI-Anwendungen wichtige Prozesse vereinfachen

Aber auch abteilungsübergreifend können wichtige Prozesse mittels KI-Anwendungen, gerade im Bereich sich wiederholender Sachbearbeitungsaufgaben, vereinfacht werden. Je nach Anwendungsfall sind auch hier Kosteneinsparungen sowie Umsatzsteigerungen und Unternehmenswertsteigerungen zu erwarten. Neben den genannten operativen Faktoren, gaben einige Expertinnen an, dass sich AI positiv auf die Zufriedenheit der Beschäftigten auswirke. Die durch AI-Anwendungen erzielte Erleichterung von Routinetätigkeiten ermöglicht Mitarbeiterinnen anspruchsvollere und kreativere Tätigkeiten zu übernehmen. Dies fördert die Selbstverwirklichung und Motivation der Mitarbeiter am Arbeitsplatz, was sich wiederum positiv auf die Weiterentwicklung der Unter-nehmen auswirkt. 

Der Einsatz von AI in Unternehmen sichert somit auch Wettbewerbsvorteile. Unternehmen, die AI erfolgreich einsetzen, nannten durchaus, dass sie den Einsatz von AI als Thema in ihre Kommunikation aufnehmen, um ihr Unternehmensimages zu verbessern und die Attraktivität aus Sicht der Bewerber zu steigern. Der Einsatz von AI kann für Unternehmen also auch Vorteile hinsichtlich der Rekrutierung von hochqualifizierten Fachkräften sichern.

Hindernisse bei der Realisierung von Wertschöpfung durch KI

Ein Mangel an eben diesem hochqualifizierten Personal stellt Unternehmen aktuell vor eine große Herausforderungen. Zusätzlich gilt es neben technologischen Hürden etwa, auch mögliche negative Einstellungen der Mitarbeiter und Führungsebene  gegenüber AI zu überwinden und Vertrauen in die Technologie aufzubauen. Damit KI-Anwendungen erfolgreich in Unternehmen eingesetzt werden kann, muss der Einsatz sorgfältig und umsichtig geplant werden. So ist zum Beispiel die Qualität der Daten sowie die Dateninfrastruktur ein wesentlicher Einfluss- und Erfolgsfaktor. Auch ist es wichtig, dass Mitarbeiter und Führungskräfte des Unternehmens eine offene und positive Einstellung gegenüber der Thematik zeigen. Wer AI als Chance begreift, positioniert das Unternehmen Richtung Fortschritt. 

Die Studie „AI Value Creation“ zeigt auf, welche vielfältigen Potenziale in den einzelnen Unternehmensbereichen und -branchen möglich sind und welche Hindernisse in Unternehmen für die erfolgreiche Implementierung noch überwunden werden müssen. Diese potenziellen Hindernisse gilt es, im Vorfeld der Anwendung von KI im eigenen Unternehmen zu analysieren, um das Unternehmen mit Hilfe von KI-Anwendungen in Richtung Zukunft zu transformieren.

KI-Anwendungen
Prof. Dr. Jürgen Seitz ist tätig am Institute for Applied AI der Hochschule der Medien. (Bild: Hochschule der Medien)

Der vollständige Forschungsbericht zum Projekt „What can AI do for me?“ von Prof. Dr. Jürgen Seitz, Katharina Willbold, Robin Haiber und Carina Weber kann auf Institute for Applied AI kostenfrei eingesehen werden. Das Vorhaben wurde im Jahr 2021 vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg im Rahmen des KI-Innovationswettbewerbs gefördert. (sg)

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Aufmacherbild: fotomek – Adobe Stock


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