15.08.2023 – Kategorie: Digitale Transformation, Technologie
KI-Anwendungen: Verhaltener Optimismus bei deutschen Unternehmen
Die Erwartungen zu einer Umsatzsteigerung und Ethik-Agenda der deutschen Unternehmen durch KI-Anwendungen treffen laut einer neuen Studie von Avanade auf allgemeine ökonomische Herausforderungen.
Die Unternehmen in Deutschland erwarten Umsatzzuwächse durch die Verwendung von KI-Anwendungen. Allerdings entsteht ein Spannungsfeld bei den dafür erforderlichen Investitionen. So stecken Inflation und eine fragile Konjunktur gemäß aktueller Einschätzungen einen engeren finanziellen Rahmen, zeigt eine neue Studie von Avanade. Demnach erwarten in Deutschland 71 Prozent der Unternehmen, dass sie in den kommenden 18 bis 24 Monaten zusätzlichen Umsatz durch den Einsatz von KI-Anwendungen erzielen können. Weltweit stimmen dieser Einschätzung nur 46 Prozent der befragten Unternehmen zu.
Die erwarteten Zuwächse liegen jedoch noch in einem vergleichsweise überschaubaren Rahmen´. Gemäß der Erhebung werden die lokalen KI-Anteile am Gesamtumsatz in einem Korridor von etwa fünf bis zehn Prozent erwartet. Diese relativ defensive Einschätzung fußt auch auf der Berücksichtigung der konjunkturellen Gesamtlage. 97 Prozent der in Deutschland Befragten gehen davon aus, dass das wirtschaftliche Umfeld Investitionen in digitale Lösungen einschränken wird. Weltweit liegt deren Anteil bei 75 Prozent.
Verantwortungsvolle Nutzung von KI-Anwendungen
Der Finanzierungsfragen zum Trotz beschäftigen sich jedoch beinahe alle der in der Studie angesprochenen Unternehmen bereits mit begleitenden Vorarbeiten rund um Fragen der verantwortungsvollen Nutzung von KI-Anwendungen, die sich dem Themenkreis der digitalen Ethik zuordnen lassen. In Deutschland sehen sich allerdings nur 13 Prozent mit diesen Vorbereitungen am Ziel und sind bereits mit deren Implementierung beschäftigt. Das ergibt mit Abstand den letzten Platz im Ländervergleich.
So liegt dieser Wert in den USA bei 49 Prozent, im Vereinigten Königreich bei 64 und in Frankreich sogar bei 73 Prozent. Der Grund hierfür dürfte gemäß der Studie in erster Linie das Fehlen einer dedizierten Person in entsprechender Verantwortung sein. So geben in Deutschland je die Hälfte der Unternehmen an, dass sich entweder die C-Level-Ebene wie CIO oder CTO oder ein Bereichsleiter des Themas annehmen. In etwa jedem achten Unternehmen der weiteren vorgenannten Länder sind hingegen dedizierte Ansprechpartner für „Responsible AI“ vorhanden.
Erwartete Risiken durch KI-Anwendungen
Gerade Deutschlands Unternehmen strotzen dabei auch regelrecht vor Selbstvertrauen, wenn es um die Frage geht, ob sie ihre Beschäftigten hinsichtlich des sicheren Einsatzes von KI gut vorbereiten. So bejahen dies 100 Prozent der Befragten, obwohl vielfach kein dedizierter Ansprechpartner vorhanden ist. Zurückhaltender schätzen das etwa Organisationen in den USA ein, wo der zugehörige Wert mit 82 Prozent immer noch sehr hoch ist, vergleichbar mit dem Vereinigten Königreich mit 84 Prozent. Dass Wahrnehmung und Realität womöglich auseinanderdriften, zeigt ein weiterer Wert: 99 Prozent der in Deutschland befragten Unternehmen gaben an, dass sie ihre Belegschaft bereits zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI-Anwendungen wie OpenAI und ChatGPT ermöglicht haben.
Keine Sorge vor Weltuntergangsszenarien durch KI
„Ob nun Diskrepanzen zwischen gefühlten und erreichten Zwischenergebnissen vorhanden sind oder nicht, eines scheint festzustehen: Die Unternehmen hierzulande sowie weltweit scheinen im Hinblick auf sogenannte Weltuntergangsszenarien durch KI nicht sonderlich besorgt. Vielmehr erkennen sie Chancen und sind mit durchaus wichtigen Vorbereitungen beschäftigt“, erklärt Stefan Smolka, Geschäftsführer der Avanade Deutschland GmbH.
„Dabei ist es allerdings schon ratsam, sich ein realistisches Lagebild zu verschaffen. Die Dynamik der Entwicklung sowie bei den Rahmenbedingungen ist momentan unglaublich hoch. Insofern würden wir zur Vorsicht raten, wenn es um vermeintlich abgeschlossene Vorbereitungen geht. Wir sind mit unseren Kunden sowie Interessenten hierzu in guten Gesprächen. Dabei erkennen wir auch vielfach den Willen, zügig erste Projekte zu starten – und das ist gerade unfassbar wichtig, um nicht abgehängt zu werden.“
Zur Methodik der Studie
McGuire Research befragte im März und April 2023 im Auftrag von Avanade 800 Verantwortliche in Unternehmen in Australien, Kanada, Brasilien, Frankreich, Deutschland, Japan, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Zu den Befragten gehörten je zur Hälfte Entscheidungsträger aus Wirtschaft und IT, die verschiedene Branchen repräsentierten. Darunter jeweils mit zwölf Prozent industrielle Fertigung, Einzelhandel sowie Behörden und gemeinnützige Organisationen. Einen Anteil von jeweils 13 Prozent haben Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Biowissenschaften, Konsumgüter und Dienstleistungen sowie Energie und Versorgungsunternehmen. Von den 100 befragten Führungspersonen in Deutschland arbeiten 87 Prozent in Unternehmen, die 5.000 bis 10.000 Mitarbeiter beschäftigen.
Avanade bietet innovative Digital-, Cloud- und Beratungsdienste, Branchenlösungen sowie designorientierter Erfahrungen im Microsoft-Ökosystem. Gemeinsam mit der Muttergesellschaft Accenture wurde Avanade häufiger als jedes andere Unternehmen als „Microsoft Global SI Partner of the Year“ ausgezeichnet (Stand 2022). (sg)
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