29.03.2021 – Kategorie: Digitale Transformation
KI-Anwendungen: So will eine Initiative das Potenzial künstlicher Intelligenz bündeln und nutzen
Die Initiative KI Park Deutschland will das Potenzial künstlicher Intelligenz nutzbar machen. Ziel ist die Förderung der Entwicklung und Nutzung von angewandter KI in Deutschland auf den Grundlagen europäischer Richtlinien und Werte.
Die Initiative will dazu Unternehmen, Start-ups, Wissenschaft und Politik miteinander vernetzen und gemeinsame KI-Projekte auf den Weg bringen, um so KI-Anwendungen in Deutschland zu fördern. Mitgründer Oliver Salzmann, Geschäftsführer der Deloitte KI GmbH, erklärt unserem Redakteur Heiner Sieger die Details.
KI-Anwendungen: Austauschplattform für Deutschland und Europa
In der Lankwitzer Straße 48 in Berlin geschehen derzeit große Dinge. Hier ist der Sitz der vor mehr als einem Jahr gegründeten Initiative KI Park Deutschland. Zum Leben erweckt wurde sie von der Deloitte KI GmbH und dem Immobilienentwickler Investa, um eine Austauschplattform für KI-Anwendungen aus Deutschland und Europa zu schaffen.
Was ist der Sinn hinter der Gründung von KI Park?
Oliver Salzmann: Es geht uns um den Aufbau eines offenen Ökosystems aus gleichberechtigten Partnern und Experten. Konkret wollen wir KI breit in die Anwendung bringen und für den Menschen nutzbar machen. Die Aufgabe dabei – übrigens gemeinnützig angelegt – ist die Vernetzung wesentlicher Stakeholder für das Thema.
Welche konkreten Ziele haben Sie sich vorgenommen?
Wir wollen vorhandene Kompetenzen bündeln, in erfolgreiche Geschäftsmodelle wandeln und somit moderne KI-Anwendungen ‚Made in Germany‘ schaffen. Deutschland hat das Potenzial, hier eine maßgebliche Rolle zu spielen – jedoch nur, wenn es uns gelingt, als zukunftsgewandte Industrienation Synergien zu nutzen und Kooperationen zu gründen. Dafür bauen wir eine KI-Schmiede für neue Anwendungen unter Berücksichtigung europäischer Werte wie volle Transparenz, Integrität, Berücksichtigung der Menschen- und Datenschutzrechte. Auf diese Weise können intelligente KI-Produkte für Organisationen in Deutschland, Europa und weltweit entstehen und die digitale Souveränität in Europa stärken.
Wir hinken also in Deutschland und Europa beim Thema KI international noch hinterher?
Lassen Sie es mich so formulieren: Der Einsatz von KI ist derzeit noch relativ rudimentär, vor allem was den Aufbau von Geschäftsmodellen betrifft. Da verharren wir in Industrie, Mittelstand und Öffentlichem Sektor noch zu sehr in der Abwartehaltung. Die Unternehmen sind jedoch mehr denn je gezwungen, die digitale Transformation ihrer Geschäftsmodelle voran zu treiben. Und dazu braucht es vor allem erprobte KI-Modelle und viele Daten.
Wir wollen indes kein neues Facebook gebären. Sondern die im KI Park Deutschland entstehenden Lösungen gehen eher Richtung B2B und sollen speziell unsere mittelständisch geprägte Industrie unterstützen. Der KI Park soll dafür einen Platz schaffen, um an einem Ort alle relevanten Akteure zu finden und den Herausforderungen von KI für die Anwendungen begegnen zu können – ein Ort, an dem immer wieder neue Ideen gepitcht werden können.
KI Park: Win-Win für alle Beteiligten
Welche Rolle spielt der Partner Investa?
Rupprecht Rittweger, Geschäftsführender Gesellschafter der Investa Holding GmbH und Chairman der NTT Global Data Centers EMEA GmbH sowie Mitgründer des KI Park Deutschland, teilt mit uns die Vision, angewandte KI in Deutschland zu operationalisieren. Er war einer der maßgeblichen Akteure bei der Gründung der KI Park Initiative. Unter anderen konnte für das Berliner Grundstück bereits die NTT gewonnen werden. Dadurch entsteht dort eines der größten Datacenter in Berlin. Mit dem physischen Quartier als geeignete Real Estate Plattform für ein KI-Ökosystem in Deutschland sehen wir uns gemeinsam im Trend des ‚New Work‘ und der ‚New Manufacturing Economy‘ – inklusive moderner Co-Working und Maker-Spaces.
Wie profitieren Dritte von dem Netzwerk?
Die Start-ups profitieren, indem sie ihre KI-Technologie anhand konkreter Anwendungsfälle aus der Praxis einsetzen können, während die teilnehmenden Unternehmen mit der Implementierung konkreter KI-Anwendungen in die eigene Zukunftsfähigkeit investieren. Unsere Innovationsplattform ist bereits live gegangen, dort sind auch schon erste Challenges zu finden, welche Angebot und Nachfrage nach KI-Anwendungen verbinden sollen.
Natürlich stellen wir die Plattform allen Unternehmen auf der Suche nach anwendbaren KI-Lösungen zur Verfügung – nur so kann die Vernetzung wirklich stattfinden. Wenn man KI heutzutage in die Anwendung bringen will, geht das nur über ein Ökosystem. Ein Akteur allein kann das nicht. Es geht nicht ums Experimentieren, sondern darum, das Potenzial Künstlicher Intelligenz unter marktwirtschaftlichen Bedingungen langfristig nutzbar zu machen. Durch ein Netzwerk an Wagniskapitalgebern und Fördermitteln gehen wir gezielt diese Herausforderungen an.
Erstes Aufsehen haben Sie in der Branche bereits durch den Beitritt von Celonis erregt. Was steuert das bekannteste deutsche Technologie-Einhorn zum KI-Park bei?
Die von drei ehemaligen Studierenden der TU München entwickelte intelligente Softwarelösung bildet Geschäftsprozesse ab und macht Verbesserungsvorschläge für die Prozessoptimierung in Echtzeit. Sie verbindet Process Mining, künstliche Intelligenz und Automatisierung, so dass Unternehmen ihre Kapazitäten über sämtliche Abläufe und Abteilungen hinweg optimieren können.
Das Unternehmen bringt neben dieser Expertise sein Academic Alliance Programm in die KI Park Deutschland Initiative ein. Dieses Programm fördert ein stetig wachsendes Bildungsnetzwerk aus Universitäten und Forschungseinrichtungen mit dem Ziel, die Talente von morgen mit wertvollen und nutzenstiftenden Technologiekenntnissen vertraut zu machen. Dieses Netzwerk steht künftig auch dem KI Park zur Verfügung. Damit lässt sich die Forschung näher an die Praxis bringen und den Umgang und Einsatz von KI schneller operationalisieren – also genau das, was uns vorschwebt.
KI-Anwendungen: Das Netzwerk wächst
Verzeichnen Sie bereits erste Erfolge?
Wir haben mit dem französischen Partner Agorize eine Online-Innovationsplattform für künstliche Intelligenz installiert, auf der Herausforderungen und Lösungen zusammenfinden. Sie hat bereits fünf Millionen User und vernetzt KI-Startups mit etablierten Unternehmen und dem öffentlichen Sektor. 12.000 KI-Experten sind ebenfalls dort schon registriert. Große Unternehmen, wie zum Beispiel die Linde in München, nutzen das schon intensiv.
Über eine digitale Plattform stellen wir den Mitgliedern des KI Park Deutschlands Zugang zu mehr als 700 ausgewählten KI-Start-Ups aus Deutschland mit weiterführenden Informationen zu den Anwendungsfällen, dem Produkt, der Unternehmensfinanzierung und den Gründern zur Verfügung. Mit dieser Übersicht gelang es bereits einigen Unternehmen, fertige Lösungen für ihr konkretes Problem zu finden und sich über relevante Informationen zu informieren.
Was sind die nächsten Schritte?
Wir werden in den kommenden Monaten weitere Mitglieder und Partner aufnehmen, darunter sind auch sehr bekannte, große Namen. Venture Capital Gesellschaften, Unternehmen aus Industrie, Mittelstand und öffentlichem Sektor sowie KI-Experten aus der Anwendungsforschung und Start-ups sind herzlich eingeladen, Mitglied im KI Park Deutschland zu werden.
Warum engagieren sich ausgerechnet Wirtschaftsprüfer und Steuerberater derart intensiv für KI?
Der Einsatz von KI-Anwendungen wird unsere Arbeitsweise und die unserer Kunden kontinuierlich weiter verändern. Der Anspruch ist, diesen Wandel gemeinsam mit Partnern zu gestalten und darauf hinzuwirken, dass er wertegeleitet und zum Wohl von Mensch und Umwelt erfolgt. Dinge wie Cloud, KI und Quantencomputing beherrscht niemand mehr allein. Da müssen wir uns auch öffnen. Und wir haben erkannt, dass es erfolgskritisch ist, bestimmte Stärken an einem Platz zu bündeln, gemeinsam mit Partnern außerhalb des eigenen Unternehmens weiter zu entwickeln. KI kann das Leben der Menschen besser machen, aber die Gestaltung ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
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