11.11.2015 – Kategorie: IT
Interview: „Die Kunden auf dem richtigen Weg begleiten“
Im April 2015 hatten sich die ERP-Hersteller Alpha Business Solutions AG (ABS) und proAlpha Gruppe zur proAlpha Business Solutions zusammengeschlossen, um künftig als einer der drei größten ERP-Anbieter für mittelständische Industrieunternehmen und den Großhandel in Deutschland Marktanteile hinzuzugewinnen. Der Geschäftsbereich SAP Business ByDesign der ABS wurde in den neu gegründeten Cloud-ERP-Anbieter all4cloud GmbH ausgelagert. digitalbusiness Cloud & IoT sprach mit Henrik Hausen, Geschäftsführer der all4cloud GmbH, über die Positionierung des neuen Cloud-Anbieters und das Potenzial von Cloud-basierter Unternehmenssoftware im Mittelstand. Von Stefan Girschner
digitalbusiness Cloud & IoT: Im April dieses Jahres ist die all4cloud GmbH als eine Ausgründung der Alpha Business Solutions AG gestartet. Ihr Ziel ist es nun, als „eine 100-prozentige Cloud-Company“ den deutschen Mittelstand auf dem Weg in die Cloud zu begleiten. Wie kam es zu dieser Neugründung?
Henrik Hausen: all4cloud wurde ausgegründet, als sich die Alpha Business Solutions AG und die proAlpha Software GmbH zusammengeschlossen haben. Aus Sicht eines Herstellers wie proAlpha wäre es sicher wenig sinnvoll gewesen, das bisherige Geschäftsmodell in dieser Form weiter zu betreiben. Aus unserer Sicht war es der ideale Zeitpunkt, den etablierten Geschäftsbereich des SAP Business ByDesign auf eigene Beine zu stellen. In der Unabhängigkeit und vollen Fokussierung auf das Thema CLOUD-ERP mit dem besten Produkt eines ERP-Marktführers sehen wir immense Chancen der Geschäftsentwicklung.
Die von all4cloud entwickelte Cloud-ERP-Lösung basiert ausschließlich auf SAP Business ByDesign. all4cloud ist einer der erfolgreichsten SAP-Partner im Kontext von Cloud-ERP. Wir als all4cloud haben durch einen frühen strategischen Zukauf Mitarbeiter und eine Add-on-Lösung gewinnen können, die auf Basis von SAP Business ByDesign aufgebaut wurde. Diese Lösung behandelt die prozessualen Anforderungen von technischen Dienstleistern oder auch Gesellschaften mit einem hohen Wartungsanteil an Leistungen innerhalb des Unternehmens. Wir sprechen von eam4cloud, wobei eam für „Enterprise Asset Management“ steht.
digitalbusiness Cloud & IoT: Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?
Henrik Hausen: Wir bringen alle Vorzüge der echten Cloud mit uns, das heißt, wir sind schneller und schlanker als das klassische On-Premise-ERP-Geschäft. Wir gewinnen Kunden für die Nutzung von SAP Business ByDesign und darüber hinaus auch für unsere Lösung eam4cloud. Ansonsten vermieten wir die Nutzung der Software rein auf User- oder Paketbasis.
digitalbusiness Cloud & IoT: Wie kam es zur Entscheidung, eam4cloud zu erwerben?
Henrik Hausen: Der Zukauf der Instandhaltungslösung war eine Chance, unser Portfolio zu erweitern. Damit grenzen wir uns deutlich gegenüber anderen ab. Wir haben diese Chance gerne genutzt.
digitalbusiness Cloud & IoT: Welchen Anteil haben jeweils die SAP-Software und Ihr Add-on für die Instandhaltung von eam4cloud?
Henrik Hausen: BYD macht als vollwertiges ERP mit Sicherheit den Löwenanteil aus.
digitalbusiness Cloud & IoT: Zu Ihren Kunden zählen vor allem kleinere und mittelständische Kunden, die einer cloudbasierten Unternehmenssoftware häufig skeptisch gegenüberstehen dürften. Wie gelingt es Ihnen, diese von den Vorteilen einer cloudbasierten Lösung zu überzeugen?
Henrik Hausen: Im Gespräch mit Interessenten legen wir im Vorfeld den Nutzen unserer Lösungen dar. Im Anschluss tauschen wir uns natürlich über Themen wie Datensicherheit aus. Da unsere Lösungen auf den Hochleistungsservern der SAP laufen, können wir dieses Thema sehr positiv darstellen. Die für Europa genutzten Rechenzentren von SAP stehen in Deutschland und verfügen über alle relevanten Zertifikate. Wir nennen dies auch gerne „Data-Security made in Germany“ – was sehr gut ankommt. Wir können die wesentlichen Vorteile des Cloud-Ansatzes transparent machen und überzeugen immer mehr Projektverantwortliche davon. Darüber hinaus zählen neben den mittelständischen, unabhängigen Unternehmen auch größere Unternehmen sowie Tochtergesellschaften von Konzernen zu unseren Kunden.
digitalbusiness Cloud & IoT: Wo können Sie im Vergleich zu konventionellen ERP-Lösungen am besten punkten?
Henrik Hausen: Die Lösung hat ihren funktionalen Sweetspot bei klassischen ERP-Fragestellungen, nicht zwingend in der tiefsten Produktion. Wir punkten mit der Leichtigkeit der Anwendung als browserbasierte Lösung. Sie ist prädestiniert für Unternehmen, die nicht mit dem Betreiben der eigenen IT Geld verdienen, sondern einen Mechanismus brauchen, um beim Geldverdienen unterstützt zu werden. Ein besonderes Highlight ist mit Sicherheit die volle Integration der Geschäftsbereiche. Dies reicht vom Vertrieb (CRM) über die Leistungserbringung, egal, ob im Handel, im Projektmanagement oder in der Fertigung, über den Bereich Finance und Controlling bis hin zur Anlagenbuchhaltung. Mobile Szenarien, abrufbar auf Tablets oder Smartphones, sind heute schon vorhanden und ein kostenfreier Bestandteil des Lösungsangebotes. Diese Szenarien gehören quasi zur DNA dieser Lösung.
digitalbusiness Cloud & IoT: Hybride-Cloud-Konzepte werden derzeit von vielen Marktbeobachtern als einer der besten Ansätze zur Umsetzung einer dynamischen IT-Umgebung betrachtet. Haben Sie auch ein hybrides Cloud-Modell im Angebot?
Henrik Hausen: Die Aussage halte ich für zu pauschal. Hybride Modelle ergeben da Sinn, wo mit Cloud-Lösungen entweder funktionale oder technische Restriktionen einhergehen. Hinzu kommt: In der On-Premise-Welt steckt eine Menge an Investitionen, die man nicht einfach abschalten und entwerten kann. Daher ist insbesondere bei neuen Themen oder fachspezifischen Anforderungen der hybride Ansatz der richtige Weg, um den Weg in die Cloud zu beginnen und Erfahrungen zu sammeln. Wer diesen Weg konsequent geht, profitiert von einem enormen Zugewinn an Flexibilität.
digitalbusiness Cloud & IoT: Worin liegen die besonderen Anforderungen eines hybriden Cloud-Konzeptes im Vergleich zu einer echten Public-Cloud-Lösung?
Henrik Hausen: Es geht immer um die Abbildung oder verbesserte Unterstützung von Prozessen. Der hybride Ansatz beinhaltet daher keine anderen Herausforderungen als eine echte Public-Cloud-Lösung. In der Regel brauchen Unternehmen mit komplexen Anforderungen mehr als ein System, um ihre Welten unter einen Hut zu bringen. Systeme müssen daher gekoppelt werden. Technisch sind das oftmals die gleichen Mechanismen – Flatfiles, XML-Strukturen, Web-Services usw. Die Adressierung und Absicherung ist unter Umständen im reinen unternehmensinternen Gebrauch etwas anders als bei einer Kopplung an ein Public-Cloud-System – mehr nicht.
digitalbusiness Cloud & IoT: Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen durch cloudbasierte Unternehmenssoftware für die Anwender?
Henrik Hausen: Die größten Herausforderungen zeichnen sich für mich in der zunehmenden Internationalisierung der Nutzung cloudbasierter Systeme ab. Wo ich meine Lösungen nutze, spielt technisch gesehen keine Rolle mehr. Die Geschäftsmodelle unserer Kunden, gar der Wirtschaft, werden per Definition immer schneller in andere Länder führen. Das nächste Thema ist die Nutzung und Verbreitung des „Internet of Things“ – unsere persönliche Herausforderung wird sein, im Bereich Wartung und Instandhaltung die richtigen, nutzbringenden Prozesse umzusetzen.
digitalbusiness Cloud & IoT: Wie stehen Sie zu der Einschätzung, dass viele mittelständische Unternehmen in Deutschland bisher den Trend zur Digitalisierung der Wirtschaftszweige „verschlafen“ haben?
Henrik Hausen: Ich sehe das nicht so, dass viele Unternehmer den Trend verschlafen haben. Ein Unternehmer muss vor allem auch kaufmännische Entscheidungen treffen, wenn er investieren will. Es müssen erstmal greifbare Szenarien entwickelt werden, die sich multiplizieren lassen und Effekte erzielen, dann wird der Unternehmer sich dafür entscheiden können.
digitalbusiness Cloud & IoT: Wie können Sie Ihre Kunden dabei unterstützen, eine solche Digitalisierungsstrategie praktisch umzusetzen?
Henrik Hausen: Die Ideen hinter Industrie 4.0 sind wichtig und konsequent und werden mittel- bis langfristige Auswirkungen haben. Als Anbieter müssen wir darauf vorbereitet sein und gute Beispiele finden und entwickeln, um die Kunden auf dem richtigen Weg zu begleiten. Das tun wir bereits. (ak)
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