15.12.2020 – Kategorie: Cloud Computing

Hyperscaler: Wie Unternehmen das Beste aus der Hybrid Cloud herausholen

Hyperscaler CrowdStrike Hyperkonvergenz Gaia-XQuelle: everything possible/Shutterstock

Wenn Unternehmen die Unterschiede zwischen den Standardangeboten der Hyperscaler und den individuell anpassbaren Lösungen von lokalen Cloud-Anbietern kennen, können sie Workloads dort platzieren, wo sie am besten aufgehoben sind. Damit erhalten Anwender die volle Flexibilität.

AWS, Google, Azure und neuerdings Alibaba: die Angebote der Hyperscaler sind alle sehr ähnlich. Sie bieten skalierbare Rechenpower in einer Multi-Tenant-Umgebung, für die nach Verbrauch bezahlt wird. Das Angebot der Hyperscaler basiert dabei hauptsächlich auf drei Grundpfeilern: Flexibilität, Zusatzdienstleistungen und Skalierbarkeit. Für eine hohe Flexibilität bezahlen die Kunden allerdings einen Aufpreis. Dies liegt vor allem an der zur Abdeckung von Peaks notwendigen Größe, um Rechenleistung nahezu beliebig zur Verfügung stellen zu können.

Diese flexible Grundlage an Speicher- und Rechenpower wird verwendet, um zusätzliche PaaS-Dienste (Platform as a Service) anzubieten. Dabei handelt es sich um Services, die man recht einfach zubuchen kann, ohne sie selbst entwickeln zu müssen, wie skalierbare Datenbanken oder Bezahl-Dienste. Auch hier sind die Kosten in der Regel höher, als wenn man diese Dienste selbst entwickeln würde.

Hyperscaler: Auswirkungen der Datenschutzbestimmungen

Hyperscaler sind global präsent und haben Rechenzentren in vielen Ländern, unter dem Dach einer globalen Muttergesellschaft. Im Falle der US-amerikanischen Hyperscaler ist der Unternehmensstandort der Muttergesellschaft mitunter ein Problem. Denn die Gesetzgebung, wie etwa die DSGVO in Deutschland und der US Cloud Act, können enorme Auswirkungen auf den Umgang mit personenbezogenen Daten und Unternehmensdaten haben. Die Möglichkeit des Zugriffs durch US-amerikanische Behörden ist im Falle der US-Hyperscaler möglich. Selbst eine deutsche Tochtergesellschaft, die sich im Besitz eines US-Unternehmens befindet, ist verpflichtet, gemäß der Gesetzgebung der Muttergesellschaft Zugriff der US-Behörden zu erlauben.

Hoher Einstiegspreis ohne Exit-Strategie

Aufgrund der in der Größe der Hyperscaler begründeten Standardisierung sind Sonderwünsche oder Anpassungen meist nicht möglich. Kunden müssen sich an die Standards, die Arbeitsweise und die Lösungen halten, die die Hyperscaler vorgeben. Durch die Nutzung dieser proprietären Standards führt die Nutzung der Angebote von Hyperscalern nicht selten zu ungewollter Herstellerbindung. Diese definieren, wie man mit ihnen Geschäfte machen muss und wie man ihre Infrastruktur nutzt. Zum Beispiel ist AWS S3 fast zum Industriestandard geworden, und es ist schwierig, einen Weg zu finden, außerhalb von AWS zu arbeiten, wenn dieser Standard verwendet werden muss.

Kleinere Cloud-Anbieter haben ein anderes Geschäftsmodell

Im Vergleich zu den Hyperscalern bietet die Zusammenarbeit mit kleineren Anbietern, die durchaus global tätig sein können, viele Vorteile. Diese Anbieter haben nicht die Notwendigkeit, einen massiv skalierten Overhead bereitzustellen, um kurzzeitig hohe Nachfragespitzen abzudecken. Sie sind nicht an Anwendungsfällen interessiert, die ihren höchsten Spitzenbedarf erhöhen würden, aber in der verbleibenden Zeit zu ungenutzter Hardware führen würden.

Tatsächlich hat in der Praxis nur ein kleiner Prozentsatz der Workloads hohe Spitzenwerte. Die meisten Workloads sind recht stabil und vorhersehbar. Dies ist ein zentraler Faktor des Geschäftsmodells kleinerer Cloud-Anbieter: dieser Overhead existiert nicht und muss daher auch nicht in ihre Preisgestaltung einkalkuliert werden. Kleinere Anbieter haben im Vergleich zu Hyperscalern ein komplett anderes Geschäftsmodell! Ihre Angebote für vorhersehbare Workloads sind deshalb wesentlich kostengünstiger – in der Realität 30 bis 50 Prozent Einsparung im Vergleich zu Hyperscalern – und in einigen Fällen sogar noch mehr.

Hyberscaler: Kostenpflichtiger Support in der Public Cloud

Neben den höheren Kosten haben die Angebote von Hyperscalern weitere Nachteile. Der Support ist beispielsweise kostenpflichtig und nicht inbegriffen. Kunden müssen ein Support-Paket kaufen, in dem festgelegt ist, welche Art von Support sie erhalten. Bei kleineren Anbietern ist der Basis-Support im Preis meist inbegriffen, die Hürde für den Support ist viel niedriger und Kunden können mit den Personen, die ihre Plattform tatsächlich betreiben, persönlich sprechen. Sie können sich beraten lassen, gemeinsam Geschäftsmodelle prüfen oder entscheiden, was am besten funktionieren würde. Diese Dinge sind mit dem anonymen Hyperscaler-Ansatz unmöglich.

Hyperscaler: Unterschiede bei den Cloud-Portfolios berücksichtigen

Kleineren Anbietern fehlt es im Vergleich zu den Hyperscalern an der Menge der PaaS-Dienstleistungen. AWS bietet beispielsweise derzeit mehr als 150 verschiedene PaaS-Dienste auf seiner Plattform an. Wenn man sich die Portfolios anschaut, bieten die kleineren Anbieter alles unterhalb der PaaS-Linie. Das heißt, Bare Metal und Dedicated Compute, was Hyperscaler nur sehr begrenzt bieten. AWS hat beispielsweise nur eine Handvoll verschiedener Servermodelle in seinem Portfolio, die als Bare Metal angewendet werden können.

Kleinere Anbieter haben im Vergleich dazu potenziell Hunderte von verschiedenen Modellen und Spezifikationen, die genau auf die optimale Leistung eines Workloads zugeschnitten werden können. Kleine Cloud Anbieter sind darüber hinaus in der Lage, diesen Infrastruktur-Layer um eine individualisierbare Cloud -Schicht zu ergänzen. Dies ermöglicht es den Kunden, nicht nur einen generischen Dienst zu nutzen, sondern eigene Dienste auf eine bessere Art und Weise aufzubauen.

Kleinere Anbieter werden höchstwahrscheinlich keine hochskalierbare Datenbank anbieten. Aber sie werden eine Plattform anbieten, die kosteneffektiv, stabil und anpassbar ist. So kann ein Unternehmen seine eigene Datenbank auf eine viel bessere Art und Weise betreiben, und Kunden werden nicht an einen bestimmten Anbieter und seine Vorgaben, wie eine Datenbank funktionieren sollte, gebunden. Natürlich gibt es für die Nutzung jedes Dienstes eine Schwelle, von der an es viel einfacher und besser ist, einen eigenen Dienst aufzubauen, als einem Hyperscaler eine Menge Geld für eine generische Lösung zu geben. Doch wie entscheidet man richtig, wo ein Workload idealerweise laufen sollte?

Hybrid Cloud: Volle Flexibilität bei überschaubaren Kosten

Hybrid Cloud Computing gibt es seit mehr als 20 Jahren und ist zum Standard für die meisten Cloud-Infrastrukturen geworden. Hyperscaler und kleinere Anbieter haben gleichermaßen bemerkt, dass Kunden beide Teile benötigen und haben Verbindungen für die beiden Clouds aufgebaut. Ideal ist die Möglichkeit, alles mit allem zu verbinden, was die Basis für jedes Portfolio kleinerer Anbieter sein sollte. Dies ist ein gewaltiger Unterschied zu Hyperscalern, die kein Interesse daran haben, ihre Kunden das Angebot irgendeines Konkurrenten wählen zu lassen.

Workloads dort platzieren, wo sie am besten aufgehoben sind

Der Entscheidungsprozess, den richtigen Anbieter auszuwählen und einzurichten, beginnt mit dem erforderlichen Workload. Workloads, die volatil sind und viel Flexibilität erfordern, werden wahrscheinlich die Leistung eines Hyperscalers benötigen. Alles was vorhersehbar ist, kann viel effizienter in einem Rechenzentrum eines kleineren Anbieters ausgeführt werden, wo es genau auf den Bedarf zugeschnitten ist. So erhalten Unternehmen das Beste aus beiden Welten und müssen sich grundsätzlich nicht für eine der beiden Alternativen entscheiden.

Public Cloud der Hyperscaler – eine Einbahnstraße

Der „Cloud-First“-Ansatz ist grundsätzlich keine gute Idee. Es ist effizienter, sich Workloads genau anzusehen, um dann herauszufinden, was die beste Lösung ist. Anpassungsmöglichkeiten sind bei einem Hyperscaler kaum existent und machen wirtschaftlich selten Sinn. Bei Cloud-First gibt es kein Zurück, während es einfach ist, den entgegengesetzten Weg vom Bare Metal zu einer zusätzlichen Cloud-Umgebung zu gehen, die an jeden spezifischen Zweck angepasst werden kann. Unternehmen sollten sich ihre Optionen offenhalten, indem Sie ein hybrides Cloud-Modell wählen. So haben sie die gleiche Flexibilität bei überschaubaren Kosten und erhalten ein gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis. (sg)

Leaseweb Hyperscaler
Marcus Busch ist Geschäftsführer bei Leaseweb Deutschland.

Über den Autor: Marcus Busch ist Geschäftsführer der Leaseweb Deutschland. Leaseweb ist ein Infrastructure as a Service-Anbieter, dessen Portfolio Public Cloud, Private Cloud, Dedizierte Server, Colocation, Content Delivery Network und Cyber Security Services umfassen. Mit mehr als 80.000 verwalteten Servern stellt Leaseweb seit 1997 Infrastruktur für geschäftskritische Websites, Internetanwendungen, E-Mail-Server sowie Sicherheits- und Speicherdienste bereit. Das Unternehmen betreibt weltweit 19 Rechenzentren mit einer Gesamtkapazität von mehr als 5,5 Tbps. (sg)

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