01.08.2023 – Kategorie: Geschäftsstrategie
Gründungen erreichen 2022 Rekordwert in Deutschland
Laut dem neuen „Global Entrepreneurship Monitor 2022/23“ des RKW Kompetenzzentrums lag die Gründungsquote in Deutschland erstmals über neun Prozent. Ein großer Teil der Gründungen ist wegen der Corona-Pandemie erfolgt.
In Deutschland haben 2022 so viele Menschen ein Unternehmen gegründet – oder waren gerade dabei, ein Unternehmen zu gründen – wie noch nie, seit das RKW Kompetenzzentrum den ersten „Global Entrepreneurship Monitor“ (GEM) im Jahr 1999 veröffentlicht hat. Die Quote der Gründungen in Deutschland stieg im Jahr 2022 um 2,2 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent. Im Jahr 2021 lage sie noch bei 6,9 Prozent.
Die Ergebnisse des aktuellen Global Entrepreneurship Monitors 2022/23 zeigen außerdem, dass sich die Position des Gründungsstandorts Deutschland im internationalen Vergleich leicht verbessert hat. Die deutsche Ausgabe des GEM wird regelmäßig durch das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover erstellt.
Wirtschaftliche Folgen der Pandemie führen zu mehr Gründungen
Die GEM-Gründungsquote wird als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben (Young Entrepreneurs) und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen (Nascent Entrepreneurs). Der betrachtete Zeitraum von 2019 bis Mitte 2022 umfasst damit auch die gesamte Phase der Corona-Pandemie. Diese hatte zunächst zu einem starken Einbruch der Gründungen von Unternehmen geführt. Aber mit zunehmender Dauer der Pandemie und ihrer Folgen auch neue Chancen eröffnet und zusätzliche Gründungen ermöglicht.
In Deutschland hat der Anteil der Gründungen, die nicht trotz, sondern gerade wegen der Corona-Pandemie entstanden sind, den letzten drei Jahren kontinuierlich zugenommen. Zuletzt waren es 45 Prozent. Mehr als ein Drittel der Gründer in Deutschland stimmten 2021 der Aussage zu, dass die Pandemie neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet hat. Im Jahr 2020 basierte lediglich ein Viertel der Gründungen auf der Nutzung von Gründungschancen, die sich erst durch die Pandemie ergaben. Zudem haben 22 Prozent der 2022 befragten Gründenden junger Unternehmen (Young Entrepreneurs), angegeben, dass sie als Reaktion auf die Corona-Pandemie digitale Technologien nutzen, um Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen.
Gründungsaktivitäten nehmen kontinuierlich zu
Auffällig ist, dass die Zahl der Young Entrepreneurs, also der Menschen, die zum Befragungszeitpunkt nicht nur die Absicht hatten, sondern tatsächlich gegründet haben, in den letzten sieben Jahren langsam aber kontinuierlich gestiegen ist (mit Ausnahme des Jahres 2020 durch die kurzfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie) – in 2022 im Vergleich zum Vorjahr sogar um 1,5 Prozentpunkte. Darüber hinaus ist die GEM-Gründungsquote in Deutschland im Jahr 2022 sowohl bei den Nascent Entrepreneurs als auch bei den Young Entrepreneurs gleich stark angestiegen.
Anzahl der Gründungen in Deutschland mit Luft nach oben
Insgesamt zeigt sich auch auf internationaler Ebene eine positive Entwicklung bei den Gründungsaktivitäten. Diese haben sich von 2021 auf 2022 bei den im Rahmen des GEM betrachteten Ländern durchschnittlich um 0,4 Prozentpunkte erhöht. Deutschlands Steigerung liegt mit gut 2,2 Prozentpunkten deutlich über diesem Schnitt. Andere Länder, wie etwa die USA (+ 2,7 Prozentpunkte) oder Norwegen (+ 3,4 Prozentpunkte), weisen sogar eine noch stärkere Dynamik auf.
Im internationalen Vergleich der ausgewählten GEM-Länder mit hohem Einkommen belegt Deutschland einen Platz im Mittelfeld. Die Quote der Gründungsaktivitäten hierzulande ist vergleichbar mit der von Ländern wie Frankreich oder Schweden. Auf dem nordamerikanischen Kontinent, in den USA und Kanada, sind die Gründungsquoten seit Jahren am höchsten. Damit ist Nordamerika weltweit die mit Abstand wichtigste Region für Gründerinnen und Gründer.
Kooperation von RKW Kompetenzzentrum und Leibniz Universität Hannover
Der GEM-Länderbericht Deutschland ist im Rahmen einer Kooperation zwischen dem RKW Kompetenzzentrum und dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) entstanden. Die Ergebnisse des Länderberichts basieren auf Befragungen von weltweit über 164.000 Bürgern (davon 4.110 in Deutschland) in 49 Ländern. Außerdem wurden 2.147 Gründungsexpertinnen und Gründungsexperten in 51 Ländern (davon 70 in Deutschland) befragt.
Das RKW Kompetenzzentrum ist ein neutraler Impuls- und Ratgeber für den deutschen Mittelstand. Es sensibilisiert kleine und mittlere Unternehmen für Zukunftsthemen und unterstützt sie dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft auszubauen. Das RKW Kompetenzzentrum leistet damit einen Beitrag zur Stärkung des Gründungsgeschehens und zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Zu den Schwerpunktthemen „Gründung“, „Fachkräftesicherung“, „Digitalisierung“ und „Innovation“ bietet das RKW Kompetenzzentrum praxisnahe und branchenübergreifende Informationen sowie Handlungshilfen an.
Das Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover mit aktuell vier Professoren und einem Dutzend weitere Wissenschaftler ist die Heimat des deutschen GEM-Länderteams, geleitet von Prof. Rolf Sternberg. Zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeographie zählen die wirtschaftsräumlichen Implikationen des Gründungsgeschehens. (sg)
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