25.10.2023 – Kategorie: Digitale Transformation, Geschäftsstrategie

Green Coding: Wie nachhaltiges Programmieren die Digitalisierung unterstützt

Green CodingQuelle: Putra - Adobe Stock

Die digitale Welt hat sich zu einem mächtigen Motor der Innovation entwickelt. Allerdings ist der wachsende Energiebedarf für digitale Dienste zu einer drängenden Aufgabe geworden. Green Coding bietet eine vielversprechende Antwort, um die Umweltverantwortung bei der Softwareentwicklung zu berücksichtigen.

Die digitale Welt hat sich zu einem mächtigen Motor der Innovation entwickelt, der nahezu alle Aspekte unseres Lebens durchdringt. Doch während Menschen die Vorteile dieser digitalen Expansion genießen, dürfen wir nicht die damit einhergehenden Umweltauswirkungen übersehen. Der wachsende Energiebedarf für digitale Dienste ist zu einer drängenden Angelegenheit geworden, die unsere Aufmerksamkeit erfordert. Schätzungsweise zwölf Prozent des weltweiten Stromverbrauchs werden durch digitale Geräte und Dienste beansprucht, und dieser Wert steigt stetig an. Angesichts dieser Herausforderung hat sich Green Coding als ein vielversprechendes Konzept herauskristallisiert, um die Umweltverantwortung in den Kern der Softwareentwicklung zu integrieren.

Green Coding ist weitaus mehr als nur ein Buzzword. Es repräsentiert eine Reihe von Prinzipien und Techniken, die darauf abzielen, den Energieverbrauch von Software zu reduzieren und gleichzeitig die Effizienz, Leistung und Innovationsfähigkeit von Anwendungen zu steigern. In diesem Kontext nehmen unter anderem Cloud-Technologien eine zentrale Rolle ein. Cloud-Anbieter setzen vermehrt auf erneuerbare Energien, um ihren Energiebedarf zu decken. Solarenergie und Windkraft werden genutzt, und innovative Virtualisierungstechniken optimieren die Ressourcennutzung auf den Servern. Diese Bestrebungen verdeutlichen, dass die Cloud nicht nur eine Plattform ist, sondern auch eine Basis für umweltbewusste Softwareentwicklung bietet.

Um Green Coding umzusetzen, ist jedoch noch mehr nötig, vor allem ein Wandel des Bewusstseins bei den Entwickler:innen und auf Managementebene. Jeder Code, der geschrieben wird, trägt zu einem globalen Energieverbrauch bei. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Softwareentwickler:innen jede Komponente, jede Klasse und am Ende jede Zeile Code auf ihre Notwendigkeit hin hinterfragen. Gleichzeitig müssen Führungskräfte die Wichtigkeit von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erkennen.

Die Basis für Green Coding in der Cloud

Ressourceneffizienz, Transparenz, Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit spielen bei Green Coding eine Schlüsselrolle. Die Gestaltung einer effizienten Anwendungsarchitektur ist ein weiterer essenzieller Schritt auf dem Weg zum Green Coding in der Cloud. Diese Architektur sollte sich an den Wertströmen des Unternehmens orientieren und auf skalierbaren Komponenten sowie intelligentem Caching basieren. Eine solche Architektur ermöglicht nicht nur eine Reduzierung des Energieverbrauchs, sondern schafft auch Raum für zukünftige Innovationen und Anpassungen. Auch Serverless-Architekturen können eine wichtige Rolle bei Green Coding spielen, da sie potenziell dazu beitragen, den Energieverbrauch und die Ressourcenverschwendung durch kurze Ausführungszeiten und automatische Skalierung in Rechenzentren zu reduzieren.

Es ist jedoch wichtig, zu beachten, dass die Umweltauswirkungen von Serverless-Architekturen von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich der Effizienz der genutzten Cloud-Provider und der Effizienz der verwendeten Programmierung. In einigen Fällen kann die Serverless-Nutzung dazu führen, dass Cloud-Anbieter mehr Energie verbrauchen, um die schnelle Skalierung zu ermöglichen. Daher ist es entscheidend, Serverless-Anwendungen sorgfältig zu gestalten und zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich umweltfreundlich sind. Am Ende geht es nicht nur um die reine Implementierung von Code, sondern auch um die Auswahl eines nachhaltigen Cloud-Anbieters, der passenden Anwendungsarchitektur, die eingesetzten Technologien und schließlich den verwendeten Programmiersprachen, die die Energieeffizienz unterstützen.

Richtlinien für nachhaltige Softwareentwicklung

Die „Green Coding Principles“, entwickelt von der Green Software Foundation, bieten hierbei wertvolle Leitlinien. Diese Grundsätze ermutigen Entwickler dazu, redundante Code-Strukturen zu vermeiden und effiziente Algorithmen zu nutzen. Denn die Wahl der richtigen Datenstrukturen sowie der geschickte Einsatz von Caching-Techniken können den Energieverbrauch erheblich reduzieren. Ein zentraler Aspekt dieser Prinzipien ist die Fokussierung auf modularisierten und gut strukturierten Code. Durch die Aufteilung von Anwendungen in wiederverwendbare Komponenten wird nicht nur die Codequalität verbessert, sondern auch der Energieverbrauch gesenkt. Weniger redundanter Code bedeutet weniger Rechenarbeit, weniger Stromverbrauch und letztendlich eine effizientere Anwendung.

Ein weiteres Kernelement der Green Coding Principles ist die Förderung von ressourceneffizienten Algorithmen. Durch die bewusste Auswahl von Algorithmen, die mit möglichst geringem Ressourceneinsatz hohe Leistung erzielen, kann der Energieverbrauch der Software drastisch gesenkt werden. Dies gilt insbesondere für Anwendungen, die große Mengen an Daten verarbeiten oder komplexe Berechnungen durchführen.

Wahl der Programmiersprache ist entscheidend

Neben der Optimierung des Codes spielen auch die Wahl der Programmiersprache und die Nutzung von Frameworks eine entscheidende Rolle. Die Green Coding Principles empfehlen den Einsatz von Programmiersprachen und Tools, die eine effiziente Ressourcennutzung fördern. Moderne Programmiersprachen bieten oft Funktionen zur automatischen Speicherbereinigung und zur Optimierung von Ressourcen, was zu einer besseren Energiebilanz der Anwendung führt.

Darüber hinaus betonen die Green Coding Principles die Bedeutung von regelmäßigem Testing und Monitoring. Durch die kontinuierliche Überwachung der Anwendung können ineffiziente Code-Passagen und Ressourcenengpässe frühzeitig erkannt und behoben werden. Dies ermöglicht nicht nur eine bessere Energieeffizienz, sondern auch eine stabilere und zuverlässigere Software.

Insbesondere im E-Commerce-Sektor eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für die Implementierung von Green Coding. Große Online-Plattformen verzeichnen oft starken Traffic und hohe Datennutzung, was eine optimierte Programmierung unerlässlich macht. Durch die Verbesserung der Website-Geschwindigkeit, die Minimierung der Datenübertragung und die Nutzung skalierbarer Serverarchitekturen lassen sich erhebliche Energieeinsparungen erzielen. Zudem spielen die Ausrichtung der Software auf die Wertströme des Unternehmens und die Integration zeitgemäßer Technologien eine entscheidende Rolle.

Keine Angst vor Emerging Technologies

Auch wenn Technologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain für ihren hohen Energieverbrauch bekannt sind, können sie dennoch in ein nachhaltiges IT-Konzept integriert werden. Hierbei kommt es darauf an, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, bei dem die Vorteile der Technologien die Energiekosten überwiegen. Die Integration von künstlicher Intelligenz in Green Coding kann paradox wirken. Denn das Trainieren der KI-Modelle und das spätere Ausführen der KI-Algorithmen erfordern oft eine erhebliche Rechenleistung. Dennoch bieten sie Möglichkeiten zur Optimierung, die den Energieverbrauch langfristig senken können. KI lässt sich beispielsweise dazu verwenden, automatisch ineffizienten Code zu identifizieren und zu optimieren.

Potenzial der Blockchain für Green Coding nutzen

Blockchain-Technologie ist zwar bekannt für ihre anspruchsvollen Berechnungen und dezentralen Netzwerke, birgt aber ebenfalls Potenzial für Green Coding. Durch die gezielte Auswahl von energieeffizienten Konsensmechanismen und die Optimierung von Smart Contracts können die Energiekosten von Blockchain-Anwendungen erheblich reduziert werden. Darüber hinaus können Green Coding-Prinzipien auf die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen angewendet werden, um deren Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern. Die richtige Integration dieser Technologien erfordert eine gründliche Analyse und Planung. Unternehmen und Entwickler müssen bewusst den Mehrwert abwägen, den diese Technologien bieten, und gleichzeitig die möglichen Auswirkungen auf den Energieverbrauch berücksichtigen.

Green Coding als Weg zur Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit

In der Summe bietet Green Coding in der Cloud nicht nur ökologische Vorteile. Das Konzept ebnet auch den Weg für Unternehmen bei der digitalen Transformation. Durch bewusstes Coden und den Einsatz moderner Technologien können Unternehmen nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Green Coding ist somit nicht nur ein Zeichen von Umweltbewusstsein. Es ist auch ein strategischer Ansatz, der langfristige Effizienzvorteile und eine positive Marktpräsenz verspricht. Indem Unternehmen das Green Coding in der Cloud umsetzen, können sie ihre Verantwortung für die Umwelt wahrnehmen und gleichzeitig von den vielfältigen Vorteilen einer nachhaltigen Softwareentwicklung profitieren.

Marcel Russ ist Manager für Enterprise Modernisation bei Exxeta. (Bild: Exxeta)

Über den Autor: Marcel Russ ist Manager im Bereich Enterprise Modernisation bei Exxeta, einem Technologie- und Beratungsunternehmen. Er unterstützt mit seinem Team Kunden dabei, mit effizienter Software und agilen Vorgehensmodellen ihre IT zu modernisieren. Immer im Fokus ist die Frage: Wie können Unternehmen durch bewusste Veränderungen und den Einsatz moderner Tools nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger werden? Bevor Macel Russ zu Exxeta kam, war er Team Lead bei Hugo Boss mit Fokus auf Web und Mobile Apps sowie agilen Arbeitsmethoden. Marcel Russ ist Diplom-Informatiker und hat Software Engineering an der Universität Stuttgart studiert.  (sg)

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