05.05.2023 – Kategorie: Cloud Computing

FinOps: Der Turbo für die Cloud

Quelle: kran77 - Adobe Stock

In vielen Unternehmen steigt die Kostenkurve nach der Migration in die Cloud an. Laut Gartner zahlen Unternehmen bis zu 70 Prozent mehr, als nötig ist. Die Lösung: FinOps. Als neues Modell steigert es den unternehmerischen Nutzen der Cloud, indem es Silos aufbricht, IT, Geschäfts- und Finanzexperten vereint, unnötige Kosten aufdeckt und reduziert sowie Kostentransparenz schafft.

FinOps als Lösung? Die Cloud als „günstigere” Version zur serverbasierten On-premise-IT-Ar­chitektur – so ist sie in vielen Unternehmen verankert. Das stimmt, Kosteneffizienz ist einer der vielen Vorteile der Cloud. Doch die meisten Unternehmen stellen nach der Migration ihrer Prozesse fest: Die Cloud-Kosten steigen wieder an. Erst langsam, dann zunehmend. Rasch schmilzt die erhoffte langfristige Kostenersparnis dahin. Es kommt zu Fällen, bei denen die Cloud-Kosten nach und nach sogar über den Kosten für herkömmliche On-premise-Rechenzentren liegen.

Der häufigste Grund für die Kostenexplosion

Die vielen Entscheider im Unternehmen oder auch die verschiedenen Standorte buchen per Mausklick einzelne Leistungsbausteine hinzu. Und das mit für sie überschaubaren Kosten. Die vielen kleinen Bausteine ergeben jedoch auf Unternehmensebene diese starken Kostenzuwächse. Gleichzeitig werden die vorhandenen Systeme und Programme nach unternehmensinternen Veränderungen nicht angepasst.

Nicht selten schlichtweg deswegen, weil die „neue” Möglichkeit der flexiblen Anpassung der Cloud-basierten Architektur an tatsächliche Auslastungen bisher nicht in den Köpfen verankert ist.

Eine Lösung dagegen: FinOps vereint als neue Methodik Technologie-, Finanz- und Geschäftsteams und lässt diese datenbasierte Cloud-Entscheidungen treffen, um den Geschäftswert und die Kostenkontrolle in Echtzeit zu maximieren.

FinOps – Zusammenarbeit als Schlüssel

Mit FinOps als Methode können Unternehmen es schaffen, bestehende Silos aufzubrechen und so eine bereichsübergreifende und wertvolle Zusammenarbeit zwischen einzelnen Teams zu erreichen. Statt isolierter Abteilungen, fungiert das FinOps-Team als gemeinsames Steuerungs- und Kontrollsystem mit dem Ziel der Optimierung zwischen den Technologie-, Geschäfts- und Finanzteams.

Das erfordert natürlich, dass sich alle Stakeholder und Mitglieder eines FinOps-Teams aufeinander zube­wegen, sich austauschen und aktiv in den Austausch gehen, um so alle relevanten Informationen über die jeweils anderen Disziplinen zu erfahren. So muss das Finanzwesen Cloud-Know-how aufbauen, die Engineering-Abteilung muss lernen, Kosten im Gesamtkontext zu denken und im besten Falle zu berücksichtigen und das Management alles zusammenfassend evaluieren und die Prioritäten festlegen.

Profitieren können damit alle Unternehmen, die ihre Workloads in der Cloud abgebildet haben und die bereit sind, die Kultur „Cloud” zu leben. Das bedeutet hohe Ansprüche an Innovationskraft, Flexibilität und Bereitschaft zur dezentralen Entscheidungsfindung. Denn diese Parameter sind bestenfalls auch Grundlage für ein aktives Cloud-Kostenmanagement.

Für welches Unternehmen FinOps empfehlenswert ist, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Größe des Unternehmens: FinOps eignet sich insbesondere für Konzerne, Großunternehmen, Großorganisationen und den gehobenen Mittelstand. Im produzierenden Gewerbe, im Handel und in der Informations- und Kommunikationstechnologie selbst sind in Deutschland bisher die meisten FinOps-Ansätze zu finden.
  • Cloud-Reife des Unternehmens: Wie stark sind die Workloads bereits in die Cloud migriert?

Der iterative Prozess

Um das operative Cloud-Kostenmanagement mit bestem Ergebnis zu betreiben, ist der FinOps-Prozess in drei Phasen unterteilt. Diese drei Phasen sind iterativ angelegt, das bedeutet, sie werden wiederholt durchlaufen. Dies bedingt sich aus der Aufgabe des FinOps-Teams anhand von Metriken sicherstellen, dass sich jede Aktivität zur Kostenvermeidung und Kostenoptimierung auszahlt. So startet nach der Anpassung erneut die Analyse- und Inform-Phase. Nur so lassen sich Kosten beständig transparent und im optimalen Bereich halten und individuell entwickeln.

1. Ist-Analyse = Inform

In der ersten Phase werden alle Technologie-Kosten transparent aufgedeckt und den einzelnen Kostenstellen und Applikationen sowie deren Verantwortlichen zugeteilt. Ziel dieser Phase ist es, ein Verständnis für die Gesamtkosten zu erhalten, aber vor allem auch die finanziellen Auswirkungen einzelner (zugebuchter) Cloud-Bausteine zu verstehen. Dies ermöglicht dem Team eine optimale Entscheidungsfindung für das Kostenmanagement.

2. Anpassung = Optimize

In der zweiten Phase steht die Optimierung des Nutzens und der verwendeten Rates im Mittelpunkt. Hier ist an der Zeit Fragen zu stellen, wie beispielsweise: Werden die Vorteile der flexiblen Abrechnungsmodelle optimal ausgenutzt? Sind vorhandene Instances optimal dimensioniert? Ist die Cloud-Architektur wirklich effizient und effektiv? Wie ist der Abdeckungsgrad (Coverage) und die Auslastung (Utilization) der Savings Plans und Reserved Instances? An dieser Stelle werden die Erkenntnisse für die Kostenreduktion bzw. Optimierung gewonnen.

3. Verbesserung = Operate

In der dritten Phase werden dann notwendige Zuständigkeiten und Prozesse definiert, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Hier ermöglichen Automatisierungen eine effiziente und effektive Wiederholung der Prozesse. In der Phase Operate findet zudem das Monitoring statt, ob die Nutzung der Cloud den festgelegten Unternehmenszielen entspricht oder ob sich die festgelegten Ziele erreichen lassen.

Ziel von FinOps ist es folglich nicht unbedingt, weniger auszugeben, sondern sicherzustellen, dass die Cloud-Ausgaben eines Unternehmens optimiert werden und dadurch der Nutzen der Cloud maximiert wird. Also, dass nur das verwendet und gezahlt wird, was tatsächlich benötigt wird. Und somit die Vorteile des flexiblen Systems der Cloud optimal ausgenutzt werden. Dies bietet en passant Vorteile, die sich jedes Unternehmen zu Nutzen machen sollte. Nämlich hochgradige Transparenz, umfassende Steuerungsmöglichkeit, Kostenoptimierung, Kostenbewusstsein bei allen Beteiligten und vor allem die Möglichkeit der validen datenbasierten Entscheidungsfindung über die einzelnen Abteilungen hinweg.

Die Autoren Anna Lena Steinborn und Benjamin Hermann treiben als Leiterin der FinOps-Unit und Geschäftsführer der Zoi TechCon GmbH die Etablierung des innovativen Ansatzes FinOps voran.

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