26.01.2023 – Kategorie: Geschäftsstrategie
ESG-Reporting: Wie Unternehmen daraus einen Nutzen ziehen können
Die Europäische Union erweitert die Pflicht zum ESG-Reporting für Unternehmen. Obwohl der Beschluss einen erheblichen administrativen Mehraufwand bedeutet, so ist dieser auch eine große Chance für mehr Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. Mit der richtigen Softwarelösung können Unternehmen dies zu ihrem Vorteil nutzen.
Große Veränderungen stehen an: Mit der Erweiterung der Pflicht zum ESG-Reporting (Environment, Social, Government) müssen alle an einem EU-regulierten Markt notierten Unternehmen (mit Ausnahme von Kleinstunternehmen) detaillierte Einblicke in ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten gewähren. Dazu gehören neben Faktoren wie CO2-Emissionen und Ressourcennutzung weitere Bereiche. Zu nennen sind Soziales, Diversität der Belegschaft, Maßnahmen gegen Korruption, Lobby-Aktivitäten oder die Einhaltung von Menschenrechten. Die Direktive tritt für große Unternehmen 2024 in Kraft, für KMU zwei Jahre später.
Pflicht zum ESG-Reporting gibt es bereits seit einigen Jahren
ESG-Reporting ist kein Novum, bereits seit einigen Jahren sind kapitalmarktorientierte Unternehmen und Organisationen in der EU dazu verpflichtet, über nichtfinanzielle Aspekte zu berichten. Bis jetzt war diese Berichterstattung jedoch in Komplexität und Aussagekraft uneinheitlich und eher unbefriedigend. Der Grund: Es an den notwendigen Standardisierungen, um eine echte Vergleichbarkeit der Reporte zu erreichen. Die getroffenen Maßnahmen der Europäischen Union ändern diese Praxis nun grundlegend. Sie haben zum Ziel, im Kontext des Green Deals der EU-Kommission die Transparenz und nachhaltige Unternehmensausrichtungen zu verbessern.
ESG-Berichte haben dabei den Zweck, die Bemühungen und Erfolge von Unternehmen bei der Umsetzung von ökologischen, sozialen und ethischen Grundsätzen zeitnah und in hoher Qualität abzubilden. Die so ermittelten Informationen erhöhen die Vertrauenswürdigkeit, weil sie Kunden, Lieferanten und Investoren wichtige Einblicke in die Unternehmensprozesse geben. Akteure, die nachhaltig wirtschaften, profitieren von einem besseren Risikoprofil, von einer steigenden Investitionsbereitschaft bei Aktionären und erhalten von Banken schneller günstigere Kredite. Neben dem ökologischen Anreiz einer nachhaltigen Unternehmensführung spielt daher auch der finanzielle Aspekt eine große Rolle bei der Einordnung der EU-Maßnahmen. Denn in der Berichtspflicht liegt nicht nur Mehrarbeit und ein hoher administrativer Aufwand. Sondern auch die Chance, durch eigene Erkenntnisse die Unternehmenseffizienz zu steigern und neue Geschäftsmodelle sowie Märkte zu erschließen.
Neue Herausforderungen erfordern neue Lösungen
Die Herausforderungen, die auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit warten, sollten Unternehmen – egal welcher Größe – allerdings nicht unterschätzen. Das Sammeln und Zusammenführen der benötigten Daten für das Erstellen des ESG-Reporting kann aus etlichen fehleranfälligen, häufig manuellen Prozessen bestehen. Deshalb sind Standards nötig, an die sich Unternehmen bei der Offenlegung halten müssen und die zukünftig von Auditoren überprüft werden. In der Praxis zeigt sich, dass Mitarbeiter nicht alle Informationen auf die gleiche Art und Weise sammeln und zur Verfügung stellen können. Umweltfaktoren wie der CO2-Ausstoß einer Produktionshalle lassen sich anhand von Daten belegen und nachverfolgen. Soziale Faktoren, soziale Projekte, Firmenkultur oder Einstellungspolitik bedürfen meist einer manuellen Eingabe. Genauso verhält es sich bei den Faktoren zu „Governance“, beispielsweise beim Thema Datenschutz und Ethik.
Noch komplexer wird der Datenberg, wenn Unternehmen alle Aspekte der Lieferkette inklusive aller Zulieferer in ihren Berichten berücksichtigen müssen. Umso wichtiger wird es, Mitarbeiter bei diesen Prozessen zu entlasten, etwa durch skalierbare Software-Lösungen, die das Datenmanagement weitgehend automatisieren, eine umfängliche Sicht auf alle Daten und Prozesse ermöglichen und so eine hohe Transparenz schaffen. Besonders große Unternehmen mit einer länderübergreifenden Infrastruktur, vielen Niederlassungen und großen Datenmengen profitieren von einer Plattformlösung, die als zentrale Datendrehscheibe nach innen und außen fungiert.
ESG-Reporting: Drei Faktoren für effizienten Datenaustausch
Eine ideale Plattform für den komplikationslosen Austausch von Daten vereint drei entscheidende Faktoren. Der wichtigste Faktor ist der hohe Automatisierungsgrad. Damit können etwa Sensoren den Stromverbrauch direkt in eine Vorlage einspielen, den ein befugter Mitarbeiter nur noch bestätigen muss. Der zweite Faktor ist eine hohe Flexibilität, wenn die Lösung Cloud-basiert ist. Und Unternehmen die Software mittels Low-Code-Funktionen selbstständig an die jeweiligen Standards und Anforderungen anpassen können. Als dritten Faktor verfügt die Lösung über eine hohe Datensicherheit, die eine Nachvollziehbarkeit bei Kontrollen realisiert. Dafür setzt die Lösung auf ein Rollenmodell nach dem Vier-Augen-Prinzip. Ein Mitarbeiter spielt die Daten in das System, ein anderer ist für die Freigabe verantwortlich. Aufgrund der Protokollierung sind alle Änderungen, Eingaben und Daten zurück verfolgbar. Das macht die letztendlichen Ergebnisse noch transparenter und fehlerhafte Daten bis zu ihrer Quelle nachweisbar.
ESG-Richtlinie bietet die Chance zur Neupositionierung
Die zukünftige EU-Direktive ist eine enorme Herausforderung, über deren Ausmaß sich viele Firmen noch nicht bewusst sind und die, mit Blick auf ihr Inkrafttreten, dringenden Handlungsbedarf erfordert. Dennoch darf der Vorstoß der EU mit der neuen Direktive nicht nur am Mehraufwand gemessen werden. Die Umsetzung der CSR-Richtlinie in deutsches Recht bietet Unternehmen die Chance auf eine Neupositionierung auf dem Markt, auf dem ein nachhaltiges Wirtschaften immer mehr in den Fokus rückt. Dieser Schritt bedeutet aber auch eine klare Abgrenzung zum bekannten Green Washing, also dem Vorspielen eines nachhaltigen Handelns für eine positive Außenwirkung. Hier schiebt die EU künftig den Riegel vor.
Über den Autor: Frank Sent ist Director Consulting bei CGI in Deutschland. Die 1976 gegründete CGI Group gehört zu den größten unabhängigen Anbietern von IT- und Geschäftsprozess-Dienstleistungen weltweit. Mit 88.500 Beratern bietet CGI ein breites Portfolio an Dienstleistungen. Dies reicht von strategischem IT- und Business-Consulting über Systemintegration, Managed IT und Business Process Services bis hin zu Intellectual-Property-Lösungen. (sg)
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