21.09.2021 – Kategorie: Geschäftsstrategie
ERP-System: „Das Herzstück des Unternehmens muss Spaß machen“
Das ERP-System entscheidet maßgeblich über die Effizienz der Geschäftsprozesse im Unternehmen. Wie ERP aber auch zu einem emotionalen Erlebnis für den Anwender werden kann, erläutert Alexander Gewiese, designierter CEO von Unit4, in einem exklusiven Interview.
Alexander Gewiese, designierter CEO des ERP-Anbieters Unit4, erklärt im exklusiven Interview mit Chefredakteur Heiner Sieger, wie sich die Effizienz von ERP für das Büro des CFO steigern lässt. Außerdem erläutert er die Strategien und Ziele für die Entwicklung des Unternehmens und das emotionale Erlebnis bei der Arbeit mit einem ERP-System.
Sie bezeichnen Ihr Unternehmen als „Marktführer für Cloud-basierte ERP-Software im Mittelstand“ – wie viele Kunden haben Sie in dem Bereich?
Alexander Gewiese: Wir haben mehr als 500 Kunden, dabei zählen zu unserem Kernsegment produktionsorientierte Unternehmen. Wir sind schon sehr lange am Markt unterwegs, aber jetzt nimmt die Bewegung dort stärker zu, nicht zuletzt auch Pandemie-bedingt werden in vielen Firmen die IT-Strategien überdacht. Entsprechend wachsen wir mit dem Markt. Aber die Unternehmen schauen zu Recht auch zweimal hin, bevor sie investieren und sich für eine bestimmte Software entscheiden.
Sie haben den deutschen Mittelstand als große Zielgruppe, sprechen diesen aber in Erklärvideos in englischer Sprache an. Wie passt das zusammen?
Das ist ein Spagat, der auch der Entwicklung am Markt geschuldet ist. Wir sprechen unsere Kundschaft auf unserer Homepage in deutscher, aber in englischer Sprache an. Das ist der internationalen Ausrichtung der Kundschaft geschuldet. Viele Mittelständler sind ja auch in anderen Ländern und global unterwegs. Dem müssen wir auch gerecht werden.
Wie Unit4 die Arbeitsweise der Mitarbeiter revolutionieren will
Sie behaupten auf Ihrer Homepage: „Unit4 revolutioniert die Arbeitsweise und Einstellung Ihrer Mitarbeiter und sorgt so für rundum bessere Erfolge“. Was genau ist das „Revolutionäre“ am ERP-System von Unit4?
Wir blicken jetzt auf rund 40 Jahre kontinuierliche Innovation zurück. Software ist da in der Regel eher evolutionär mit einer Entwicklung über On-premise und Cloud zu hybrid. Jetzt ist die Zeit gekommen, stabile und bewährte Funktionen aus der Vergangenheit mit den Technologien und Services des 21. Jahrhunderts zu paaren. Dazu haben wir gerade unser neues Produkt ERP-X auf den Markt gebracht. Da gehören zum Beispiel branchenspezifische Implementierungs-Modelle dazu, die Kosten- und Zeitvorteile sowie entsprechende Schnittstellen mitbringen. Das Ziel dahinter für unsere Kunden heißt: Sie sollen möglichst viele Informationen in Echtzeit aus der Cloud abgreifen können. Aber auch die Nutzerfreundlichkeit ist sprunghaft durch den Cloud-Einsatz und die entsprechenden Kombinationsmöglichkeiten gestiegen.
Bei Unit4 steht das ERP-System nicht nur für „Enterprise Resource Planning“, sondern auch für „Experience Real Purpose“ – was ist damit gemeint?
Das ist ein kleines Wortspiel. Beim Thema ERP springt ja erst mal niemand auf den Tisch und schreit Juhu. Wir möchten das ERP-System in einer gewissen Weise dennoch emotionaler gestalten. Dazu setzen wir auf drei Schwerpunkte: Wir steigern zum einen die Agilität und zum anderen die Anpassungsfähigkeit für Wachstum, vor allem durch die Mögliche der Skalierung in der Cloud. Mittelständler wollen ja Ihre Stabilität behalten, aber sich auch für innovative Wege öffnen, das ist ja oft der Purpose. Der dritte Schritt ist die Gewinnung von Klarheit im Sinne der Auswertbarkeit der Daten, um dadurch auch Ressourcen zu optimieren. Das Büro des CFO wird in Unternehmen zunehmend wichtiger, wächst in eine neue Rolle hinein und wird Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens. Dem CFO-Office nimmt unsere Software eine Menge an bisheriger Arbeit ab und steigert die Effizienz. Auch das Thema KI-Nutzung und Vorhersagen werden da immer wichtiger und erleichtern Einiges.
ERP-System mit „emotionalem Fußabdruck“
Laut einer neuen Umfrage von Software-Reviews und der Info-Tech Research Group ist das ERP-System von Unit4 marktführend im Bereich „emotionaler Fußabdruck“. Was genau ist darunter zu verstehen?
Ein ERP-System ist bei Anschaffung erst mal ein rationaler Vorgang. Das ist aber nur ein Teil der Gleichung. Der zweite Teil ist: Wie fühlen sich die Anwender bei der Nutzung der Software? Wir sind überzeugt, dass der emotionale Wert wichtig ist. Unser Ansatz ist der „net emotional footprint“ der bei Nutzern abgefragt wird, zum Beispiel zum Thema Strategie und Innovation, aber auch der Produkteindruck während der Nutzung zählt. Also wie benutzerfreundlich ist die Anwendung. Als Drittes spielen die Betreuung und Beratung, also der Service, eine wesentliche Rolle.
Dazu kommt die Problemlösungserfahrung des Kunden in Fall von Benutzungsprobleme und wie wir als Anbieter das handhaben. Nicht zuletzt hat der partnerschaftliche Umgang miteinander ein großes Gewicht. Aus all dem errechnet sich ein Score, und da haben wir eine Führungsposition erreicht in dieser Bewertung. Wir orientieren uns an Unternehmen, bei denen der Mensch im Fokus steht, daher ist die Entwicklung der Software in diese Richtung in Zukunft ein entscheidender Punkt. Das Herzstück des Unternehmens muss Spaß machen. Ein ERP-System war ja bisher eher etwas zum Gähnen.
Wie sehen ihre künftigen Strategien und Ziele für den DACH-Markt aus?
Wir möchten die Innovationsrate stärker in den Fokus nehmen. Das wird uns mit der Software ERP-X gut gelingen. Wir möchten die Unternehmens- und Produktbereiche in der DACH-Region stärker integrieren. Ein Schwerpunkt ist auch ein smartes ERP, mit Microservices und Machine Learning in Richtung New Work und der Förderung der dezentralen digitalen Arbeit.
Mittelstand bei der digitalen Transformation unterstützen
Welche Pläne haben Sie für den digitalen Wandel im Mittelstand? Was ist da zu tun und wie kann Cloud-basierte Software diesen unterstützen?
Etwa 60 Prozent der KMU sind bereits auf dem Weg in Richtung digitale Transformation, genau in diese Richtung wollen auch wir unterstützen. Es gibt aber auch noch starke Bedenken, die potenziellen Kunden umtreiben: Ein Drittel hat Bedenken wegen der Komplexität der Migration, das zweite Drittel scheut die Kosten und das letzte Drittel hat Sicherheitsbedenken. Da beginnt die Arbeit erst mal mit der Aufklärung, bevor es an die Produkterklärung selber geht.
Ich sehe hier vier wesentliche Veränderungsfunktionen: Die Erste ist die Mitarbeitererfahrung in der Nutzung des Systems, die zweite der schnellere Innovationszyklus, der durch die Cloud möglich. Die dritte Veränderungsfunktion ist. Skalierbarkeit und in Verbindung mit höherer Flexibilität. Man zahlt eben nur für das, was man nutzt. Und zu guter Letzt ist da noch die hohe Ausfallsicherheit wichtig. IN all diesen Punkten wollen wir den Mittelstand und seine Mitarbeiter auf diesem digitalen Weg mitnehmen.
Die Cyberattacken auf ERP-Systeme häufen sich. Wie stellt Unit4 Datensicherheit und Verlässlichkeit her?
Das Thema Sicherheit ist für uns ein guter Trigger, um schnell ins Gespräch zu kommen. Denn an dem Punkt entsteht eine gewisse Offenheit, um in die weitere Diskussion über die Cloud zu finden. Wir haben für das Thema Cybersecurity einen Chief Information Security Officer an Bord, der diese Funktion auch quasi für die Kunden übernimmt und weltweit mit seinem Team unsere Datencenter erfolgreich sichert und spezialisiert ist auf Angriffsabwehr. Und soweit möglich versuchen wir auch, den Angreifern möglichst voraus zu sein.
Alexander Gewiese ist seit dem dritten Quartal 2021 Mitglied der Geschäftsleitung bei Unit4 Deutschland und verantwortet den Endkunden-Bereich für die DACH-Region. Seine Verantwortung umfasst sowohl alle Kunden der internationalen Kernprodukte sowie der spezifischen Länderprodukte. Er ist seit 2002 bei Unit4 in Deutschland tätig. Während dieser Zeit hat er verschiedene Leitungsfunktionen in Sales- und Services-Segmenten übernommen. (sg)
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