14.10.2022 – Kategorie: Human Resources

E-Cademy: Wie ZF mit dem Qualifizierungsprojekt die Transformation vorantreibt

Mit der Qualifizierungsinitiative E-Cademy will ZF Friedrichshafen das Kompetenzprofil ihrer Mitarbeitenden zur Elektromobilität und damit auch die digitale Transformation ausbauen.

Der Technologiekonzern ZF Friedrichshafen nutzt das Weiterbildungsprogramm E-Cademy dazu, den Wandel im Unternehmen wie auch in der gesamten Branche aktiv mitzugestalten. Gemeinsam mit dem Projektpartner XU setzt ZF damit das bisher größte interne Qualifizierungsprojekt der Unternehmensgeschichte um. Christina Schulte-Kutsch, Senior Vice President Talent & Organization bei ZF, und Nicole Gaiziunas, Co-CEO und Gründerin von XU, erklären, wieso das Lernen für die Zukunft in diesem Zusammenhang als ein wichtiger Hebel für Veränderung und Transformation verstanden wird.

Angesichts ehrgeiziger Klimaziele und der zunehmenden Verknappung fossiler Rohstoffe ist der Umstieg vom Verbrenner auf Elektroantriebe unumkehrbar und stellt zeitgleich eine der zentralen Herausforderungen der Verkehrswende dar. ZF Friedrichshafen richtet sich mit seiner Strategie „Next Generation Mobility“ auf nachhaltige Mobilitätstechnologien und elektrifizierte Antriebslösungen aus. Der Technologiewandel verändert dabei nahezu alle Bereiche und Standorte des Unternehmens – und das in einer Zeit, die von wirtschaftlichen Unsicherheiten, geopolitischen Konflikten und zahlreichen Veränderungen durch die Pandemie geprägt ist.

ZF Friedrichshafen startet E-Cademy zur Weiterbildung

ZF Friedrichshafen ist bereits seit rund 15 Jahren im Bereich Elektromobilität aktiv, in den vergangenen Jahren ist dieser Bereich überproportional gewachsen: Ein neu zusammengeschlossener Geschäftsbereich mit mehr als 30.000 Mitarbeitenden ist damit betraut, das Zukunftsthema in Management, Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie Marketing für den Konzern voranzutreiben. In der „Electrified Powertrain Technology“-Division bestehen in Folge des rapiden Wachstums und Zusammenschlusses unterschiedlicher Bereiche allerdings starke Wissensunterschiede unter den Beschäftigten in Sachen E-Mobilität. Aus diesem Grund hat ZF das Weiterbildungsprogramm „E-Cademy“ ins Leben gerufen und wird von seinem Projektpartner XU dabei unterstützt, mithilfe gezielter Weiterbildungsmaßnahmen tiefgreifendes Wissen zum Themenkomplex Elektromobilität zu vermitteln und das Kompetenzprofil der Belegschaft in diesem Bereich auszubauen.

Strukturwandel beeinflusst Tätigkeitsfelder bestehender Stellen

Der Strukturwandel der deutschen Automobilindustrie und vieler beteiligter Branchen läuft auf Hochtouren und wirkt sich massiv auf die verschiedenen Akteure aus. Einer Agora-Studie zufolge soll es bis 2030 zu signifikanten Verschiebungen der Arbeitsplätze zwischen den beteiligten Industriezweigen kommen: Während Produktions- und Instandhaltungsbetriebe von Verbrenner-Antriebskomponenten Jobs verlieren, entstehen etwa in der Batterieproduktion sowie in der Ladeinfrastrukturbranche neue Stellen.

Darüber hinaus prognostizieren die Experten von Agora im Zusammenhang mit dem Strukturwandel umfangreiche Effekte für die Tätigkeitsfelder bestehender Stellen. Knapp 760.000 Beschäftigte innerhalb der Automobilbranche müssten demnach umlernen, um bis 2030 weiterhin in Beschäftigung zu bleiben. Für gut ein Drittel von ihnen sei der Umschulungs- und Qualifikationsbedarf hoch. Auch die Qualifikationsprofile der Mitarbeitenden von ZF unterliegen diesen Veränderungen. Die E-Cademy begleitet die Angestellten daher im Technologiewandel und ermöglicht es, sich gezielt für Zukunftsprofile zu qualifizieren und sowohl den Wandel als auch die Zukunft der Mobilität auf Basis des neu erlernten Wissens aktiv mitzugestalten.

Kompetenzaufbau rund um das Zukunftsfeld E-Mobilität

Angesichts dieser Prognosen ist schon heute entschiedenes Handeln von Unternehmen gefordert, um Mitarbeitende in Anstellung zu halten, ihnen Perspektiven zu bieten und ihre Organisation zukunftsfähig aufzustellen. Vor diesem Hintergrund haben ZF und XU mit der E-Cademy eine Qualifizierungsinitiative geschaffen, die die Bedürfnisse einer sehr heterogenen Lernzielgruppe abdeckt und den Lernenden innerhalb weniger Monate einen breiten Wissens- und Kompetenzaufbau rund um E-Mobilität ermöglicht. Für rund 15.000 Mitarbeitende ohne PC-Zugang wurde ein standardisiertes Face-to-Face-Training an 23 Standorten von ZF entwickelt und durchgeführt. Zusätzlich erhielten die Beschäftigten an 20 Produktionsstandorten weltweit im Rahmen der „E-Cademy eXPO World Tour“ praktische Einblicke in die Veränderungen, Bedeutung sowie Technik von E-Mobility.

Mitarbeitende, die über einen PC-Zugang verfügen, erhielten dank der Online-Education-Plattform und dem didaktischen Konzept von XU ein innovatives und rollengerechtes Onlinetraining. Im ersten Schritt wurden die Lernenden dafür einer von fünf Personas zugeordnet: E-Mobility Strategist, E-Mobility Leader, E-Mobility Specialist Business, E-Mobility Specialist Technical und E-Mobility Driver. Auf der Grundlage dieser Rollenanforderungen entstand ein individualisiertes, auf die Lernbedürfnisse zugeschnittenes Lernangebot – mit bis zu 35 Stunden Lerninhalten in 14 Kursen über acht gemeinsam mit ZF definierte Wissensfelder. Darunter die Themengebiete Mobilität, Elektromobilität, Markt und Strategie, xEV-Technologie, Batterie, E-Antriebsstrang, Laden und Stromnetz sowie Nachhaltigkeit.

E-Cademy: Zeitgemäßes Lernkonzept führt zum Erfolg

Ab September 2021 starteten die ZF-Angestellten in ihre Lernreisen und wurden in vier Live-Events mit namhaften Keynote-Speaker, durchgeführt in zwei Sprachen und zwei Zeitzonen, transparent über das Projekt und sein Ziel informiert, sowie zum selbstverantwortlichen Lernen motiviert. Intensive Kommunikation über die ZF-Kanäle wie das Intranet, Mailings, Community of Practices, Blogs und Live-Formate schuf während der gesamten Projektumsetzungsphase die nötige Aufmerksamkeit für die E-Cademy und unterstrich die große Bedeutung des Projekts.

Interaktive On-demand-Lerninhalte, ergänzt durch rund 140 Live-Sessions, standen auf der von XU entwickelten Lernplattform bereit, um den eigenverantwortlichen schrittweisen Wissensaufbau im Tempo der Lernenden zu realisieren. Mithilfe eines anonymen E-Mobility-Readiness-Checks konnten sie außerdem ihren individuellen Wissensstand einordnen und darauf aufbauend bedarfsgerecht in die Lernreisen starten.

Die Online-Education-Plattform von XU funktioniert: konstante Kommunikationsmaßnahmen und ein individualisiertes Lernkonzept erzielten eine Engagement-Rate (aktiv Lernende) von rund 80 Prozent. Dabei gelang es auch, unter den ZF-Angestellten eine neue, moderne Lernkultur auf freiwilliger Basis zu etablieren. Entscheidungen und Maßnahmen setzten ZF und XU stets gemeinsam und in Relation zu zuvor vereinbarten KPIs datenbasiert um. Die Ausrichtung der Qualifizierungsinitiative auf die Anforderungen der Teilnehmenden im Projektverlauf erfolgte zusätzlich fortlaufend über Methoden wie Tiefeninterviews, Feedback-Möglichkeiten und Abfragen von Stimmungsbildern mit kollaborativen Tools. Ein freiwilliger Delta-Check im März 2022 erlaubte den Projektpartnern eine gezielte Fortschrittsmessung.

Bedarfszentrierte Transformation auf den Weg gebracht

Bereits innerhalb der ersten vier Wochen nach Start des Lernprogrammes konnten ZF und XU 5.000 aktiv Lernende erreichen. Diese Zahl hatte sich nach sechs weiteren Wochen auf über 11.000 aktiv Lernende mehr als verdoppelt. Bis heute schlossen die Lernenden 64 Prozent der gestarteten Kurse ab, es registrierten sich 50 Prozent der Lernenden für die Live Sessions und 52 Prozent starteten den E-Mobility-Check mit einer Abschlussrate von 47 Prozent. Der Umgang mit den für die Automobilität wichtigen Megatrends der Zukunft ist damit noch tiefer im Alltag der Beschäftigten verankert worden.

Neben dem Aufbau des für den Technologiewandel erforderlichen Wissens, legt das Projekt großen Wert auf die Etablierung einer nachhaltigen Lernkultur: ZF und XU sind überzeugt, dass lebenslanges Lernen der Schlüssel für die Bewältigung der Transformation ist. Die E-Cademy zeichnet sich daher durch Lernformate aus, die den eigenverantwortlichen und selbständigen Wissens- und Kompetenzaufbau fördern – eine Fähigkeit, die in einem von Transformation geprägten Arbeitsalltag künftig unabdingbar sein wird. Das an diesen Zielen ausgerichtete Lernen ist inzwischen Bestandteil des Arbeitsalltags geworden und wird die Mitarbeitenden auch noch die nächsten Jahre begleiten.

Über die Autorinnen

Christina Schulte-Kutsch verantwortet als Senior Vice President Talent & Organization bei ZF Friedrichshafen die globale Personal- und Organisationsentwicklung, in der unter anderem die konzernweite Weiterbildung, internes und externes Talentmanagement, Führungskräfteentwicklung und Diversity zusammengefasst sind. Vor ihrem Wechsel zu ZF im Jahr 2020 war die studierte Betriebswirtin bei verschiedenen Technologiekonzernen tätig, unter anderem DaimlerChrysler, Mahle und Deutsche Telekom AG, wo sie verschiedene HR-Führungsfunktionen in Deutschland und im Ausland innehatte. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Gestaltung der Arbeitswelt und Arbeitsplatzkultur von morgen.

Nicole Gaiziunas ist Gründerin und Co-CEO der Online-Education- und Exchange-Plattform XU und beschäftigt sich mit den Zukunftskompetenzen von morgen. Sie ist überzeugt, dass die Transformation der Wirtschaft in den Zukunftsfeldern Digitalisierung, E-Mobilität und Nachhaltigkeit nur mit einer Investition in Menschen und ihre Potenziale gelingen kann. Zusammen mit ihrem Team entwickelt sie innovative, zertifizierte Up- und Reskilling-Angebote für Unternehmen und deren Beschäftigte sowie Einzelpersonen. (sg)

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Aufmacherbild: Sikov – stock.adobe.com


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