02.03.2023 – Kategorie: Digitalisierung
Digitalisierung Finanzbereich: Essentiell für den Unternehmenserfolg
Die Digitalisierung der Finanzfunktion geht oft nur schleppend voran, obwohl sie bei CFOs höchste Priorität hat. Finanzabteilungen müssen umdenken, um relevant zu bleiben. Dazu müssen sie wissen, wie der Umbruch gelingt und welche Technologien den stärksten Hebel bieten.
Die Digitalisierung Finanzbereich zwingt Unternehmen, sich zu wandeln. Das geht insbesondere an den Finanzfunktionen nicht spurlos vorüber, wie unsere neue PwC-Studie „The Digital CFO“ zeigt. Denn sie sind traditionell damit betraut, relevante Ereignisse wie Transaktionsdaten des Unternehmens zu speichern und für Entscheidungsträger nutzbar zu machen.
Digitalisierungsschere zwischen Finanzabteilung und Gesamtorganisation
Zwischen der gefühlten Dringlichkeit der Digitalisierung von Finanzfunktionen und ihrem wahrgenommenen Stellenwert der im gesamten Unternehmen liegt bei CFOs aber ein signifikanter Unterschied.
Sie empfinden die Digitalisierung ihrer eigenen Abteilung im direkten Vergleich zu der des gesamten Unternehmens als wichtiger (5,98 vs. 5,01 Punkte auf der siebenstufigen Likert-Skala), schätzen den Status quo in beiden Bereichen aber ähnlich hoch ein (4,5 bzw. 4,53 Punkte) – ein klarer Indikator für den gefühlten Handlungsdruck. Überraschend: Gleichzeitig mangelt es für sie verglichen mit ihren Unternehmen insgesamt an klaren Digitalisierungsstrategien und Roadmaps (4,94 vs. 5,73 Punkte) – denn die CFOs sind in den meisten Fällen für das Roadmapping ihres Bereichs selbst zuständig. Woran kann das liegen?
Digitalisierung Finanzbereich: Klares Alignment und neue Geschäftsmodelle entscheidend
CFOs müssen klar machen, dass die Digitalisierung ihre Abteilungen nicht überflüssig, sondern im Gegenteil besonders relevant für den Gesamterfolg macht. Unsere Studie zeigt: Das gelingt nicht immer. Knapp jeder dritte CFO (28 %) gibt an, dass die Finanzstrategie und Unternehmensstrategie kaum oder überhaupt nicht aneinander ausgerichtet seien und die Mehrheit der CFOs schätzt neue digitale Geschäftsmodelle nur verhalten als Treiber des Wandels für ihre Abteilung ein. Gleichzeitig können sich CFOs als effektive Treiber des Wandels positionieren, wenn sie das Potenzial für ihre eigene Abteilung internalisieren. Besonders CFOs von Unternehmen mit einem Fokus auf digitale Geschäftsmodelle priorisieren demzufolge auch die Digitalisierung ihrer Finanzfunktionen.
Neue Technologien und starke Finanzabteilungen brauchen sich gegenseitig
An technologischem Potenzial mangelt es nicht, wenn sich die Finanzabteilungen als Digitalisierungstreiber etablieren wollen: Robotergestützte Prozessautomatisierung (RPA), Process Mining, KI: Die Technologien schaffen hohe, aber meist vage Erwartungen – genutzt werden sie abseits großer Konzerne bislang nur sporadisch. Allein bei intelligenten Dashboards sind sie bereits bei vielen Unternehmen im Einsatz – unabhängig von ihrer Größenklasse. Dashboards sind eine einfache, dafür aber umso effektivere Möglichkeit für Finanzabteilungen, ihre KPIs zu visualisieren, zu verfolgen und darüber zielführend zu berichten – und so aus reinen Daten echte Erkenntnisse für alle anderen Unternehmensbereiche zu machen.
Digitalisierung Finanzbereich: Datenexzellenz
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Finanzanalytik zu revolutionieren. Daraus erwächst bei vielen Angestellten die nachvollziehbare Skepsis, ersetzbar zu werden. Dabei etablieren sich die Finanzabteilungen erst mit solchen Lösungen als langfristig zentraler Business Partner und Treiber des Wandels im gesamten Unternehmen. Genauso beim Process Mining: Hierbei nutzen Unternehmen Daten, die aus digital abgebildeten Geschäftsprozessen generiert werden, um die Prozesse ganzheitlich abzubilden und zu optimieren, um Engpässe, Verschwendung und kostspielige Nachbesserungen transparent zu machen. Die Folge: Mehr Effizienz, stärkere Compliance und mehr Transparenz. Eigentlich ein No-Brainer, doch 56 Prozent der Unternehmen verzichten noch auf diese Methode. Und auch die Robotic Process Automation könnte viele zeitintensive Prozesse zum Selbstläufer machen, etwa die Zuordnung von Kreditkartenpositionen, Mail-to-Ticket-Prozesse oder Stammdatenextraktion. Damit würden sich Controller, Finanzbuchhalter und Co. nicht abschaffen – denn die Softwareroboter führen zwar aus, evaluieren sich aber nicht selbst.
Das Problem: Die Technologien funktionieren nicht ohne belastbare Daten und abbildbare Prozesse. Dafür braucht es Datenexperten, die sich um die Extraktion, Konsolidierung und Schaffung von Infrastrukturen kümmern, in die künftige Prozesse zukunftssicher eingegliedert werden können.
Das Dilemma des Wandels
Die größte Hürde bleibt die Weiterbildung der Mitarbeiter sowie die Besetzung neuer Positionen und Disziplinen. Der War for Talents ist ein alter Hut, aber aktueller denn je. Damit geht für CFOs eine zentrale Herausforderung einher: ihre Chefetagen und Mitarbeiter für den strategischen Nutzen einer digital befähigten Finanzfunktion zu sensibilisieren. Denn die größten Hürden bleiben aus Sicht der CFOs der Mangel an digitalen Kompetenzen und die Aversion gegen Veränderungen. Traditionelle administrative oder regulatorische Aufgaben wie Buchhaltung, Berichtswesen oder Zahlungsabwicklung sind relativ leicht standardisier- und digitalisierbar. Oft erklärt die Angst um Arbeitsplatz, Relevanz oder Status die Skepsis vor dem digitalen Wandel im Finanzbereich.
Bei unseren Kunden zeigt sich immer wieder, dass digital optimierte Prozesse nicht nur effizienter, sondern auch zufriedener machen. Das Bewusstsein dafür gilt es zu stärken und Mitarbeiter über die Vorteile aufzuklären – Finanzabteilung eingeschlossen.
Digitalisierung Finanzbereich: Faktor Mensch
Wie können Unternehmen die erforderlichen Talente für die Transformation gewinnen und an sich binden? Können bisherige Beschäftigte in anderen Bereichen eingesetzt werden, etwa zur Überwachung der automatisierten Prozesse? Oder gelingt das Upskilling rund um IT, Datenmanagement, angewandte Statistik und KI, mit denen fachfremde Angestellte auch technologisch anspruchsvollere Positionen im digitalen Umfeld übernehmen können?
Wie der Übergang zur digitalen Welt gelingt, ist für Unternehmen längst eine Gretchenfrage. Dass eine digitale Finanzfunktion für dieses Gelingen und die allgemeine Zukunftsfähigkeit eine Schlüsselrolle einnimmt, ist für CFOs auf der ganzen Welt ein klarer Teil der Antwort.
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Der Autor Gori von Hirschhausen ist Partner bei PwC Deutschland und Leiter des Finance Consulting Teams von PwC Europe.
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