28.07.2021 – Kategorie: Digitale Transformation
Digitales Arbeiten & Dematerialisierung – Worauf müssen sich Unternehmen nach Corona einstellen?
Letztendlich wird die Welt nach überstandener COVID-19-Pandemie in vielen Bereichen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens wieder zur Normalität zurückkehren können. Dennoch ist es für Unternehmen fundamental, schon jetzt die dauerhaften Auswirkungen auf das Arbeitsleben, die Internationalisierung, die digitale Transformation und die Nachhaltigkeit richtig zu bewerten. Die Formel lautet: Mehr Wert, weniger Ressourceneinsatz.
Home-Office forever? Der aktuelle IndustryLab-Bericht „Future of Enterprises – The dematerialization path to profitability and sustainability“ von Ericsson kommt zu dem Schluss, dass bis zum Jahr 2030 voraussichtlich fast 60 Prozent der Angestelltenarbeit außerhalb des Firmengeländes stattfinden wird. Da immer weniger Arbeit an zentralen Bürostandorten stattfindet, müssen Unternehmen in der Lage sein, ihren Mitarbeitern vollen Zugang zu einer digitalen Arbeitsumgebung zu bieten, unabhängig vom Standort oder dem verwendeten Gerät. Dies stellt jedoch neue Anforderungen an die digitale Wohnkonnektivität in Bezug auf den Bedarf an niedrigeren Latenzzeiten, höherer Sicherheit und End-to-End-Kapazität.
Digitales Arbeiten: Fernarbeit verändert Städte und Arbeitsmarkt
Weniger Pendeln und eine Verringerung der CO2-Emissionen sind ebenfalls ein erwartetes Ergebnis der Verlagerung hin zur Telearbeit. Dies wird Stadtplaner und Politiker dazu zwingen, die Art und Weise zu überdenken, wie wir unsere Städte bauen. Eine Möglichkeit ist die Einrichtung von Co-Working-Hubs, bei denen Mitarbeiter unterschiedlichster Firmen sich Büroräume in der Nähe ihres Wohnorts teilen. Die Vision eines lokaleren Stadtlebens könnte Realität werden, in dem jeder die meisten, wenn nicht sogar alle seine Bedürfnisse innerhalb eines kurzen Spaziergangs oder einer Fahrradtour von seinem Zuhause aus erledigen kann. Gleichzeitig glauben die befragten Entscheider, dass der Zugang zu den richtigen Fähigkeiten und Mitarbeitern immer wichtiger wird. Zwei Drittel sind überzeugt, dass der lokale Markt nicht ausreichen wird, wenn es darum geht, die richtigen Talente zu finden. Mit der Verbreitung globaler digitaler, cloudbasierter Tools für die Rekrutierung, Zusammenarbeit und Kommunikation wird erwartet, dass mehr Unternehmen Mitarbeiter international einstellen werden. Die Mehrheit der befragten Entscheider erwartet außerdem, dass die Zahl der befristeten und projektbezogenen Anstellungen in ihren Unternehmen deutlich zunehmen wird – eine Verschiebung, die zu mehr aufgabenbezogenen Organisationen führen könnte.
Dieses Zukunftsszenario bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich, etwa die Frage, wie der Teamgeist, die Unternehmenskultur und die gegenseitige Verpflichtung zur Arbeit erhalten werden können. Es stellen sich auch viele Fragen zu nationalen Arbeitsbestimmungen, Steuern und dem Fehlen eines festen Einkommens.
Unternehmen der nächsten Generation sind dematerialisiert
Die Entscheider in der Studie sind sich einig, dass Agilität, Reaktionsfähigkeit, aber auch Nachhaltigkeit wesentliche Treiber sind, damit ihr jeweiliges Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein kann. Die Fähigkeit, international zu expandieren, ist ebenfalls eine Schlüsselkomponente, da fast 70 Prozent der Entscheider erwarten, dass ihre Unternehmen bis 2030 einen bedeutenden internationalen Kundenstamm haben werden. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, Personal in Übersee unter Vertrag zu nehmen oder eine lokale Niederlassung zu betreiben. Digitalisierung, Cloud-Services und 5G sind die Schlüssel zu dieser Globalisierung und ermöglichen es selbst dem kleinsten Unternehmen, ein cloudbasiertes E-Commerce- oder IoT-Geschäft überall auf der Welt zu betreiben.
Der nächste Schritt auf dieser Reise ist für Unternehmen die Dematerialisierung, d. h. die Schaffung von mehr Wert bei geringerem Ressourcenverbrauch. Die Verlagerung vom Verkauf physischer Produkte zum Angebot digitaler Produkte oder Dienstleistungen durch den Einsatz von IKT ist eine Möglichkeit der Dematerialisierung eines Unternehmens. Ein gutes Beispiel für Dematerialisierung ist der Musikhandel, wo physische CDs inzwischen durch digitale Musikdienste ersetzt wurden. Fast die Hälfte der Entscheider stimmte zu, dass verbesserte Produktivität und Rentabilität die Hauptvorteile der Dematerialisierung sind, und etwa 40 Prozent sagten dasselbe für die Nachhaltigkeit. Um diese Schlussfolgerung noch zu unterstreichen – die Unternehmen, die auf ihrer Dematerialisierungsreise am weitesten fortgeschritten sind, so genannte Dematerialisierungs-Frontrunner, weisen auch eine höhere Rentabilität auf, sind agiler und ökologisch nachhaltiger. Sie haben zudem eine hohe Nutzung von Cloud-Diensten. Die Dematerialisierung könnte daher als eine Win-Win-Situation gesehen werden, von der sowohl die Unternehmensbilanz als auch die Umwelt profitieren.
Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Unternehmen
Um einen Netto-Null-Kohlenstoff-Betrieb zu erreichen, müssen Unternehmen eine Reihe von Strategien anwenden. Neben einem reduzierten Pendelverkehr, Geschäftsreisen und der Dematerialisierung müssen sie auch auf erneuerbare Energien und energieeffizientere Lösungen umsteigen. Schon heute nutzen mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen erneuerbare Energien für den Großteil ihres Energiebedarfs und fast drei von vier Unternehmen erwarten, dass ihr Strom bis 2030 aus erneuerbaren Quellen stammen wird.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen, denn das erhöht die Auslastung und senkt Kosten und Verschwendung. Die Nutzung von Cloud-Diensten ist ein solches Beispiel, da der Energieverbrauch von gemeinsam genutzten Datenservern leichter optimiert werden kann. 80 Prozent der Studienteilnehmer erwarten durch den Wechsel zu Cloud-Angeboten signifikante Energieeinsparungen, nicht nur für ihr eigenes Unternehmen, sondern auch für die Gesellschaft.
Digitales Arbeiten – Ein intensiveres Arbeitserlebnis
Wir glauben, dass digitales Arbeiten eine viel digitalere und immersivere Erfahrung sein wird, bei der alle Sinne einbezogen werden. Da es weniger physische Meetings geben wird, wird die virtuelle Teambildung viel wichtiger werden. Tatsächlich erwarten mehr als 60 Prozent der Unternehmen den Einsatz von 5G-Geräten und fast ebenso viele den Einsatz von AR- und VR-Geräten bis 2030 – ein Anstieg von mehr als 50 Prozent gegenüber heute. Beispiele für Konzepte sind virtuelle Desktops, die auf jede beliebige Oberfläche projiziert werden können, KI-Assistenten, die die Arbeit unterstützen können, indem sie Entscheidungen vorschlagen und Informationen vorverarbeiten, oder Hologramme, bei denen man die Meeting-Teilnehmer in vollem 3D sehen kann.
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Der Autor Patrik Hedlund ist Senior Researcher, Consumer- and IndustryLab bei Ericsson Research.
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