19.07.2022 – Kategorie: Digitale Transformation

Digitaler Wandel: Mehrheit der Unternehmen sieht ihre IT-Infrastruktur als zu komplex

Quelle: Coloures-Pic - stock.adobe.com

68 Prozent der befragten Unternehmen sehen große Herausforderungen in der digitalen Transformation, belegt eine neue Studie von Roland Berger. Als Hauptgründe werden das Fehlen von technologischem Wissen und eine unzureichende Verwaltung des digitalen Portfolios genannt.

  • Laut einer neuen Studie von Roland Berger sehen 68 Prozent der Verantwortlichen in Unternehmen große Herausforderungen in der digitalen Transformation.
  • Als Hauptgründe geben 62 Prozent das Fehlen von technologischem Wissen und 46 Prozent eine unzureichende Verwaltung des digitalen Portfolios an.
  • Ein Schlüssel zur Lösung ist die Umsetzung einer integrierten Geschäfts- und Digitalstrategie.

Unternehmen sprechen seit Jahren von der Notwendigkeit, eine digitale Transformation zu vollziehen. Die gesamte Organisation soll in eine einzige digitale Einheit verwandelt werden, in der Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Produkte und Maschinen in einem datengetriebenen Netzwerk miteinander verknüpft sind. Trotz hoher Investitionen in dieses Vorhaben ist heute oftmals Ernüchterung eingetreten. In der neuen Studie „The digital dilemma – Why companies struggle to master digital transformation“ von Roland Berger geben mehr als zwei Drittel der Befragten an, ihr Unternehmen begegne Herausforderungen, die digitaler Wandel mit sich bringt. Für die Studie wurden mehr als 50 Verantwortliche auf Vorstandsebene in Unternehmen verschiedener Branchen befragt.

„Das digitale Dilemma, in dem sich Unternehmen befinden, die in ihrer digitalen Transformation nicht vorankommen, entsteht zumeist nicht durch technische Grenzen, sondern aufgrund von organisatorischen und strategischen Versäumnissen der Firmen. Oftmals schaffen es selbst wichtige digitale Initiativen nicht über den Status von Pilotprojekten hinaus“, erklärt Jochen Ditsche, Partner bei Roland Berger. „Nicht selten fehlen einflussreiche Fürsprecher, die den Nutzen und die Chancen der Projekte aufzeigen können. Deshalb scheitern diese Vorhaben an mangelnden Ressourcen, um sie in großem Maßstab umzusetzen. Führungskräfte müssen die digitale Transformation verinnerlicht haben. Nur dann ist ihr Unternehmen attraktiv für die digitalen Talente, kann sich von der Konkurrenz abheben, Umsatzwachstum steigern oder weitere Einsparungen erzielen.“

Jochen Ditsche ist Partner bei Roland Berger. (Bild: Roland Berger)

Digitaler Wandel: Unzeitgemäße IT-Systeme bremsen Unternehmen aus

68 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass das digitale Dilemma auf sie zutrifft; sie kommen mit der digitalen Transformation nicht gut voran – branchenübergreifend. Die Hauptgründe dafür sind fehlendes technologisches Know-how (62 Prozent) und eine unzureichende Verwaltung des digitalen Portfolios (46 Prozent). 60 Prozent der Befragten beschreiben die IT-Systeme ihres Unternehmens als komplex. Und drei Viertel davon halten sie sogar für nicht mehr überschaubar. Nur sechs Prozent der Verantwortlichen geben an, ihre Systeme seien schlank und gut handhabbar.

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35 Prozent setzen den Ansatz „Scaled Agile Framework“(SAFe) bei der Digitalisierung um. (Grafik: Roland Berger)

Digitaler Wandel hängt von der Bereitschaft der Mitarbeiter ab

Ein weiterer entscheidender Faktor und oft eine Hürde, die digitaler Wandel kennzeichnet, ist die Belegschaft. Laut 69 Prozent der Befragten seien ihre Teams nicht in der Lage, abteilungsübergreifend zusammenzuarbeiten, sei es mangels der richtigen Fähigkeiten oder aufgrund der Firmenkultur. Zudem geben 70 Prozent an, dass ihnen mindestens drei technologische Expertisen im Unternehmen fehlen. Fachleute, die von den Führungskräften am stärksten gesucht werden, sind: Enterprise Architects (77 Prozent), Data Scientists (60 Prozent) und Back-end Developer (57 Prozent). Gleichzeitig sind solche Experten auf einem angespannten Arbeitsmarkt kaum verfügbar. Und es wird immer schwieriger, die Mitarbeiter mit diesen Expertisen zu halten.

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Diese Fähigkeiten werden in IT-Organisationen am meisten nachgefragt. (Grafik: Roland Berger)

Vier wichtige Säulen der digitalen Transformation

Digitaler Wandel in eine ganzheitlich digitale Organisation kann laut der Studienautoren gelingen, wenn Unternehmen folgende vier Säulen aufbauen. Zunächst gilt es, eine gemeinsame Geschäfts- und Digitalstrategie zu entwickeln, bei der die IT-Verantwortlichen von Beginn an in den Prozess einbezogen werden. So können Silos innerhalb des Unternehmens aufgebrochen werden. Der nächste Baustein ist ein effektives operatives Modell. Um erfolgreich zu sein, müssen sich die Organisationen agil aufstellen und alle Prozesse aufeinander abstimmen.

Ein entscheidender Aspekt ist hierbei die frühe Einführung von Portfolio-Management-Gremien, die Ressourcen zuweisen und alle digitalen, geschäftlichen sowie IT-Prozesse führen. Weiterhin sollte sich die Personalpolitik auf die Aktivierung, Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern konzentrieren. Helfen kann hierbei beispielsweise eine jährlich aktualisierte Human Intelligence Map, die den Bedarf und das Angebot an kritischen Fähigkeiten aufzeigt. Damit können drohende Lücken identifiziert und frühzeitig in Fortbildungen oder zusätzliche Stellen investiert werden. Letztlich ist eine schlanke Unternehmens- und Datenarchitektur, die modular aufgebaut und passgenau auf die Bedürfnisse der Firma zugeschnitten ist, von großer Bedeutung. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn Unternehmen hierfür zunächst Datenarchitektur-Prinzipien und -Standards einführen sowie eine Cloud-First-Strategie verfolgen.

Führungskräfte müssen Taskforce einrichten

„Unternehmen müssen sich auf den fortwährenden digitalen Wandel einlassen, um weiterhin im Wettbewerb bestehen zu können. Dafür gibt es entscheidende Faktoren, die Verantwortliche berücksichtigen sollten: eine umfassende Analyse der digitalen Fähigkeiten im Unternehmen, eine Langzeitstrategie mit klarer Zielrichtung, ständige Verbesserungsprozesse, eine funktionsübergreifende Taskforce der wichtigsten Führungskräfte“, so Ditsche. „Und besonders: Das Bewusstsein, dass die digitale Transformation zuerst ein Umdenken der Belegschaft erfordert, für das geworben werden muss.“

Roland Berger ist eine Strategieberatung mit weltweit 51 Niederlassungen, die im alleinigen Besitz der Partnerinnen und Partner ist. Angetrieben von den Werten Unternehmergeist, Exzellenz und Empathie ist die Beratung überzeugt davon, dass Wirtschaft und Gesellschaft ein neues, nachhaltiges Paradigma benötigen, das den gesamten Wertschöpfungskreislauf im Blick hat. (sg)

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