31.05.2021 – Kategorie: Digitale Transformation
Digitale Zeugnisse: Pilotbetrieb startet demnächst in drei Bundesländern
Fälschungssicher und datenschutzkonform: Die Einführung digitaler Schulzeugnisse rückt näher. Gemeinsam mit der Bundesdruckerei GmbH entwickelt govdigital derzeit ein System, um digitale Schulzeugnisse zu erstellen und zu sichern. Der Pilotbetrieb soll im Sommer 2021 starten.
- Das Land Sachsen-Anhalt, govdigital und die Bundesdruckerei nutzen öffentliche Rechenzentren und Blockchain als technische Grundlage für ein Projekt im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes.
- Das System prüft die Echtheit digitaler Zeugnisse einfach und datenschutzkonform.
- Start in den Bundesländern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021, bundesweiter Echtbetrieb ab 2023.
Das Finanzministerium Sachsen-Anhalt leitet im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) das Themenfeld Bildung und unterzeichnete nun einen entsprechenden Vertrag mit govdigital. Der Pilotbetrieb, mit dem digitale Zeugnisse eingeführt werden, soll im Sommer 2021 in den Bundesländern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz starten. Bis Ende 2022 können alle interessierten Bundesländer an das Projekt angeschlossen werden – zunächst zur Probe, ab 2023 auch im Echtbetrieb.
„In der Corona-Pandemie hat der Themenkomplex digitale Bildung noch einmal neue Dringlichkeit bekommen. Digitale Zeugnisse sind ein wichtiger Baustein zur Digitalisierung der Verwaltungsaufgaben von Schulen – wir freuen uns, dass Sachsen-Anhalt hier gemeinsam mit seinen Partnern einen innovativen Beitrag leisten kann“, erklärt Frank Bonse, Ansprechpartner im Bereich OZG-Umsetzung der Landesverwaltung im Finanzministerium Sachsen-Anhalt.
Digitale Zeugnisse: Absicherung mit Blockchain
Zur Absicherung der Zeugnisse kommt die Blockchain-Technologie zum Einsatz. Der Vorteil: Hierbei muss nur eine Prüfsumme gespeichert zu werden, ohne dass dabei die Zeugnisse selbst abgelegt werden müssen. Zusätzlich zum Zeugnis aus Papier erhalten Schüler eine PDF-Datei, deren digitaler Fingerabdruck – der sogenannte Hash-Wert – in der Blockchain gespeichert ist. Für Laien sieht das PDF vollkommen normal aus. Doch dank der Blockchain-Technologie lässt sich zweifelsfrei prüfen, ob das digitale Zeugnis echt ist.
Mit einem Online-Prüfservice oder über eine Schnittstelle in der Verwaltungssoftware kann der Nutzer den Test innerhalb von Sekundenbruchteilen durchführen. Ein weiterer Vorteil: Der zugewiesene Hash-Wert im PDF-Dokument ist eindeutig, ohne dabei Rückschlüsse auf die Inhalte des Zeugnisses zuzulassen.
„Die Digitalzeugnisse sind DSGVO-konform, ermöglichen medienbruchfreie Prozesse und tragen zur Fälschungssicherheit bei. Mit dem OZG-Projekt leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland“, ist Dr. Stefan Hofschen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesdruckerei GmbH, überzeugt.
Matthias Kammer, Geschäftsführer der govdigital eG, ergänzt: „Die gesamte Blockchain-Infrastruktur wird durch unsere bundesweit aufgestellten öffentlichen Rechenzentren betrieben – das sorgt zusätzlich für Sicherheit. Das Projekt dient nicht nur zur OZG-Umsetzung, sondern kann auch darüber hinaus adaptiert werden, um künftig weitere hoheitliche Zertifikate sicher, datenschutzkonform und sehr einfach abzubilden.“
Automatisiertes Prüfen und Auslesen der Zeugnisdaten
Nicht nur die Prüfung geht schneller, auch die Weiterverarbeitung: Das Digitalzeugnis enthält einen maschinenlesbaren Teil, eine sogenannte XML-Datei. Damit kann eine Hochschule das Zertifikat maschinell und gemäß individuellen Bedürfnissen verarbeiten. Ist eine Fakultät beispielsweise vor allem an der Physik-Note interessiert, können diese Daten automatisiert ausgelesen werden. Niemand muss die einzelnen PDF-Dateien öffnen.
Digitale Zeugnisse lassen sich zu Hunderten oder Tausenden vollautomatisch prüfen. Die Lösung von Sachsen-Anhalt, govdigital und Bundesdruckerei ist dabei so konzipiert, dass Bildungseinrichtungen kaum zusätzlichen Aufwand haben – im Gegenteil: Kosten und Personalaufwand sinken. Die Lösung ist kompatibel mit allen bestehenden Schul- und Hochschulsystemen und kann problemlos über eine Standardschnittstelle in die Verwaltungssysteme integriert werden. Zusätzlicher Schulungsaufwand für Lehrkräfte entfällt.
Digitale Zeugnisse vereinfachen Verwaltungsvorgänge
Dieser Ablauf wird auch den betroffenen Bürgern künftig viel Zeit und Geld sparen. Bislang müssen etwa Abiturienten Zeugniskopien aufwendig beim Amt beglaubigen lassen, um sich für eine Universität zu bewerben. Zeugnisse aus Papier sind zudem nicht fälschungssicher, ihre Echtheit ist für die Universität schwer zu überprüfen. Allein die Stiftung für Hochschulzulassung, die zentrale Stelle für zulassungsbeschränkte Studiengänge in Deutschland, erhält jedes Jahr Tausende Bewerbungen.
Eine repräsentative Verbraucherbefragung der Bundesdruckerei im Dezember 2019 ergab: Jeder zweite Bundesbürger (49 Prozent) empfindet das klassische Papierzeugnis als überhaupt nicht oder weniger zeitgemäß. 32 Prozent der Befragten sprechen sich sogar für eine gesetzliche Pflicht zur Bereitstellung manipulationssicherer, verschlüsselter Digitalzeugnisse aus. Freiwillig würde die Hälfte der Befragten digitale Zeugnisse bevorzugen.
Die Bundesdruckerei GmbH und ihre Tochtergesellschaft Maurer Electronics GmbH ist ein Hightech-Sicherheitsunternehmen mit Hauptsitz in Berlin. Mit innovativen Lösungen, Produkten und Technologien „Made in Germany“ schützt das Unternehmen Identitäten und Daten. So schafft sie Vertrauen und Rechtssicherheit in der digitalen Gesellschaft – und ermöglicht das souveräne Handeln von Staaten, Unternehmen und Bürgern in der analogen und der digitalen Welt. Als Weitere Informationen unter
Die govdigital eG ist ein Zusammenschluss aus 17 öffentlichen IT-Dienstleistern, die moderne Technologien für die öffentliche Verwaltung vorantreiben. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Entwicklung der Blockchain-Technologie, die es erlaubt, Beteiligung und Souveränität im öffentlichen Sektor gemeinsam auszubauen. Der Ansatz der govdigital ist technologieoffen und zieht insbesondere auch künstliche Intelligenz mit ein.
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