26.03.2021 – Kategorie: Digitale Transformation
Digitale Technologietrends 2021: Die große Expertenumfrage
Digitale Technologien sind – in Zeiten von Corona noch stärker als je zuvor – einer der wesentlichen Wachstumstreiber in der Industrie.
Wichtig zu wissen daher: Welche Digitale Technologietrends sehen Experten maßgeblicher Technologieanbieter? Worauf sollten Unternehmen sich für das kommende Jahr und darüber hinaus einstellen? Wir haben nachgefragt.
Verlagerung des Einkaufsprozesses
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus den Markt für Logistik und Lagertechnik bestimmen?
Christoph Withake, Bereichsleiter Projektgeschäft bei Gebr. Schulte Lagertechnik:
Die Digitalisierung ist gerade im Hinblick auf das Zeitalter 4.0 in aller Munde und bietet viele Möglichkeiten. Vollautomatisierte Läger sind dabei eine Variante, haben jedoch auch ihre Grenzen gerade im Hinblick auf Skalierbarkeit und Flexibilität. Darüber hinaus sind die Investitionskosten im Vergleich zur konventionellen Lagertechnik sehr hoch und nicht für alle Unternehmen stemmbar. Teilautomatisierungen, clevere Lagerkonzepte und der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln in Kombination mit klassischen Lagersystemen erleichtern die Arbeit der Menschen und können sehr effektiv die Prozesse verbessern. Diese Entwicklung hat für die nächsten Jahre am meisten Potential.
Ein weiterer Trend für 2021 ist eine Verlagerung des Einkaufsprozesses der Unternehmen. Durch Home Office und Co. sowie technologisch optimierte Einkaufsportale wie Onlineshops und Systemanbindungen an unternehmenseigene Schnittstellen, werden zukünftig immer mehr Menschen online im Bereich des Standgeschäftes einkaufen.
Digitale Technologietrends: Nachhaltiges Wirtschaften und Transparenz
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im
Supply Chain Management bestimmen?
Tobias Stähle, Sales Director SCM/IoT/Blockchain Applications bei Oracle:
Resilientere und nachhaltigere Lieferketten sowie der dafür nötige gezielte Einsatz neuer Technologien werden im Jahr 2021 und darüber hinaus das Themenfeld beim Supply Chain Management bestimmen. Die dringende Notwendigkeit für ersteres hat sich in diesem Jahr gezeigt. Für eine höhere Wiederstandfähigkeit sind leistungsfähige und flexible Planungs- und Managementlösungen erforderlich, die es so nur in der Cloud gibt. Dabei wird die völlige Integration des Supply Chain Management mit weiteren unternehmenskritischen Backend-Systemen wie dem Enterprise Resource Planing, also der Finanzabteilung, eine bedeutende Rolle spielen.
Nur aufbauend auf einer gemeinsamen Datenbasis lassen sich mithilfe von Big Data Analytics und künstlicher Intelligenz Nachfrageschwankungen besser vorhersagen, die Bedarfsplanung optimieren und eine erhöhte Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg schaffen. Dann wird es für Unternehmen möglich, schneller auf Unwägbarkeiten und Krisen zu reagieren. Des Weiteren wird in absehbarer Zukunft nachhaltiges Wirtschaften wieder ein größeres Thema sein. Herausforderungen, denen sich Logistikentscheider dabei stellen müssen, sehe ich einerseits im Hinblick auf Verpackungen, Transportmittel und -wege. Andererseits wächst der Anspruch an die Transparenz aller Prozesse, bis hin zum letztendlich lückenlosen Nachweis der Herkunft einzelner Komponenten und Waren. Hier wird die Nutzung der Blockchain-Technologie eine wesentliche Rolle einnehmen.
Multi-Cloud-Strategie und „grüne“ Verantwortung
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im Cloud-Markt bestimmen?
Annette Maier, Managing Director Google Cloud Germany:
Die Pandemie zwingt fast alle Branchen zum Handeln, denn die anfängliche Ausnahmesituation entpuppte sich schnell als „New Normal“. So bekommen Digitalisierungsprojekte spürbar mehr Schub. Insbesondere bei Cloud-Technologien steigt die Nachfrage. Für 2021 bedeutet diese Entwicklung, dass sich die Cloud-Anbieter noch stärker darauf fokussieren müssen, die oft veränderten Bedürfnisse der Kunden zu verstehen, um ihnen adäquate Lösungen anzubieten – Lösungen, die ihnen helfen, ihr Business digital aufzustellen oder Geschäftsmodelle dahingehend weiter anzupassen.
Das verstärkte „remote“ Arbeiten während der Pandemie wird sich auch nach Corona fortsetzen und mehr und mehr zum Standard werden. Kollaborative Ansätze sind daher das Gebot der Stunde. Google Workspace etwa bietet hier eine neue, tief integrierte Nutzererfahrung, die Teams unterstützt, effektiver zusammenzuarbeiten, die Mitarbeitern hilft, im Austausch zu bleiben und die Unternehmen digitale Kundenerlebnisse ermöglicht. Für die Datenverarbeitung und Analytik – den am schnellsten wachsenden Bereich in Unternehmen – bedarf es branchenspezifischer KI- oder ML-basierter Lösungen für aussagekräftige Analysen in Echtzeit. Denn erst, wenn aus dem Datenschatz des Unternehmens die richtigen Erkenntnisse gezogen werden, zahlt er tatsächlich auf den Unternehmenserfolg ein.
Ein weiterer Treiber für „mehr Cloud“ wird für viele Unternehmen nach einem besonders harten Jahr die Tatsache sein, dass sie ihre IT-Kosten senken und gleichzeitig die Betriebseffizienz steigern können – und dafür eine Multi-Cloud-Strategie wählen. Zu guter Letzt ist auch die „grüne Verantwortung“ für Unternehmen ein wichtiger Aspekt, sodass Anbieter energieeffizienter, CO2-neutraler Clouds gefragt sein werden.
Digitale Technologietrends: Vernetzte Welt
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im
Bereich Internet of Things bestimmen?
Bernd Groß, Geschäftsführer der Cumulocity GmbH, einem Unternehmen der Software AG und Chief Technology Officers (CTO) der Software AG:
Die flächendeckende Vernetzung mit 5G wird für einen deutlichen Schub von (I)IoT-Anwendungen sorgen. Wir werden flächendeckend und in Echtzeit vernetzte Unternehmen in einer vernetzten Welt mit vernetzten Maschinen, Anlagen und automatisierten Prozessen erleben. So schaffen wir Effizienzgewinne bei Maschinenlaufzeiten, bessere Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette und größere Kundennähe. Die zunehmende Vernetzung verlangt aus meiner Sicht nach mehr Offenheit: Wir brauchen quelloffene, cloud-agnostische und einfach zu integrierende Frameworks und Plattformen, die die neuen Standards der Vernetzung nicht behindern, sondern fördern.
Technologisch werden dabei hoch entwickelte Algorithmen im Bereich ‚künstliche Intelligenz‘ eine immer wichtigere Rolle spielen. Diese Technologien werden immer häufiger „plug&play“ angeboten oder mit „low-code/no-code“-Technologien kommen. Sie benötigen wenig Entwicklungs-, aber umso mehr Konfigurationsarbeit und zudem großes Experten- und Fachwissen über Unternehmensprozesse. Ich würde es für einen großen Fortschritt halten, wenn die Unternehmen diese Technologien im kommenden Jahr organisationsweit skalieren und damit nutzen können.
Aus meiner Sicht ist das Zukunft genug; es geht, auch in der Aufarbeitung der volks- wie betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, im Moment weniger darum, revolutionäre Ideen für die Fortsetzung der Digitalisierung in den kommenden zehn Jahren zu formulieren, die nicht einmal einfachsten Realitäts-Checks standhalten. Vielmehr müssen wir aus meiner Sicht auf Basis bestehender Technologien resilient(er) werden und gleichzeitig den Blick auf die naheliegenden Innovationen richten, die sich aus diesen Technologien ableiten lassen. Agiles Vorgehen ist das Gebot der Stunde.
360-Grad-Kundenkonzept neu definieren
Welche digitale Technologietrends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im Bereich CRM bestimmen?
James Frampton, SVP und GM, EMEA bei SugarCRM
Es gibt drei wichtige Faktoren, die sowohl CRM als auch CX im kommenden Jahr und darüber hinaus prägen werden. Obwohl es CRM seit mittlerweile fast 30 Jahren gibt, haben die meisten Unternehmen eine stark eingeschränkte Kundensicht. Daten sind oft unvollständig, veraltet, falsch und beziehen sich nur auf die Gegenwart. Zunächst werden die Branchenführer das 360-Grad-Kundenkonzept neu definieren und die fehlende Schlüsselkomponente Zeit hinzufügen. Wenn Unternehmen über Informationen zu allen wichtigen Veränderungen während einer Customer Journey verfügen, können sie ein umfassendes Verständnis für Situation und Entwicklung ihrer Kunden und ihres Unternehmens entwickeln.
Dies führt zum zweiten wichtigen Treiber: Vorhersehbarkeit. Wenn jede große Veränderung während einer Customer Journey erfasst werden kann, gibt das Unternehmen die Möglichkeit, zukünftige Ergebnisse vorherzusagen. Genaue Vorhersagen ermöglichen es Unternehmen wiederum, bessere Geschäftsentscheidungen zu treffen, Risiken zu managen und Probleme und Chancen schneller zu erkennen und darauf zu reagieren. Der letzte Faktor ist der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). Diese ist unverzichtbar, um bestmögliche Vorhersagen treffen zu können. KI blickt in die Zukunft und kann selbst bei begrenzten oder unvollständigen Daten außergewöhnliche Vorhersagen treffen.
Durch die Nutzung großer Mengen externer Daten werden Faktoren berücksichtigt, die die unternehmenseigenen Daten nicht abdecken, und so vorher unbekannte Erkenntnisse zu Tage gefördert. Nur wenn sie ein detailliertes Bild ihrer Kunden, ihres bisherigen Verhaltens, ihrer Vorlieben, Abneigungen, Wünsche und Bedürfnisse erstellen und dieses mit genauen Vorhersagen über ihr künftiges Verhalten kombinieren, werden Unternehmen im kommenden Jahr und darüber hinaus einen Vorteil gegenüber Marktbegleitern erzielen können.
Digitale Technologietrends: Daten, Analysen, Budgets
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im
Bereich Künstliche Intelligenz bestimmen?
Dr. Claudia Bünte, Professorin für „International Business Administration“ mit Schwerpunkt Marketing an der SRH Berlin University of Applied Sciences, wo sie zu künstlicher Intelligenz im Marketing forscht:
Künstliche Intelligenz ist die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Unternehmen und Staaten haben das erkannt und investieren deshalb massiv in ihre Entwicklung. Die Fähigkeiten von KI wachsen jetzt schon exponentiell. Dieses Wachstum werden wir auch in den nächsten Jahren sehen. Die wichtigsten Treiber dahinter sind drei wesentliche Faktoren: Daten, die Erlaubnis, dies möglichst kombiniert analysieren zu dürfen und die finanziellen Mittel dazu. Diese drei Faktoren werden in den nächsten Jahren an Fahrt aufnehmen.
1. Daten: Menschen teilen über ihre Smartphones Daten. Die Handydichte und die Handynutzung weltweit nimmt zu und damit auch das „Futter“ für die KI-Entwicklung.
2. Analysemöglichkeiten: In den USA ist eine tiefe Datenanalyse längst erlaubt. China ermöglichst es Firmen und dem Staat durch das Data Security Law von 2017, Daten der NutzerInnen breit zu analysieren – und ChinesInnen haben ohnehin eine etwas lockerere Einstellung zur Verwendung ihrer Daten, wenn sie dafür einen spürbaren Convenicence-Vorteil der Firmen erhalten. Lediglich in Europa ist DSGVO vergleichsweise streng aus Sicht einer datenverarbeitenden KI.
Aber die zunehmende Digitalisierung der Firmen, vermehrte KI-Angebote im Alltag und nicht zuletzt das digitale Arbeiten durch Corona lässt in Zukunft viele vorher skeptische BundesbürgerInnen schneller und positiver mit KI-Anwendungen in Kontakt treten. Es ist absehbar, dass diese Entwicklung psychologisch dazu führen wird, dass viele die Analyse ihrer Daten positiver sehen werden. Damit kann auch KI in Deutschland/Europa mehr lernen.
3. Finanzielle Unterstützung: Alle großen Industrienationen haben erkannt, dass KI wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg ihres Landes sein wird und unterstützen die KI-Grundlagenforschung mit großen Budgets. Ein Beispiel: China will bis 2030 weltführend bei KI sein und investiert bis dahin pro BürgerIn und Jahr 8,2 US-Dollar in die Entwicklung von KI. Bei 1,4 Milliarden Menschen eine unglaublich hohe Summe.
IT-Sicherheit funktioniert nur noch im Teamwork
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im
Bereich Cybersecurity bestimmen?
Michael Veit, IT Security Experte bei Sophos:
Cyberkriminelle scannen Netzwerke mittlerweile so professionell wie Penetration-Tester nach potentiellen Schwachstellen und Angriffspunkten. Dabei begeben sich die Eindringlinge immer häufiger auf „Schleichfahrt“ durch die gekaperten Netzwerke und schlagen erst dann mit voller Wucht zu, wenn möglichst viele Steuerungselemente unter ihrer Kontrolle bzw. eigene Schadprogramme heimlich installiert sind.
Entsprechend ändert sich der Aktionsradius der IT-Security-Verantwortlichen vom simplen „Protection & Detection“ hin zu einem intelligenten und automatisierten Sicherheitssystem, dass die Lateral-Movement-Attacken der Hacker erkennt und selbstständig isoliert. Essentiell zur Abwehr dieser immer perfideren Attacken sind kommunizierende IT-Security-Systeme. Diese sogenannte synchronisierte Sicherheit lässt Endpoint- und Netzwerk-Sicherheitslösungen miteinander kommunizieren und automatisiert agieren.
Dieser Trend wird sich 2021 fortsetzen und mit neuen Themen, allen voran aktuell das Threat Hunting, erweitert. Damit sind moderne Technologien wie Managed Detection & Response (MDR) und Managed Threat Response (MTR) gemeint, die eine Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz zur proaktiven Bedrohungssuche nutzen, um Hackeraktivität frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Dieser Mix wird einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung innovativer und effektiver IT-Security-Lösungen im nächsten Jahr haben.
Datenqualität automatisch verbessern
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im
Bereich Data Science & Business Analytics bestimmen?
Stefan Herbert, Manager IBM Technical Sales AI Apps
Für die Entwicklung im Bereich Data Science & Business Analytics sehe ich folgende Digitale Technologietrends für die Zukunft:
Verbesserung der Datenqualität: Für den Erfolg von Data Science und Business Analytics Projekten wird in den nächsten Jahren die Steigerung der Datenqualität ein entscheidender Faktor. Massendaten sind in allen Unternehmensbereichen vorhanden und überwiegend auch technisch nutzbar. Die Qualität der Daten stellt Data Scientists allerdings vor Herausforderungen und beeinflusst die Qualität der Analyseergebnisse. Daher wird der Einsatz von Tools zur Verbesserung und Kontrolle der Datenqualität in den nächsten Jahren immer wichtiger. Gute Werkzeuge gehen hier deutlich über rein regelbasierte Systeme zur Plausibilitätsprüfung hinaus und integrieren künstliche Intelligenz, um zum Beispiel über die Erkennung von Mustern und Zusammenhängen die Datenqualität zu prüfen und vermehrt auch automatisch zu verbessern.
Nutzung von Daten aus den Clouds verschiedener Anbieter: Die Unternehmen gehen vermehrt dazu über, ihre Daten in die Cloud zu verlagern und nutzen dabei mehrere Cloud Anbieter, um Kosten zu sparen, sich vor Risiken zu schützen und sich nicht in einseitige Abhängigkeiten (Lock-In) zu begeben. Damit Daten aus verschiedenen Clouds zur Analyse genutzt werden können, werden sich Plattformen verbreiten, die in der Lage sind, Daten aus verschiedenen Quellen zentral und einfach zugänglich für die Benutzer zur Verfügung zu stellen.
Einzug von AI in alle Business Bereiche: Der Trend zum Einsatz von künstlicher Intelligenz wird sich stark fortsetzen und in immer mehr fachliche Bereiche eindringen. Besonders die Techniken des Natural Language Processing werden zunehmend in neuen Anwendungsfällen eingesetzt, bei denen es notwendig ist, umfangreiche und komplexe Texte inhaltlich zu verstehen und die Anwender bei Entscheidungen zu unterstützen. Nach erfolgreichem Einsatz in der Automatisierung im Kundenservice (Chat-und Voicebots) verbreitet sich die Technologie immer stärker in Bereichen wie Finanzen und Controlling oder auch im Rechtswesen.
Agiler Innovationsbegleiter
Welche wesentlichen Digitale Technologietrends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im Markt für ERP bestimmen?
Holger Schüler, Bereichsleiter Cloud + Services, Kumavision AG:
ERP-Systeme werden sich zukünftig nicht mehr allein an ihrem Funktionsumfang messen lassen müssen. Da der Reifegrad der großen ERP-Systeme inzwischen hoch und auch in vielen Fällen vergleichbar geworden ist, wird der zugrunde liegenden Technologie-Plattform ein zentraler Stellenwert zukommen. Denn die digitale Transformation umfasst deutlich mehr als nur die ERP-Systeme. Das Zusammenspiel von ERP und weiteren Business-Anwendungen wird mehr denn je im Fokus stehen.
Wie einfach lassen sich IoT-Anwendungen integrieren? Welche KI-Funktionen stehen bereit? Wie lassen sich mit Business Intelligence unternehmensweit Daten analysieren? Wie lässt sich die Kommunikation zwischen den Mitarbeiten verbessern? Wie einfach lassen sich anwendungsübergreifende Workflows errichten? Wie lässt sich der Vertriebs- und Service-Außendienst anbinden? Wie lassen sich neue Geschäftsmodelle wie Pay-per-Use abbilden? Diese und weitere Fragen werden zukünftig über den Erfolg von ERP-Systemen entscheiden.
Die Digitalisierung verändert zudem die Anforderungen an die ERP-Partner grundlegend. Galt es früher, einfach Anforderungen – etwa in Form eines Lasten- und Pflichtenhefts – systematisch abzuarbeiten, ist heute ein ganz anderes Verständnis gefragt. ERP-Anbieter werden mehr und mehr zu einem Innovationsbegleiter, der ein breites Feld an Technologie-, Prozess- und Branchenkompetenz abdecken muss. Ziel ist es nicht mehr, nur eine Software anzubieten, sondern Kunden in die Lage zu versetzen, neue Services zu entwickeln und anzubieten. Neben Know-how in Bereichen wie IoT oder KI sind auch agile Projektmethoden gefragt. Wir haben daher bereits vor einigen Jahren damit begonnen, unser Team entsprechend auszubauen und auch neue Kompetenzen inhouse aufzubauen.
Zugang zu relevanten Informationen
Welche wesentlichen Digitale Technologietrends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im Markt für ECM bestimmen?
Olaf Heyme, Head of ECM Germany, itelligence AG:
Die Themen künstliche Intelligenz und Machine Learning bleiben als Digitale Technologietrends klar im Fokus nächstes Jahr. In Verbindung mit einer ECM-Strategie, die darüber hinaus auch noch Themen wie Workflow-Automation, Multi-Clouds oder Business Intelligence umfasst, entsteht für Unternehmen ein äußerst nützliches Instrument zur Automatisierung und Steuerung von Dokumenten. Darüber hinaus entwickelt sich der Markt für DMS- bzw. ECM-Software, im Vergleich zu anderen Business Software Segmenten, auch im nächsten Jahr rasant weiter.
Die Gründe hierfür liegen nahe: Mit einer Bündelung aller ECM-Anwendungen kann die Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit und Produktivität entlang der Wertschöpfungskette gesteigert werden. Siehe das Beispiel ECM in der Cloud: Die Bereitstellungsmodelle hier reichen von Cloud- über den Hybrid- und Appliance-Betrieb bis zur lokalen Anwendung. Nahezu alle ECM-Anbieter (92 Prozent) stellen ihre Lösungen im Inhouse-Betrieb zur Verfügung. Durch eine Hybrid-Cloud werden manche Inhalte lokal und manche in der Cloud gespeichert und synchronisiert, um so kritische Daten durch Kontrollen der Compliance zu wahren.
Auch die weitere Verschmelzung von Collaboration und DMS/ECM Groupware-, Collaboration- und Workflow-Features lohnt es sich zu verfolgen. Funktionen, wie die Terminüberwachung und Wiedervorlage sowie die automatisierte Zuordnung der Eingangspost zu Teams, den Vorgängen und Projekten gehören hier mittlerweile zum Standard. Die Mehrheit der Lösungen bietet zudem virtuelle Projekträume sowie die Synchronisation mit MS Outlook und eine Schnittstelle zu MS Sharepoint oder MS Teams. Als eine Notwendigkeit aus der COVID-19 Krise steigt 2021 die Anforderung einen Zugang zu den für den Geschäftsprozess relevanten Informationen unabhängig von Ort, Zeit und Format überall zu erhalten.
Digitale Technologietrends: Vertrauen in Entscheidungen entwickeln
Welche wesentlichen Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklung im
Bereich Big Data/BI bestimmen?
Dr. Andreas Becks, Head of Customer Advisory, Artificial Intelligence, SAS DACH:
2021 wird sich der Vormarsch von Analytics und künstlicher Intelligenz (Digitale Technologietrends) in der Wirtschaft weiter beschleunigen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Vertrauen in die Technologie insbesondere bei Entscheidern in Unternehmen steigt. Je mehr Einblick sie in die KI haben, desto mehr Vertrauen entwickeln sie in die Entscheidungen, die von den Modellen vorgeschlagen werden. Deshalb ist es wichtig, in jedem Schritt die Modelle transparent zu machen und eine Kontrolle durch den Menschen zuzulassen. Das wird der Akzeptanz automatisierter Entscheidungen Vorschub leisten – auch in Branchen wie der Finanzindustrie oder der öffentlichen Verwaltung, die sich bisher skeptisch und abwartend zeigen.
Voraussetzung ist allerdings eine Weiterentwicklung der Cloud-Infrastrukturen. Noch ist die Cloud für transaktionale Systeme konzipiert und nicht für Analytics oder KI. Beide Technologien brauchen viel mehr Speicher als herkömmliche Anwendungen – und schnelleren Zugriff auf Daten, die nicht in-Memory vorgehalten werden – damit Analytics in Echtzeit funktionieren kann. Hier haben Cloud-Anbieter noch Aufgaben vor sich, die SAS gezielt mit Microsoft als Partner und einem lokalen Azure-Hub löst.
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