28.01.2021 – Kategorie: Digitale Transformation

Digitale Plattform daslandhilft.de mit Microservices in Rekordzeit entwickelt

Digitale PlattformQuelle: FUB Software

Mit der Corona-Pandemie verlagert sich das Geschäft vieler Unternehmen in den digitalen Raum und verändert damit auch den Softwaremarkt. Kurze Entwicklungszeiten und ausreichende Performance werden zu kritischen Faktoren für den Erfolg digitaler Services. Die digitale Plattform daslandhilft.de zeigt, worauf es bei der Entwicklung ankommt.

Die digitale Plattform daslandhilft.de der Maschinenringe Deutschland GmbH zeigt, worauf es derzeit bei der Entwicklung von digitalen Lösungen ankommt und wie eine effektive Softwareentwicklung mit Microservices und Cloud-Lösungen unter Zeitdruck erfolgreich sein kann.  Durch das Corona-bedingte Einreiseverbot fehlten den Landwirten im März letzten Jahres auf den Feldern zahlreiche Saisonarbeitskräfte. Rund 300.000 Arbeitskräfte werden jedes Jahr benötigt, um die Landwirtschaft in Deutschland bei der Ernte zu unterstützen. Gleichzeitig konnten viele Menschen, die in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe beschäftigt sind, ihrer Arbeit nicht nachgehen. Auch in der Erntesaison 2021 werden Landwirte infolge der restriktiven Einreiseregelungen auf versierte Kräfte aus dem Inland angewiesen sein.

Digitale Plattform für die Vermittlung von Saisonarbeitskräften

Der lokale Maschinenring in Tettnang machte in einem Facebook-Post auf das Fehlen der Saisonarbeitskräfte aufmerksam. Die Resonanz auf den Post war überwältigend. Mehr als 3.000 Menschen boten spontan ihre Hilfe an. Die Dachorganisation, die Maschinenringe Deutschland GmbH, griff die Idee von Tettnang auf und entwickelte gemeinsam mit dem IT-Dienstleister FUB Softwareentwicklung, finanziell unterstützt vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, die digitale Plattform daslandhilft.de – innerhalb von nur sechs Tagen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit 1.850.000 Zugriffen und 63.000 Inseraten von freiwilligen Erntehelfern wurde die digitale Plattform bereits nach zwölf Tagen Deutschlands erfolgreichste Vermittlungsbörse für Erntehelfer und sichert seitdem die Ernte von zahlreichen Landwirten. Für diesen herausragenden Entwicklungserfolg waren insbesondere zwei Komponenten verantwortlich: Zeit und Performance.

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Rund 300.000 Arbeitskräfte werden bei der jährlichen Landwirtschaft in Deutschland benötigt. (Bild: FUB Softwareentwicklung)

Digitale Plattform: Microservices als Basis für die Software-Architektur

Ein Erfolgsfaktor bei der Entwicklung der digitalen Vermittlungsbörse daslandhilft.de war die kurze Entwicklungsdauer. Die Natur wartet nicht – wenn die Früchte und Knollen reif sind, müssen sie geerntet werden oder gehen verloren. In einem Sprint von nur sechs Tagen wurde die digitale Plattform von den Software-Spezialisten programmiert und live geschaltet. Kein anderes Unternehmen der Agrarindustrie konnte in diesem Zeitraum ein vergleichbares Angebot auf den Markt bringen.

Die Basis dafür liefert die entsprechende Software-Architektur: Die Maschinenringe Deutschland GmbH hat ihre IT-Architektur für die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie in den letzten zwei Jahre konsequent auf Microservices und Cloud-Lösungen ausgerichtet. Das bedeutet, dass ein großes Projekt in eine Vielzahl kleinerer Projekte aufgegliedert wird. Diese sogenannten Microservices werden unabhängig voneinander entwickelt und implementiert. Sie kommunizieren über einheitliche Kommunikationsprotokolle (REST) miteinander.

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Für die Vermittlungsplattform daslandhilft.de konnten vorhandene Module übertragen werden. (Bild: FUB Softwareentwicklung)

Da die Microservices autonom sind, können die jeweiligen Teams nach einem eigenständigen Zeitplan entwickeln, testen und optimieren. Viele Entscheidungen können in die jeweiligen Projektgruppen delegiert und damit langwierige Abstimmungsprozesse minimiert werden. Das begünstigt die Entwicklungszeit für Programmierer, die so Codes schneller schreiben können, Fehler in ihren Microservices beheben und Funktionen aktualisieren können.

Die autonome Modularisierung ermöglicht es, bereits bestehende Funktionsbausteine in einem neuen Kontext schnell, nachhaltig und kosteneffizient einzusetzen. Das spart Entwicklungszeit und begünstigt die Time-to-market. Für die Vermittlungsplattform daslandhilft.de konnten Module der bereits fertig entwickelten Futtermittelbörse auf die neue digitale Plattform übertragen werden – ohne dass sämtliche Komponenten neu aufgebaut werden musste.

Optimale Performance für die digitale Plattform

Die zweite Schlüsselkomponente bezieht sich auf die optimale Performance der digitalen Plattform. Mit der Corona-Pandemie und dem gestiegenen Angebot an digitalen Leistungen ist es für IT-Spezialisten zunehmend schwieriger, langfristige und verlässliche Aussagen über den IT-Kapazitätsbedarf zu treffen. Gleichzeitig ist eine reibungslose Performance von digitalen Produkten und Services entscheidender Wettbewerbsfaktor, häufige Ausfälle- beispielsweise von Apps- werden zu einem Risiko.

Hier bieten Cloud-Lösungen wie Microsoft Azure eine gute Möglichkeit, IT-Ressourcen schnell und unbegrenzt in Anspruch zu nehmen. Die flexible Skalierbarkeit ermöglicht es, die IT-Kapazitäten bedarfsorientiert zu erweitern oder zu reduzieren. Gerade für Unternehmen mit saisonalem Geschäft ist das sehr relevant. Damit verbunden sind auch reduzierte IT-Kosten, da Unternehmen nur das bezahlen, was sie tatsächlich nutzen.

Im Vorfeld zum Go-live der Vermittlungsplattform konnte keine 100-prozentige Aussage darüber getroffen werden, welche Auslastung die Plattform haben und wie hoch die Nutzung durch freiwillige Erntehelfer sein wird. Dank der flexiblen Skalierbarkeit der Cloud war es möglich, die unerwartet hohe Anzahl an freiwilligen Erntehelfern und Nutzern der Plattform zu bewältigen und die optimale Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Markteinführung der Plattform nach einer Entwicklungszeit von nur sechs Tagen wurde auch durch die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner unterstützt.

Der Erfolg der Vermittlungsbörse übertraf alle Erwartungen, wie Erwin Ballis, Geschäftsführer der Maschinenringe Deutschland GmbH berichtet: „Anfangs hatte ich mit nur 5.000 bis 10.000 Anmeldungen gerechnet. Dass wir nach nur zwölf Tagen bei über 63.000 Anmeldungen sind, hätte ich nie für möglich gehalten.“

Digitale Geschäftsmodelle für Agrarindustrie ausweiten

Die modulare Software-Architektur in Microservices hat es bereits jetzt ermöglicht, das Vermittlungsangebot der Maschinenringe Deutschland GmbH schnell und unkompliziert auf neue digitale Geschäftsmodelle für die Agrarindustrie auszuweiten. So wird inzwischen neben der Vermittlung von freiwilligen Erntehelfern auch Schutzmaterial auf dem Portal angeboten. Zudem steht eine Ausweitung auf das Geschäftsmodell der Vermittlung von Betriebshilfen kurz vor dem Abschluss. Im Rahmen der internationalen Entwicklungshilfe wird die Initiative daslandhilft.de in den nächsten zwei Jahren im Senegal adaptiert. Hier wird insbesondere der Vorteil von Cloud-Anwendungen, sicher und ortsunabhängig auf relevante Daten zugreifen zu können, zum Tragen kommen. (sg)

Lesen Sie auch: Digitalisierungsindex der Industrie: Wie Betriebe mit mobiler IT die Corona-Krise meistern

Über den Autor: Robert Freutsmiedl ist Geschäftsführer der FUB Softwareentwicklung GmbH & Co. KG. Die Firma ist spezialisiert auf die digitale Transformation mittelständischer Unternehmen durch individuelle Softwarelösungen.


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