12.06.2018 – Kategorie: IT
Der Weg in die Cloud
Dass IT-Ressourcen bedarfsgerecht und dynamisch abgerufen und außerdem nutzungsabhängig berechnet werden können, macht Cloud Computing für Unternehmen attraktiv. Doch wie können sich Firmen mit klassischer Enterprise IT in Richtung Cloud entwickeln? Und welche Möglichkeiten haben sie?
Dass IT-Ressourcen bedarfsgerecht und dynamisch abgerufen und außerdem nutzungsabhängig berechnet werden können, macht Cloud Computing für Unternehmen attraktiv. Doch wie können sich Firmen mit klassischer Enterprise IT in Richtung Cloud entwickeln? Und welche Möglichkeiten haben sie?
Bei traditioneller Enterprise IT managt das Unternehmen die gesamte IT – von den Anwendungen bis zum Datencenter. Enterprise IT ermöglicht Unternehmen die volle Kontrolle über Infrastruktur und Daten, erfordert jedoch viel interne Expertise und Infrastruktur-Ressourcen können nicht kurzfristig erweitert werden. Verglichen mit einem Pizzadienst bedeutet das: Alle Geräte und Zutaten gehören der Firma, die auch das Backen übernimmt.
In drei Stufen in die Cloud
Um flexibel und dynamisch auf veränderte Anforderungen reagieren zu können, planen viele Unternehmen, IT-Ressourcen in die Cloud auszulagern. Das kann in drei Abstufungen geschehen, die aufeinander aufbauen:
1. Infrastructure as a Service
Bei Infrastructure as a Service (IaaS) verwaltet die Firma die Anwendungen, Sicherheitsmaßnahmen, Daten und Betriebssysteme (Operating Systems) selbst. Virtualisierung, Server, Speicher, Netzwerke und Datencenter kauft sie als Dienst durch einen Partner ein. Ressourcen können nach Bedarf hinzugefügt oder abbestellt werden und sind unbegrenzt verfügbar. Im Gegenzug ist das Unternehmen – wie bei allen Cloud-Varianten – auf Dienstleister angewiesen, und die Daten liegen nur dann im eigenen Bereich, wenn eine Private Cloud gewählt wird.
Auf den Pizzadienst übertragen: Das Unternehmen greift für Küche, Ofen und Gas auf andere Anbieter zurück, macht aber den Teig und den Belag selbst und backt die Pizza. Um hohe Nachfrage zu bedienen, stehen beliebig viele weitere Backöfen zur Verfügung.
2. Plattform as a Service
Bei Plattform as a Service (PaaS) handhabt das Unternehmen nur noch die Anwendungen selbst und kauft alle weiteren IT-Ressourcen als Dienstleistung ein. Im Beispiel der Pizza wird nur noch selbst belegt und gebacken. Die Zutaten des Teigs, die Auswahl des Backofens und der Bleche werden jedoch als Dienstleistung von einem erfahrenen italienischen Pizzabäcker bezogen.
Der große Vorteil besteht darin, dass sich das Unternehmen nicht mehr mit der Auswahl der richtigen technischen Kombinationen – welches Betriebssystem, mit welcher Datenbank und durch welche Sicherheitsmaßnahmen gesichert – beschäftigen muss. Da in der Praxis jede technische Komponente Abhängigkeiten von und Auswirkungen auf andere technische Komponenten hat, entsteht ein komplexes Konstrukt. Bei PaaS wird dem Unternehmen eine geprüfte und etablierte Kombination zusammengestellt, die auf viel Erfahrungswert beruht. Die Firma kann sich darauf konzentrieren, Software zu entwickeln und Mehrwert für die eigenen Kunden zu generieren, ist jedoch auf den technischen Leistungsumfang der gewählten Plattform eingeschränkt.
3. Software as a Service
Entscheidet sich ein Unternehmen für Software as a Service (SaaS), greift es für alle IT-Ressourcen auf Dienstleister zurück und kauft neben der Infrastruktur und der Plattform auch eine lauffähige Software als Dienstleistung ein. Für unser Pizza-Beispiel heißt das: Auch das Belegen und Backen wird von Partnern übernommen.
Vorteilhaft ist, dass die Software sofort einsatzbereit ist, der Fokus auf Einführung und Migration von Daten liegen kann sowie die Kosten sich vorab beziffern lassen. Zu den Nachteilen zählt, dass die IT vom funktionalen Leistungsumfang der Software abhängt und die Unternehmensorganisation mit Prozessen, Berechtigungen, Strukturierung zur Software passen oder sich anpassen muss.
Liefermodelle: Datenhoheit oder Skalierbarkeit?
Nicht nur der Grad, in dem auf Cloud-Dienste zugegriffen wird, auch das Liefermodell beeinflusst Datenkontrolle und Skalierbarkeit. Unternehmen können aus drei Varianten wählen:
- Privat: Cloud-Services sind über das private Netz des Unternehmens erreichbar und werden entweder extern oder On-Premises, also beim Unternehmen selbst gehostet. Das bringt eine hohe Kontrolle über Infrastruktur und Daten sowie eine erhöhte Flexibilität mit sich, die Skalierbarkeit ist jedoch eingeschränkt.
- Öffentlich: Dienste sind über das Internet erreichbar, Infrastrukturressourcen werden mit anderen Kunden geteilt. Vorteile sind hohe Verfügbarkeit und beinahe unendliche Skalierbarkeit zu geringen Kosten. Da das Unternehmen nicht selbst die Datenhoheit besitzt, muss allerdings speziell im Blick auf den Datenschutz genau geprüft werden, wo Informationen gespeichert werden.
- Hybrid: Private und öffentliche Cloud werden abhängig vom Anwendungsfall genutzt. Zu hoher Flexibilität und hoher Kontrolle kommt bei diesem Modell jedoch eine gesteigerte Komplexität. Ein klassisches Vorgehen besteht zum Beispiel darin, Software mit unternehmenskritischen oder personenbezogenen Daten in der privaten Cloud zu verarbeiten, andere Anwendungen in der Public Cloud. Eine weitere Möglichkeit ist, bei Lastspitzen beispielsweise Rechenleistung der Cloud zusätzlich zu nutzen.
Schon diese erste Übersicht zu Ausprägungen der Cloud-Nutzung von Infrastructure as a Service über Plattform as a Service zu Software as a Service und Liefermodellen zeigt: Es ist kompliziert. Statt Insellösungen zu realisieren, sollten Unternehmen daher eine ganzheitliche Strategie entwickeln. Denn bei dem Weg in die Cloud sollte nicht die Machbarkeit im Mittelpunkt stehen, sondern die Frage, was wirklich sinnvoll ist.
Keine 1:1-Migration möglich
Wichtig zu wissen: Der Schritt in die Cloud ist keine 1:1-Migration. Nicht alle Anwendungen sind cloudfähig. Bei Standardsoftware kann der Hersteller Informationen dazu liefern. Viele bieten ihre Lösungen als Service-Variante an oder testen Cloud-Architekturen. Bei Individual-Software ist eine tiefere Betrachtung notwendig.
Basis für die Verlagerung von Software in die Cloud ist die Nutzung von Infrastructure-as-a-Service. Dabei ist fast jede Software mit unterschiedlicher Hardware kompatibel. IaaS zu nutzen ist sinnvoll, wenn ein Unternehmen flexibel Infrastruktur-Ressourcen hinzuschalten möchte oder eine höhere Verfügbarkeit der Infrastruktur benötigt.
Der Einsatz von PaaS erfordert hingegen eine andere Softwarearchitektur, die auf die Services der Cloud aufsetzt. Eine Migration erfordert also entweder ein Update auf eine Version, die die Konzepte bereits einsetzt, oder ein Umbau der grundlegenden Softwarearchitektur.
Bei der Migration auf SaaS handelt es sich prinzipiell um die Migration auf eine andere, wenn auch sehr ähnliche Software. Hier muss primär geprüft werden, ob alle eingesetzten Funktionen weiterhin bestehen.
Kosten ganzheitlich vergleichen
Lohnt sich der Aufwand? Um diese Frage zu beantworten, müssen Unternehmen das Potenzial bewerten, das die Verlagerung der einzelnen Bereiche in die Cloud bietet. Der Vorteil liegt in der Regel in der schnelleren Bereitstellung von Funktionen für den Kunden, die zu einem Umsatzplus führen. Im Gegenzug müssen Migrationskosten abgeschätzt und die bestehenden Investitions- und künftig zu erwartenden Gesamtkosten des Betriebs (Total Costs of Ownership) verglichen werden. Schließlich reduziert Cloud Computing den internen Aufwand für die Bereitstellung neuer Funktionen sowie die Kosten für Wartung und Updates. Zudem erhöht sich die Verfügbarkeit der Software und Umsatzeinbußen durch IT-Ausfälle werden geringer – in Zeiten hoher Kundenerwartungen gute Argumente für einen Weg in die Cloud.
Über den Autor:Ulrich Bartholmös ist CIO der UDG United Digital Group und verantwortet sowohl Infrastruktur- und Betriebsprojekte für Kunden als auch die Corporate IT der UDG. Seit mehr als 15 Jahren berät und begleitet er Unternehmen bei technologiegetriebenen, digitalen Transformationsprozessen.
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