11.07.2022 – Kategorie: Cloud Computing
Data Act: Wie dieser die Zukunft der europäischen Datenökonomie prägt
Im Februar 2022 hat die EU-Kommission den Entwurf eines Datengesetzes vorgelegt, um mehr Daten in der EU nutzbar zu machen. Der Data Act soll den Weg für den einfachen Wechsel zwischen Cloud-Anbietern ebnen und so die Grundlage für den transparenten Zugang von Verbrauchern und Unternehmen zu ihren Daten schaffen.
Der Data Act ist Bestandteil Teil einer übergreifenden Strategie der EU-Kommission zur Regelung der digitalen Zukunft Europas, zu der auch die bereits auf den Weg gebrachte Allgemeine Datenschutzverordnung DSGVO und der ebenfalls geplante Data Governance Act gehören. Das neue Datengesetz könnte ein wichtiger Schritt sein, um die Vielfalt der Industriedaten in Europa zu erschließen. Und zwar zugunsten von Unternehmen, Regierungen und Verbrauchern und der Gesellschaft. Der Data Act könnte schon bald ein zentraler Bestandteil der europäischen Datenstrategie sein und die gesamte europäische Datenökonomie langfristig verändern.
Was beinhaltet der Data Act genau?
Der Data Act ist der jüngste Versuch der EU, ihre Führungsrolle durch die Schaffung eines Binnenmarktes für Daten zu stärken. Das neue Gesetz soll den Datenaustausch zwischen Unternehmen sowie zwischen Unternehmen und dem öffentlichen Sektor fördern. Mit dem Data Act soll das Recht der Nutzer auf Zugang und Nutzung von nutzergenerierten Daten sowie das Recht auf Datenzugang und -nutzung durch öffentliche Einrichtungen neu bestimmt werden. Das geplante Gesetz hat zum Ziel, den Wechsel von Datenverarbeitungsdiensten bei Cloud-Anbietern zu regulieren. Der Data Act soll somit für alle Hersteller vernetzter Produkte, Anbieter digitaler Services und Nutzer gelten und Hersteller verpflichten, ihre Produkte transparenter zu gestalten. Außerdem soll dem Nutzer der Produkte ein einfacherer Zugang zu den jeweils gesammelten Daten gewährt werden. Die Nutzer sollen auch weitere Rechte bezüglich der Weitergabe der Daten bekommen.
Data Act ermöglicht fairen Zugang zu Daten und deren Nutzung
Der Data Act ist ein Vorschlag für eine Verordnung über Regeln für den fairen Zugang zu Daten und deren Nutzung. Mit dem Gesetz plant die EU, die Rechte und Pflichten von Anbietern und Dateninhabern genau zu definieren. Um auf diese Weise mehr Rechtssicherheit und Vertrauen zu schaffen. Innerhalb der EU soll das Gesetz den Datenaustausch damit auf eine transparente und verlässliche Grundlage stellen. Zudem soll es Unternehmen und Verbraucher mehr Kontrolle über ihre Dateninfrastruktur geben. Nach Angaben der Europäischen Kommission soll das Gesetz wirtschaftliche, rechtliche und technische Probleme bei der Nutzung der Daten klären. Wenn es um die stärkere Nutzung von Daten geht, ist die Rechtsunsicherheit häufig das größte Problem für viele Unternehmen. Der Data Act gibt Klarheit darüber, wer unter welchen Bedingungen auf Daten zugreifen und sie weitergeben darf.
Welche Chancen ergeben sich durch den Data Act für Unternehmen?
Das Ziel des Data Acts ist, vor allem kleine und mittlere Unternehmen vor unfairen Verträgen durch Gerätehersteller zu schützen. Der neue Data Act gewährt allen Nutzern eines Produkts oder einer digitalen Dienstleistung das Recht, auf die durch die Nutzung erzeugten Daten zuzugreifen. Außerdem sie mit Dritten ihrer Wahl zu teilen. Auf diese Weise können beispielsweise Verbraucher und Unternehmen die von ihren Geräten erzeugten Daten für spätere Dienste wie die vorausschauende Wartung nutzen. Ziel ist es, Hersteller von vernetzten Produkten wie zum Beispiel Autos, Sprachassistenten und Smart-TVs oder Smart Watches zu verpflichten, geschäftlichen und privaten Nutzern oder von diesen beauftragten Dritten die vom Produkt generierten Daten bereitzustellen.
Gleichzeitig soll verhindert werden, dass die Daten in einer Weise verwendet werden, die dem Geschäft der Hersteller schaden könnte. Für den Fall, dass der Empfänger gegen Nutzungs- und Weitergabe-Beschränkungen verstößt, soll der Datenempfänger in diesen Fällen verpflichtet werden, die Daten zu vernichten. Hinzu kommt, dass auch öffentliche Stellen von dem neuen Datenrecht profitieren sollen. Außerdem sollten die Nutzer von Cloud-Diensten ihre Daten leichter zu anderen Diensten wechseln können, so dass kleinere Cloud-Anbieter mit den traditionellen großen Anbietern konkurrieren können.
Open-Source-Lösungen werden relevanter denn je
Beinahe jeder Marktteilnehmer, der in irgendeiner Form Daten erhebt ist potenziell von dieser neuen Datenschutzverordnung betroffen. Das Gesetz wird weitreichende Auswirkungen auf alle Formen privatrechtlicher Vereinbarungen über Daten haben, insbesondere auf sogenannte Datennutzungs- und Lizenzverträge. Vor diesem Hintergrund werden Open-Source-Lösungen für Unternehmen noch relevanter werden, als sie es ohnehin schon sind. Mit dem geplanten Data Act sollen Anbieter künftig von Datendiensten wie Cloud-Diensten verpflichtet werden, einen Datenaustausch durch offene Standards oder offene Schnittstellen zu gewährleisten.
Die Kommission plant daher einheitliche Standards, sogenannte Interoperabilitätsstandards, durch eine europäische Normungsorganisation entwickeln zu lassen. Dies könnte dazu führen, dass die Akzeptanz von Open Source in Europa bei den Unternehmen zunimmt. Unternehmen, die Datenströme in Echtzeit nutzen, könnten somit flexibler auf die Bedürfnisse ihrer Kunden und aktuelle Entwicklungen reagieren. Auf diese Weise lassen sich neue Geschäftsmodelle entwickeln und bestehende optimieren sowie immense Ressourcen einsparen. Und nicht zuletzt könnten die Unternehmen ihren Kunden eine Vielzahl neuer Lösungen an die Hand geben, die ihnen den Umgang mit ihren eigenen Daten erleichtern.
Was ist von dem neuen Ansatz zu halten?
Grundsätzlich gilt: Je mehr Daten zwischen Lösungen florieren, desto besser können Unternehmen ihre Produkte an die Bedürfnisse der Menschen anpassen. Wenn der Gesetzgeber dafür sorgt, dass Open-Source-Lösungen, die Einwilligung der Konsumenten vorausgesetzt, die Daten der Nutzer verwenden können, stehen die Chancen gut, dass Unternehmen neuen gesellschaftlichen Mehrwert generieren können. Die Zukunft der Unternehmen ist Open Source in der Cloud. Der europäische Data Act hat die Chance, Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten.
Denn laut dem Cloud Monitor 2021 von Bitkom Research und KPMG setzen mittlerweile acht von zehn deutschen Unternehmen auf die Cloud. Der Data Act muss so konzipiert sein, dass er in der europäischen Datenwirtschaft mit den weltweit führenden Tech-Industrien mithalten kann. Die Herausforderung bleibt weiterhin, sensible Unternehmensdaten und Personen bezogene zu schützen. Und Menschen möglichst ein Maximum an Datensouveränität zu geben und zugleich das Potenzial von Open Source voll auszuschöpfen.
Über den Autor: Josep Prat ist Open Source Engineering Manager bei Aiven. Das Unternehmen bietet verwaltete Open-Source-Datentechnologien wie PostgreSQL, Apache Kafka und OpenSearch in allen wichtigen Cloud-Umgebungen an. Über Aiven können Entwickler das tun, was sie am besten können: Anwendungen erstellen. Aiven ermöglicht es Anwendern, mit Open Source Geschäftsergebnisse zu erzielen, die weit über die eigenen Grenzen hinaus echte Veränderungen bewirken. (sg)
Lesen Sie auch: Data Economy: Mehrheit der Deutschen unterstützt die Nutzung von Daten
Teilen Sie die Meldung „Data Act: Wie dieser die Zukunft der europäischen Datenökonomie prägt“ mit Ihren Kontakten: