05.11.2020 – Kategorie: IT-Sicherheit

Cybersicherheit: Steigende Budgets und bedenkliche Sicherheitslage wegen Covid-19

Cybersecurity IT-Security-Trends Sicherheitskultur CybersicherheitQuelle: NicoElNino/Shutterstock

Die IT-Sicherheitslage bei deutschen Unternehmen ist weiterhin angespannt, ist das Fazit einer neuen Studie von IDC. Die Komplexität der IT-Systeme wie auch die große Anzahl an Cyber-Attacken beherrschen Unternehmen aufgrund der häufig unzulänglichen Ressourcen für Cybersicherheit immer schwerer.

Covid-19 und die damit verbundene Abwanderung zahlloser Mitarbeiter in die Homeoffices war und ist ein weiterer Prüfstein für die Qualität der Abwehr- und Reaktionsfähigkeit der Unternehmen auf industrieübergreifende Ereignisse von globaler Reichweite. Umfassende IT-Security wird kritischer für den wirtschaftlichen Erfolg jedes Unternehmens und jeder Organisation. Die Marktforscher von IDC haben für die neue Studie „Cyber Security in Deutschland 2020+“ im August 2020 IT- und Fachentscheider in 210 deutschen Unternehmen und Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitern befragt und so Einblicke in die Umsetzungspläne, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren bei Cybersicherheit erhalten.

Die Ergebnisse zeigen, dass fast jedes Unternehmen von Attacken betroffen ist, die Reaktionen darauf sind deutlich zu schwach. Obwohl Lösungen für IT-Sicherheit in allen Unternehmen vorhanden sind, vertrauen aber immer noch zu viele Verantwortliche in kleinen und mittleren Unternehmen auf „Bordlösungen“ und Standardeinstellungen. Das ist allerdings riskant, denn 78 Prozent der befragten Unternehmen wurden bereits mit Sicherheitsvorfällen konfrontiert.

Neue Ansätze zur Verbesserung der Cybersicherheit

„Das Ziel von Angriffen ist immer ein wirtschaftlicher Schaden in den Zielunternehmen, wie finanzielle Einbußen, Verlust von geistigem Eigentum, Rufschädigung oder Kundenverlust. Wenn die IT ruht und die Daten nicht verfügbar sind, dann hat das direkte finanzielle Auswirkungen“, berichtet Matthias Zacher, Senior Consulting Manager und Projektleiter. 64 Prozent der Befragten betonen, dass Advanced-Security-Lösungen und Next Gen Security, wie analytische und eventbasierte, proaktive Lösungen, wichtige Ansätze zur Verbesserung der IT-Sicherheit sind.

Zwar sind in vielen Firmen neben den klassischen Security-Tools auch Cyber-Security-Lösungen vorhanden, doch die Durchdringungsrate ist noch viel zu gering. Allerdings besteht nach wie vor umfassender Erläuterungsbedarf in vielen Unternehmen darüber, wie sie moderne Lösungen beim Aufspüren und Bekämpfen von Advanced Threats unterstützen können.

Security-Budgets steigen – allerdings nicht in allen Unternehmen

Die Corona-Pandemie stellt nach wie vor für alle Unternehmen einen großen Unsicherheitsfaktor dar. Das gilt weniger für die geschäftliche Entwicklung der vergangenen Monate, sondern vielmehr für die kommenden Wochen und Monate. IT-Security zählt zu den „Gewinnern“ der aktuellen Situation.

Cybersicherheit
Erhöht wurden die Ausgaben am stärksten für die Absicherung von Homeoffice-Arbeitsplätzen. (Grafik: IDC)

Für die Absicherung von Homeoffice und Remote Work haben 38 Prozent der Befragten ihre Budgets erhöht. Hierzu zählen Ausgaben für die bessere Absicherung der Endgeräte und Investitionen für Data Protection. 31 Prozent der Befragten wollen mehr für Netzwerksicherheit ausgeben. Dringliche Investitionen in Backup und Recovery, sicheres Cloud Computing oderstärkeres Identity und Access Management stehen weiterhin aus und müssen aus IDC Sicht kurzfristig adressiert werden.

Cybersicherheit: Netzwerke rücken stärker in den Fokus

Mit einer Nennung von 37 Prozent führt Netzwerk-Security die Liste der wichtigsten Themen für das Jahr 2020 an. Aus Sicht von IDC war es längst überfällig, dass das Netzwerk und seine Absicherung stärker in den Blickwinkel der IT-Entscheider rücken. Covid-19, Remote Work, die effiziente und kostengünstige Anbindung von Niederlassungen mit SD-WAN und weitere neue Technologien weisen dem Netzwerk eine tragende Rolle in Informations- und Telekommunikationstechnologie zu und fordern ein umfassendes Update der Netzwerk-Security und der Security-Architektur in den Unternehmen.

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Diese Security-Themen gehören für Unternehmen zu den Top-3. (Grafik: IDC)

Wichtige Themen für 2021: Cloud Security und Digital Trust

Die Cloud einwickelt sich immer stärker zum integralen Bestandteil der IT-Landschaft. Aus diesem Grund müssen sich Unternehmen deutlich stärker als bisher auf Cloud Security konzentrieren. Mit hybriden Clouds und Multi Clouds steigen sowohl die Zahl der potenziellen Angriffspunkte als auch die Anzahl der Personen und Identitäten, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten oder in einem Ökosystem miteinander agieren. Das erfordert eine hohe Robustheit der Lösungen, um potenziellen Angreifern wenig Raum zu lassen oder sofort reagieren zu können. Rund 70 Prozent der Befragten betonen, dass hybride Clouds und Multi Clouds eine angepasste Security-Architektur erfordern, um Angriffsmöglichkeiten bereits im Vorfeld zu reduzieren.

Ein weiterer Aspekt zur Stärkung der Cybersicherheit und Cloud Security im Besonderen ist Vertrauen oder Digital Trust. Mit Digital Trust sichern Unternehmen ihren Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit zu, dass sie auf verschiedenen Stufen umfassende Maßnahmen durchgeführt haben, um als vertrauenswürdiger Partner in digitalen Ökosystemen akzeptiert zu werden. Aus Sicht der IDC-Analysten ist Digital Trust gerade in Krisenzeiten essenziell und sollte nicht vernachlässigt werden.

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Als Security-Tools nutzen Unternehmen derzeit am häufigsten Cloud Security Gateways. (Grafik: IDC)

Die nächsten Schritte: Bessere Integration, mehr Automatisierung

Bei allen genannten Zielsetzungen und Hürden bleibt der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern eine permanente Herausforderung. Die Integration von Security-Lösungen und Automatisierung ist ein wichtiger Baustein, um den Fachkräftemangel in Ansätzen zu kompensieren und zur Erhöhung der Sicherheit beizutragen. Die Integration von verschiedenen Security-Lösungen ist seit Jahren eine Dauerbaustelle in den Unternehmen, an der die IT-Security-Industrie aufgrund mangelnder Integrationsfähigkeit der Lösungen ihren Anteil hat.

Nun kommt aber langsam Bewegung in die Sache. 49 Prozent der Befragten nutzen derzeit Lösungen zur engeren Verzahnung der Komponenten eines Anbieters. Jeweils 42 Prozent korrelieren Security-Lösungen mit Netzwerk-Management-Lösungen und integrierten Lösungen Dritter auf Basis eines Kommunikations-Layers. Diese Ansätze unterstreichen das Streben nach proaktivem Schutz, nach Monitoring und Transparenz als wichtige Voraussetzung für reaktionsschnelles Handeln. Analytische Ansätze und KI-basierte Funktionalitäten bieten hier einen deutlichen Mehrwert. Wenn es den Unternehmen noch besser als bisher gelingt, IT-Sicherheit in die Planung, Initiierung und Bewertung aller neuen Business-Initiativen von Anfang an einzubinden, dann sind wichtige Hausaufgaben gemacht.

Cybersicherheit benötigt mehr Aufmehrsamkeit

IT-Sicherheit erhält nach wie vor nicht die Aufmerksamkeit, die zur erfolgreichen Absicherung der Betriebsabläufe erforderlich ist. Die aktuelle Studie zeigt – wie auch schon die letzte – deutlich, dass viele Organisationen immer noch unzureichend geschützt sind. Zwar sind ein Basisschutz und Standard-Security-Lösungen in allen Organisationen vorhanden. Das allein reicht aber immer weniger dafür aus, der Vielzahl und der Intensität der Angriffe zu begegnen und die Ausgangslage ach erfolgreichen Attacken wiederherzustellen.

Die aktuelle Anforderung besteht für die meisten Unternehmen explizit darin, ihre IT-Security-Strategie auf den Prüfstand zu stellen, um neue Technologien und Lösungsansätze, digitales Business und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Marktteilnehmern umfassend abzusichern und die Agilität und Widerstandsfähigkeit ihrer Organisation gegenüber unerwarteten Vorkommnissen zu erhöhen. Integration, Automatisierung und eine kontinuierliche Optimierung von Security-Prozessen über alle IT-Domains und Business-Domains hinweg sind der Schlüssel zum Erfolg.

Das muss das gemeinsame Ziel von Anbietern und Anwendern sein. Gemessen an der aktuellen Befragung haben die meisten Unternehmen in Deutschland die Herausforderungen nach den Einschätzungen von IDC erkannt, müssen aber an vielen Stellschrauben drehen, um für die Herausforderungen, die da kommen, gewappnet zu sein. (Stefan Girschner)

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