28.04.2020 – Kategorie: Technik
Covid-19: Flächendeckende Tests mithilfe von IT umsetzen
Ein wichtiges Kriterium bei der Bekämpfung von Covid-19 sind flächendeckende Tests. Eine Initiative von mitteilständischen Unternehmen will nun die Kapazitäten für großflächige Tests in Deutschland schnell ausbauen.
- Ziel ist es, die Kapazität für Tests auf Covid-19 von derzeit geschätzt rund 35.000 auf eine Million je Tag zu steigern.
- Bislang sind schon mehr als 500 mittelständische Unternehmen aus Deutschland beteiligt.
- Unternehmen vernetzen sich und erhöhen dadurch Produktionskapazitäten für den heimischen und internationalen Markt.
Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Infektionen legt weite Teile der Weltwirtschaft lahm. Dennoch steigen die Zahlen an Covid-19-Infizierten und -Todesopfern täglich weiter an. Die ILO (International Labour Organisation), eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, schätzt, dass die weltweite Arbeitsleistung im 2. Quartal 2020 um sieben Prozent sinken wird. Das entspricht einem Verlust von 195 Millionen Arbeitsplätzen.
Covid-19: Initiative, um Testkapazitäten zu erhöhen
Viele Unternehmer in Deutschland wollen diese Entwicklung nicht tatenlos ansehen. Der Rostocker Biotech-Unternehmer Prof. Dr. Arndt Rolfs von Centogene, Dr. Patrick Adenauer von Bauwens und dem Interessensverband „Die Familienunternehmer“), Christoph Ehlers von Equicore, Lutz Goebel von Henkelhausen und „Die Familienunternehmer“, Dr. Peter Sewing von Obermark und Matthias Tomann von Senacor haben jetzt eine Kampagne gestartet, um innerhalb kürzester Zeit die Kapazitäten für großflächige Tests in Deutschland und im Idealfall in ganz Europa zu schaffen sowie Schutzmasken und Beatmungsgeräte bereitzustellen.
Anfang April wurde bereits ein entsprechender Aufruf mit einer konkreten Bedarfsliste über Anzeigen in mehreren deutschen Tageszeitungen platziert. Die Initiative richtet sich an mittelständische Unternehmen, die bei der Herstellung und Beschaffung helfen können und wollen.
Empfehlung der WHO: Flächendeckende Tests
Flächendeckende Tests sind nach Meinung vieler Wissenschaftler elementar, um das Ausmaß der Infektionen signifikant einzudämmen, da der Virus bei zahlreichen Trägern eine lange Inkubations-zeit haben kann und bei einem hohen Prozentsatz ohne Symptome bleibt. Diese Infizierten sind ansteckend, und das häufig, ohne es zu wissen.
„Wir folgen der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, lernen von erfolgreichen Ländern wie Taiwan und Südkorea. Präventiv und breit angelegte Sars-CoV-2 Tests sind ein zentrales Element in der Eindämmung der Epidemie“, erläutert Arndt Rolfs, Gründer des Biotech-Unternehmens Centogene. „Um Hochrisikogruppen wie Altenpfleger, Pflegekräfte, Ärzte und Bewohner von Alten- und Seniorenheimen zu schützen, muss viel häufiger und regelmäßig auf das Vorliegen einer Sars-CoV-2 Infektion getestet werden.“
Erfolgreiche Teststeuerung für den Kampf gegen Covid-19
„Neben hohen Testkapazitäten halten wir eine zentralisierte, IT-gestützte Steuerung der Tests für entscheidend“, ergänzt Mitinitiator Matthias Tomann von Senacor. „Dies sollte eine sehr zeitnahe Information über Testergebnisse ebenso umfassen wie beispielsweise eine aktive Ansprache von Risikopersonen mit der Empfehlung, sich testen zu lassen, oder eine Verbindung von Tests und Quarantäneauflagen bei Einreisen aus dem Ausland, damit nicht dauerhaft jeder Einreisende mit 14-tägiger Quarantäne belegt werden muss.“
Die Initiatoren haben hierzu ein Konzept entwickelt, das aufzeigt, welche IT-Fähigkeiten für eine erfolgreiche Teststeuerung nötig sind, um durch eine hohe Anzahl an Tests schnellstmöglich eine effektive Risikoreduktion zu erreichen.
Mehr als 500 Unternehmen sind bereits beteiligt
Die außerordentliche Resonanz auf diese Kampagne hat selbst die Mitinitiatoren überrascht. Sie werten es als ein starkes Zeichen dafür, wie der deutsche Mittelstand in dieser herausfordernden Zeit Verantwortung zeigen möchte. Bereits am 2. April hatten die Initiatoren Kontakt zum Bundeskanzler-amt aufgenommen und dort große Zustimmung erfahren.
Auch Patrick Adenauer vom Interessen-verband „Die Familienunternehmer“ ist vom Sinn der Mittelstandsinitiative überzeugt: „Als ich die Anfrage auf den Tisch bekam, war mir sofort klar, da dürfen wir nicht zögern.“ Mehr als 500 Unter-nehmen, meist Familienunternehmen, seien bisher dem Aufruf gefolgt und stellten in kürzester Zeit Wissen und Technologien für eine kollektive Lösung bereit.
Der deutsche Mittelstand reagiert schnell
Konkret sind nun Unternehmen wie SWK Innovations GmbH in Lübbenau, RoweMed AG – Medical 4 Life in Parchim und HA2 Medizintechnik in Halberstadt in die Produktion von 45.000 Rachenabstrich-Spatel pro Tag eingebunden. Die Serienproduktion startete am 16. April bei SWK Innovations. „Damit haben wir eine Blaupause geschaffen, die wir gerne mit jedem, der einen Beitrag leisten möchte, teilen. Wir wollen mit dieser Aktion zeigen, wie schnell der deutsche Mittelstand auf außergewöhnliche Herausforderungen reagieren kann“, erklärt Arndt Rolfs.
Covid-19: Fähigkeiten des deutschen Mittelstandes sind gefragt
„Tests, das heißt deren massenhafte Verfügbarkeit und optimale Steuerung, sind der Schlüssel dafür, die Wirtschaft in allen Bereichen wieder hochfahren zu können“,unterstreicht Mitinitiator Lutz Goebel, der zahlreiche Unternehmer über die sozialen Netzwerke kontaktierte. Auch die Spezial-verpackungsexperten Ropex (Obermark Gruppe) aus Bietigheim-Bissingen entwickelt gemeinsam mit einem Kunden, Kraus Maschinenbau GmbH aus Spaichingen, Lösungen, um die Produktion von Abstrich-Spateln, die als Testträger dringend benötigt werden, zu vervielfachen.
Weniger als drei Wochen nach der Anfrage präsentierte das Unternehmen eine sichere Verpackungslösung. „Dieses Beispiel zeigt, über welche Fähigkeiten der deutsche Mittelstand verfügt. Die Unternehmen schaffen durch schnelles Umschalten vorhandener Produktionslinien neue Kapazitäten und das obwohl ein großer Teil der Mitarbeiter im Homeoffice ist“, betont Dr. Peter Sewing von der Obermark Gruppe.
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