Im Krankenhaus stoße das Internet der Dinge sehr schnell an die Grenzen des heute Machbaren. Das liege weniger am Stand der verfügbaren Technik als an ihrer Heterogenität, an Sicherheitsanforderungen und am Regelwerk des Gesundheitswesens – so der Tenor in der Session zum Thema Robotik.
Die zunehmende Vernetzung und Miniaturisierung digitaler Komponenten soll zum Beispiel die deutliche Verkürzung von Krankenhausaufenthalten ermöglichen, indem ein oder mehrere Wearables die relevanten Daten in Echtzeit an Therapeuten oder ärztliche Aufsicht übertragen. Sebastian Gerke von IBM Research stellte auf der conhIT – Connecting Healthcare IT 2017 in Berlin den Cognitive Supervisor vor. Das ist ein auf handelsüblicher IT-Technik basierendes Bauteil, das verschiedene Datenströme unterschiedlichster Wearables-Systeme im Haushalt sammelt und für eine Cloud-Anwendung aufbereitet. Dort können sie Arzt und Patient mit herkömmlichen Benutzeroberflächen nutzen. Ende 2018 soll er serienreif sein. IBM will damit dem demografischen Problem entgegenwirken, dass es immer mehr therapiebedürftige Menschen, aber immer weniger Pflegepersonal gibt.
Mangelnde Standardisierung der Hard- und Software im Gesundheitswesen
Das System kommt aber auch einer Herausforderung entgegen, die der IT-Sicherheitsbeauftragte der Universitätsklinik Erlangen, Stefan Bücken, schilderte: die mangelnde Standardisierung der Hard- und Software im Gesundheitswesen. In Erlangen stehen 33.000 medizinische Geräte von 2.600 Herstellern, die in 400 Teilnetzen verbunden sind. Bei allen müssen Datenschutzrichtlinien unterschiedlichster Art berücksichtigt werden, die Systeme sind auf unterschiedlichen Entwicklungsniveaus, „und dann sollen wir uns auch noch mit anderen Kliniken zur gemeinsamen Patientenakte vernetzen“, klagte Bücken. Er regte eine weitgehende Standardisierung der Netze durch die Hersteller an, die dann auch den „administrativen Overkill“ in den Krankenhäusern lindern könnten.
Intrinsische neuromuskuläre Feedbacktherapie
Theodor Bülhoff von der Cyberdyne Care Robotics GmbH präsentierte die Intrinsische neuromuskuläre Feedbacktherapie mit einem neuronal gesteuerten Roboteranzug HAL(Hybrid Assistive Limb). Das HAL-System ist eine Art Exoskelett, das beispielsweise in der Rehabilitation von Querschnittsgelähmten eingesetzt wird. Es nimmt Nervenimpulse auf, verstärkt sie und setzt sie in Bewegungsenergie um, in diesem Fall an den Gliedmaßen. So lernt der Patient wieder, sich selbst zu bewegen. Adrian Schuster vom Bundesverband Deutscher Privatkliniken sprach von „gigantischen medizinischen Erfolgen“. 150 Menschen seien bereits erfolgreich therapiert worden, darunter auch Multiple-Sklerose-Patienten. Allerdings ist die Frage der Anerkennung der Therapie durch die Kassen in Europa noch unklar.