Nur vereinzelt ist die Digitalisierung in der Pflege bereits Realität. Das geht aus ersten Ergebnissen der Studie „IKT in der Pflege“ hervor, die auf der conhIT 2017 vorgestellt wurden. Klar wurde außerdem, dass die gesetzlichen Regelungen der Pflege dem Einzug digitaler Technologien nicht immer förderlich sind.
Zwar sehen 90 Prozent der in der Studie Befragten die Digitalisierung als unabdingbar an, um die demografischen Herausforderungen zu bewältigen, aber nicht einmal die Hälfte hat sich bisher mit einem IT-Produkt oder gar IT-Projekt befasst. Als Hemmnis nannten sie mangelndes Wissen über eventuelle Geschäftsmodelle, mangelnde Vernetzbarkeit der Lösungen und zu wenige Beispiele guter Praxis, wie Thilo Zelt von der Unternehmensberatung Roland Berger berichtete.
Verwaltungsprozesse und direkte Pflegearbeit
Zunächst müsse zwischen verschiedenen Stufen der Digitalisierung differenziert werden, erklärte Thorsten Schliebe vom Softwarehersteller MediFox. Zunächst würden Verwaltungsprozesse „elektrifiziert“. In einer zweiten Stufe komme die Digitalisierung der direkten Pflegearbeit dazu. „Am besten wird es das Personal wissen, welche digitalen Lösungen hilfreich sein könnten“, meinte Philipp Hünersdorf von den Artemed Pflegezentren. Auch der Leiter des Studiengangs Pflegemanagement an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Daniel Flemming, erklärte, die Menschen „am Bett“, also die Pflegenden und die zu Pflegenden, seien eine gute Quelle für Ideen der Digitalisierung. Hünersdorf gab allerdings zu bedenken, dass die derzeitigen gesetzlichen Regelungen dem Einzug digitaler Arbeitserleichterungen in der täglichen Pflegepraxis noch nicht Rechnung trügen. „Wenn wir Sensoren in den Betten installieren, die das Gewicht des Patienten ermitteln, sparen wir dadurch zwar dem Personal Arbeit, wir müssen aber trotzdem die bestehenden Personalschlüssel einhalten.“
Digitalisierung soll Dokumentation erleichtern
Niklas Kramer vom Bundesgesundheitsministerium erklärte, solche Fragen seien Gegenstand künftiger Diskussionen, wenn die Studie vollständig vorliege. Sie ist noch nicht veröffentlicht. Er antwortete auf die Frage des Moderators nach einer Vision „Pflege 2030“, dass bis dahin die Digitalisierung mindestens eine unterstützende Dokumentation als Entlastung des Personals bereitgestellt haben sollte. Schlieben erklärte, dass erste Anbieter bereits in Stellenangeboten mit dem Einsatz einschlägiger Apps werben würden, die dem Personal die Dokumentation erleichterten. Er stellte sich darüber hinaus die digitalen Pflegeassistenten nicht als gruselige, entmenschte Zukunftsvision vor, sondern warb für eine Gestaltung des „Pflegeroboters als Tamagotchi“, das den Beteiligten auch Spaß machen könne. Auch Zelt sah 2030 den virtuellen Pflegeassistenten, der dem Personal Hinweise gibt „und die Dokumentation quasi nebenher erledigt“.