27.01.2022 – Kategorie: Cloud Computing
Cloud-First-Strategie: Warum Unternehmen besser auf Data First setzen sollten
Auch wenn deutsche Unternehmen bisher zögerten, setzen sie nun vermehrt auf eine Cloud-First-Strategie. Übereiltes Handeln kann aber Probleme mit sich bringen. Vermeiden lassen sich diese mit einem „Data First“-Ansatz.
Viele Unternehmen verfolgen bei ihrer IT-Infrastruktur eine Cloud-First-Strategie. Sie versprechen sich davon mehr Flexibilität bei schwankenden Geschäftsverläufen und eine schnellere Umsetzung neuer Use Cases oder Geschäftsmodelle. Über allem steht die Kosteneffizienz – diese sollte allerdings nicht allein an erster Stelle stehen, denn zu einer umfassenden und nachhaltigen Strategie gehört mehr.
Zudem wird die Hoffnung, mit einer Cloud-First-Strategie die IT-Kosten zu senken, oft enttäuscht. Teilweise steigt der Aufwand sogar. Denn viele Unternehmen versäumen es, ihren Datenbedarf zu analysieren und zu planen. Deshalb haben sie später etwa mit Redundanzen und Kontrollverlust sowie den daraus erwachsenden Mehrkosten zu kämpfen. Die Ursache ist oft, dass viele Unternehmen die Cloud als Tor für Innovation und Wachstum betrachten. Jedoch müssen sie einen Schritt früher ansetzen. Nicht die Cloud, sondern die zugrunde liegenden Daten sind der Schlüssel, um nachhaltig einen Mehrwert zu generieren.
Datennutzung ohne Strategie kann Risiken erhöhen
Erkennen Unternehmen die Notwendigkeit einer durchdachten Datenstrategie vor dem Wechsel in die Cloud nicht, können Datensilos entstehen. Diese generieren dann wiederum Mehrkosten. In Hybrid-Cloud-Umgebungen, wie sie die Mehrzahl der Cloud-Anwender mittlerweile nutzen, könnte das so aussehen: Neben Workloads, die On-Premises bleiben, werden Services von unterschiedlichen Public-Cloud-Anbietern in Anspruch genommen, weil diese meist ihre spezifischen Stärken haben oder fallweise günstigere Konditionen bieten.
Wenn ein Provider dabei die Daten des Kunden ohne durchdachte Strategie übernimmt, steigen in bestimmten Fällen Aufwand und Kosten im laufenden Betrieb. Zum Beispiel können Datensilos entstehen, obwohl die Daten für unterschiedliche Workloads benötigt werden. Eine effiziente Datennutzung wird dadurch erheblich erschwert bis unmöglich. Die vorhandenen Silos nachträglich aufzubrechen, bedeutet einen hohen Mehraufwand. Zudem erhöht sich bei fehlender Datenstrategie – inklusive Data Security und Data Governance – das Risiko für die Sicherheit der Daten exponentiell, was dazu führen kann, dass Silo-Environments aufgebaut werden, ohne dabei die definierten Standards zu berücksichtigen (Shadow IT).
Entschließt sich ein Bestandskunde zudem, den Provider zu wechseln und seine Daten mitzunehmen, bekommt er seine Daten oft nur in ihrem Rohzustand zurück. Denn wurden Vorbereitungs- und Anreicherungsarbeiten für das Data-Mining in der Cloud-Umgebung vorgenommen, können sie als Leistung des Providers zählen. Bestenfalls kann der Kunde die bearbeiteten Daten dann gegen eine zusätzliche Zahlung auslösen.
Cloud-First-Strategie muss der Datenstrategie folgen
Daten stehen im Mittelpunkt der Digitalisierungsstrategie und stellen deshalb für jedes Unternehmen einen unschätzbaren Wert dar. Diese Bedeutung muss sich deshalb auch in der Infrastrukturstrategie widerspiegeln. Daher sollten sich Unternehmen zunächst fragen, wie sie konkret mit ihren Daten verfahren wollen. Definitiv gehört die Cloud-First-Strategie zur IT-Strategie, aber sie sollte sich dabei unbedingt an der Datenstrategie orientieren, also Data First statt Cloud First.
Eine gute Datenstrategie zielt auf eine Architektur, in der alle Daten, unabhängig von ihrem Speicherort, schnell und sicher auffindbar sind. Sie sollten sich plattformübergreifend verarbeiten lassen und stets zu bestmöglichen Erkenntnissen führen. Eine solche Architektur erleichtert es dem Unternehmen, seine Ziele zu erreichen, also beispielsweise Umsatz und Gewinn zu steigern und die Kundenerfahrungen zu verbessern. Sie darf folglich nicht von einem Dritten abhängen.
Sprich: Die Architektur muss ein durchgängiges Datenmanagement über alle Deployments hinweg ermöglichen – egal, ob es sich um eine On-Premises-Installation, eine Private Cloud oder eine der großen Public-Cloud-Umgebungen handelt. Außerdem sollte sie nach Möglichkeit die ganze Breite der Enterprise-Daten abdecken, angefangen vom Edge Computing bis zur Machine-Learning-Plattform.
Cloud-First-Strategie: User von der Komplexität abgeschirmt
Um diese Architektur aufzubauen, empfiehlt sich die Nutzung einer Hybrid Data Cloud. Eine solche Datenplattform ist dafür ausgelegt, Nutzer gegen die Komplexität der Datenverwaltung und -steuerung abzuschirmen sowie einfach handhabbares, nahtloses Datenmanagement zu ermöglichen. Auf diese Weise erhalten die Unternehmen die Hoheit über ihre Daten zurück. Sie wählen jeweils den für ihre Bedürfnisse geeigneten Datenservice und holen das Beste aus ihren Daten heraus, ohne sich um deren physischen Speicherort kümmern zu müssen. Ihre Hauptaufgabe besteht vielmehr darin, eine klare Vision davon zu entwickeln, wie ihr Geschäftsmodell aussieht, welche Use Cases und Prozesse sich digitalisieren lassen und welche Daten dafür nötig sind – heute sowie in der absehbaren Zukunft.
Eine Data Cloud kann zudem notwendige Funktionen wie Datensicherheit und Privacy regeln. Zum Beispiel müssen international tätige Unternehmen darauf achten, dass sie sich an die Datenschutzbestimmungen der jeweiligen Märkte halten. Diese laufen oft darauf hinaus, dass bestimmte Daten nicht außerhalb eines Landes oder einer Region transferiert werden dürfen. In diesem Fall ist es hilfreich, wenn die Datenplattform über ein Kontroll-Panel verfügt, das die Datenübermittlung ständig überwacht und mit den bestehenden Regeln abgleicht.
Unternehmen können einfach Use Cases testen
Das Konzept ist auf den ersten Blick vor allem für größere Unternehmen interessant, weil sie naturgemäß stärker von der Komplexität betroffen sind. Aber bei genauerem Hinsehen ist es weniger eine Frage der Größe als eine des Geschäftsmodells. Kleinere Unternehmen können sich oft keine eigene IT-Abteilung leisten. Aus diesem Grund erscheint ihnen der Weg in die Cloud attraktiv. Auch hier sollte die zugrunde liegende Datenstrategie über die Wahl der Cloud entscheiden. Dabei können besonders hybride Infrastrukturen für mittlere Unternehmen relevant sein. Zwar werden sie anfangs vor allem Anwendungen im Software-as-a-Service-Modell nutzen. Doch sie müssen ebenso entscheiden, wie sie die ständig wachsenden Datenvolumina managen wollen.
Schließlich entdecken auch kleinere Unternehmen, dass sie mit Hilfe der Cloud neue Use Cases einfach testen können – mit begrenzter Kapazität und innerhalb eines limitierten Zeitrahmens, also mit geringem Risiko. Falls das Projekt zum Fliegen kommt, entstehen rasch Anforderungen, die sich auf die Schnelle nur innerhalb einer Cloud erfüllen lassen. Spätestens jetzt ist es sinnvoll, auch die Frage nach der Datenhoheit zu stellen. Je eher sich ein Unternehmen mit dem Thema beschäftigt, desto geringer ist die Gefahr, dass es Datensilos baut und in den gefürchteten „Vendor Lock-in“ hineinrutscht. Oder positiv ausgedrückt: Eine Data-First-Strategie anstelle einer Cloud-First-Strategie ist der Königsweg zu schnellen und intelligenten datengesteuerten Entscheidungen – für Unternehmen jeder Größenordnung. (sg)
Über den Autor: Daniel Metzger ist Regional VP Central & Eastern Europe bei Cloudera. Der Anbieter will Unternehmen befähigen, komplexe Daten zu verstehen und klare Erkenntnisse und Handlungen abzuleiten. Die Cloudera Enterprise Data Cloud verarbeitet alle Daten, unabhängig vom Ablageort – vom Edge bis hin zu KI-Anwendungen. Angetrieben von der Innovation der Open-Source-Community, kann Cloudera die digitale Transformation von Unternehmen beschleunigen.
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