04.12.2014 – Kategorie: IT

Cloud Computing – Schlüsselfaktor der digitalen Kommunikation

Cloud Computing Schlüsselfaktoren

Cloud Computing hat sich längst vom Hype-Thema zur alltäglichen Realität gewandelt – für private Nutzer wie für Unternehmen. Allein in den letzten Wochen reihen sich die Meldungen zum Thema in dichter Folge aneinander: Amazon kündigt an, Prime-Mitgliedern unbegrenzten Speicherplatz für Fotos in der Cloud zur Verfügung zu stellen, Google hat vor, Unternehmenskunden extraschnelle Verbindungen zu seinen Cloud-Services anbieten und Microsoft will es Office-Nutzern ermöglichen, Dokumente direkt im Cloud-Speicher Dropbox abzulegen. Obwohl große Cloud-Anbieter – Amazon, Microsoft, Google – zu den bekanntesten Unternehmen überhaupt gehören, können laut (N)Onliner-Atlas der Initiative D21 über die Hälfte der Befragten mit dem Begriff nichts anfangen: Die Cloud scheint einfach da zu sein und wird als solche gar nicht mehr wahrgenommen.

Mit Cloud Computing werden beispielsweise abgelegte Daten unabhängig vom Endgerät verfügbar. Basis dafür ist die Auslagerung von IT-Infrastruktur (Daten, Speicherkapazität, Rechenleistung) an eine „Cloud“, eine Serverstruktur, in der Inhalte polyzentral gespeichert werden. Unterschiedliche Anbieter stellen hier Lösungen bereit: ob Dropbox oder Amazon, für private und geschäftliche Nutzung. Kleinere Datenmengen kann der private Nutzer in der Regel kostenlos speichern, Unternehmen können sich externen Speicher schnell und unkompliziert bedarfsgerecht mieten. Besonders zu beachten ist dabei, dass es häufig kaum nachzuvollziehen ist, wo die eigenen Daten dann physisch tatsächlich liegen. Aufgrund der Diskussion im Nachgang der NSA-Affäre gibt es eine Reihe von deutschen Dienstleistern, die den Kunden die Speicherung ihrer Daten in einer Cloud anbieten, deren Datenserver physisch in Deutschland stehen.

Schlüsselfaktor der digitalen Kommunikation

Cloud Computing ist einer von 30 Schlüsselfaktoren der digitalen Kommunikation, die das Institute of Electronic Business, An-Institut der Universität der Künste Berlin gemeinsam mit iDeers Consulting 2013 erstmals erhoben hat. Als Schlüsselfaktoren definieren wir alle Einflussfaktoren, bedeutenden Entwicklungen und umfassenden Trends, die die digitale Kommunikation beeinflussen oder aus ihr heraus entstehen. Die Faktoren wurden in einer mehrstufigen Expertenbefragung erhoben und umfassen die Bereiche Technologie, Kommunikation, Gesellschaft und Politik sowie Wirtschaft. Sie werden laufend überprüft und aktualisiert.

Die Schlüsselfaktoren dienen dazu, das Potenzial der digitalen Kommunikation, sowie wichtige Aspekte und deren Einfluss vor allem auf Wirtschaft, Gesellschaft und Politik sichtbar zu machen. Keiner der Schlüsselfaktoren steht im System „Digitale Kommunikation“ für sich allein; methodisch angelehnt an die Sensitivitätsanalyse nach Frederic Vester lässt sich der Einfluss der Schlüsselfaktoren aufeinander einstufen.

Exemplarisch können wir den Schlüsselfaktor Cloud Computing mit anderen Schlüsselfaktoren in Beziehung setzen, um ihn aus verschieden relevanten Perspektiven zu untersuchen.

Cloud Computing vs.  Always on – always in touch

Mediennutzungsgewohnheiten verändern sich: immer mehr Nutzer sind immer erreichbar und kommunizieren nahezu ständig. Besonders der Erfolg der Smartphones trägt zu diesem Faktor bei. Cloud Computing liefert hier die Grundlage: Nutzer können auf ihre Dateien – Office-Dokumente, Nachrichten, Kalender, Musik usw. – von jedem Endgerät aus zugreifen und ihre Arbeit beziehungsweise ihren Konsum nahtlos fortsetzen. Googles Chromebook setzt voll auf die Cloud-Anbindung – alle Daten und Programme werden laufend in der Cloud gespeichert und aktualisiert. So wird die Hardware zur Nebensache, die jederzeit schnell und einfach ausgetauscht werden kann. Ähnlich bei Apples iPhone: falls das Gerät verloren geht, gestohlen wird oder irreparabel zu Schaden kommt, kann ein Back-Up aus der Cloud auf ein neues iPhone übertragen werden.

Cloud Computing vs. Sicherheitsbedürfnis

Ein Grundbedürfnis des Menschen ist Sicherheit – besonders im Internetzeitalter. Jeder Nutzer hinterlässt Datenspuren im Netz, deren potenzielle Verwendung durch Dritte das Sicherheitsbedürfnis des Einzelnen tangiert. Bei Unternehmen geht dieses Bedürfnis noch einen Schritt weiter: beispielsweise müssen Betriebsgeheimnisse vor Wirtschaftsspionage geschützt werden. Entsprechend kann für sie die Bedrohung, wie kürzlich der Diebstahl privater Fotos von Prominenten (vermutlich aus Apples iCloud), sehr ernste Folgen nach sich ziehen.

Andererseits ist aber zu bedenken, dass herkömmliche Unternehmensnetzwerke und private Computer oft nicht besser gegen solche Angriffe geschützt sind – gerade bei großen Cloud-Anbietern hängt schließlich der Ruf von der Sicherheit ab. Der bereits oben erwähnte Faktor des Ortes der tatsächlichen, physischen Datenspeicherung des Cloud-Anbieters wird immer relevanter. Auch die Bedingungen der Datenspeicherung sind den Nutzern zunehmend wichtig. Dahinter steht die Befürchtung, dass sensible Daten von unberechtigten Personen gelesen und heruntergeladen werden könnten.

Cloud Computing vs. Usability und Einfachheit

Anwendungssysteme besitzen immer mehr Funktionen und werden komplexer. Daher gilt es, sie nutzerfreundlich zu gestalten, um einen einfachen Umgang zu ermöglichen. Bedienfreundlichkeit wird neben Funktionalität zum Grundanspruch der Nutzer an Technologie. Nicht die Technik, sondern ihre Nutzungsfreundlichkeit steht im Mittelpunkt. Der Erfolg des Cloud-Speichers Dropbox ist besonders auf diesen Faktor zurückzuführen. Große Dateien müssen nicht mehr kompliziert komprimiert oder extern hochgeladen werden, sondern können stattdessen bequem in den dafür vorgesehenen Ordner auf dem eigenen Rechner geschoben werden. So wird das Versenden großer Datenmengen zur Sache weniger Mausklicks. Werden diese Dateien nun auch von anderen Nutzern bearbeitet, hat jeder immer die aktuellste Version vorliegen.

Bei Google Drive wird die gleichzeitige gemeinsame Bearbeitung von Dateien noch einfacher gemacht: mehrere Nutzer können ein und dasselbe Dokument direkt in der Cloud ändern und müssen also nicht abwarten, bis der vorherige Nutzer seine Änderungen abgespeichert hat. In diesem Fall spricht man auch von Software as a Service (SaaS), da Nutzer die zum Betrachten und Bearbeiten erforderlichen Programme nicht auf ihrem Endgerät installiert haben müssen, sondern diese als Dienstleistung nutzen können.

Cloud Computing vs. Flexibilisierung der Arbeitswelt

In Folge der Digitalisierung und des Wandels zur Wissensgesellschaft werden traditionellen Arbeitswelten flexible Arbeitsmodelle zunehmend gegenübergestellt. Das bedeutet unter anderem: Weniger „9-to-5-Jobs“, statt dessen mehr Freelancing, Coworking und Arbeit im Home Office. Cloud Computing bietet hier eine wichtige Grundlage, da durch die Möglichkeit, kurzfristig die Infrastruktur zu vergrößern oder zu verkleinern (Infrastructure as a Service und Platform as a Service) schnell auf Änderungen der Gegebenheiten reagiert werden kann. Insbesondere Start-Ups können so kurzfristig genau die Infrastruktur nutzen, die sie gerade benötigen, ohne exorbitante IT-Investitionen tätigen zu müssen. Mitarbeiter können von praktisch jedem beliebigen Ort – und Endgerät – auf die von ihnen benötigten, aktuellen Dateien zugreifen und sind so in der Lage, weitgehend unabhängig von Ort, Tageszeit und technischer Infrastruktur zu arbeiten. So vereinfachen dezentrale Cloud-Lösungen die Zusammenarbeit auch über Unternehmensgrenzen hinweg, etwa durch gezielte Freigabe relevanter Cloud-Bereiche.

Cloud Computing vs. Crowd Creation / Open Innovation

Unternehmen öffnen ihren Wertschöpfungsprozess für Mitarbeiter, Konsumenten und andere Stakeholder. Diese geben ihre Ideen an das Unternehmen weiter. So gestalten sie beispielsweise Innovationen mit oder optimieren durch die so entstehende „Intelligenz der Masse“ Produkt- und Leistungsangebote. Die Crowd – zum Beispiel interessierte Kunden, hochspezialisierte Experten, Designer, Experten aus anderen Disziplinen – kann über geeignete Online-Plattformen zum Ideenaustausch erreicht werden. So können, ähnlich dem Cloud Computing, jeweils so viele Menschen erreicht werden, wie zur Lösung einer speziellen Aufgabe erforderlich sind. Es gibt Plattformen für die verschiedensten Formen der Beteiligung, von der Vergabe einfacher „Klickaufgaben“ zu hochkomplexen industriellen Aufgabenstellungen, über die passende Arbeitskräfte und Problemlöser gefunden werden können.

Cloud – technologische Grundlage der digitalen Kommunikation

Cloud Computing ist eine der technologischen Grundlagen der digitalen Kommunikation. Es übt, wie gezeigt, einen starken Einfluss auf andere Faktoren aus, ist aber selber von bestimmten Faktoren abhängig. Zu diesen gehören besonders leistungsfähige Netze und Übertragungswege, verfügbare Sende- und Empfangsgeräte, gemeinsame Standards und Interoperabilität. Nicht umsonst wurde die Wolke schon seit Frühzeiten als Symbol für das Internet gewählt: Cloud Computing ist als Idee deutlich älter als der ehemalige Hype-Begriff. Wenn also der Begriff an sich, wie eingangs erwähnt, der Hälfte der Nutzer nicht bekannt ist, zeigt das, wie selbstverständlich das Konzept inzwischen geworden ist.

Autor: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-Oec. Thomas Schildhauer ist Inhaber der Universitätsprofessur Electronic Business mit Schwerpunkt Marketing an der Universität der Künste, Berlin. Seit 1999 leitet er als Direktor das von ihm gegründete Institut of Electronic Business e.V. (IEB). Prof. Schildhauer ist zugleich wissenschaftlicher Direktor der Unternehmensberatung iDeers Consulting.


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