28.03.2023 – Kategorie: Technologie
ChatGPT: Kann diese Technologie auch selbst KI erschaffen?
ChatGPT, der KI-basierte Chatbot von OpenAI, hat zu zahlreichen Diskussionen geführt. Was für und was gegen den Einsatz dieser neuen Technologie bei der High-Tech-Entwicklung spricht, erklärt Viacheslav Gromov von Aitad.
Künstler und Texter machen sich Sorgen, dass ChatGPT sie ersetzen könnte. Service-Hotlines, akademische Abschlussarbeiten und sogar Drehbücher für Hollywood-Blockbuster – werden sie künftig von künstlicher Intelligenz erstellt? Und welche ethischen, gesellschaftlichen und normativen Konsequenzen entstehen daraus? Und könnte ChatGPT nicht auch selbst weitere KI erschaffen? Was das für die Code-Qualität, die Jobs von menschlichen Entwicklern und den Wettbewerb auf dem Markt bedeuten würde. „Warum sollte ich es testen, wenn es meinen Arbeitsplatz bedroht?“, fragte sich einer der Entwickler bei dem Embedded-KI-Anbieter Aitad, als das Team den Vorschlag diskutierte, ChatGPT zur Erstellung von Programmcode einzusetzen.
Code-Erstellung ist möglich, doch die Nachvollziehbarkeit leidet
Aus technischer Sicht stellt ChatGPT derzeit noch keine große Bedrohung dar, da er auf Softwarebibliotheken zurückgreift, die nicht jünger als zwei Jahre sind. Aktuelle Frameworks und Bibliotheken werden von der aktuellen Version noch nicht berücksichtigt. Doch das wird sich mit künftigen Versionen selbstverständlich ändern. Verglichen mit dem Gehalt eines Entwicklers stellen die Kosten für die Premiumversion des Chatbots jedenfalls kein Hindernis dar.
Problematischer hingegen sieht Viacheslav Gromov, CEO von Aitad, die Themen Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Programmcodes: „Es ist zwar denkbar, dass der Chatbot nicht nur Programmcode schreibt, sondern diesen auch dokumentiert und das Testprogramm dazu schreibt.“ Allerdings ist damit zu rechnen, dass der Programmcode je nach Aufgabenformulierung mit verschiedenen (synonymen) Wortlauten unterschiedlich ausfällt. Auch der Stil des Codes, für den es Standardisierungen gäbe, sei volatil, ist Gromov überzeugt.
Der Einsatz von ChatGPT als Programmierer birgt Gefahren
Fraglich bleibt auch, ob menschliche Entwickler effizienter arbeiten, wenn sie zuerst den von der KI erzeugten Code verstehen, auf Fehler prüfen und ergänzen müssten. „Das ist ja schon bei von Menschen erzeugtem Code eine herausfordernde Aufgabe“, gibt Gromov zu bedenken, der den Chatbot-Einsatz für spezifisch abgegrenzte Programmier-Aufgaben sieht. Nicht zuletzt sei umstritten, ob die Kunden damit einverstanden seien, wenn man ihre Entwicklungsaufgaben zum Chatbot ins Internet senden würde.
Wie bei allen umfassenden Automatisierungsvorhaben, schwinden durch den Einsatz von Chatbots die Unterscheidungsmerkmale und damit die Wettbewerbsfähigkeit, da die entsprechenden KI-Frameworks (Chatbots) andere Marktteilnehmer nutzen könnten. Nur der, der mehr und bessere Daten sowie umfangreichere Rechenressourcen zum Trainieren der Chatbots hat, hat auch das bessere Endprodukt. „Das kann auch schnell zu einem sehr schnelllebigen und globalen Wettbewerb unter den Staaten führen, die die Rahmenbedingungen durch Datenschutzregelungen und Staatsform setzen.“
ChatGPT bietet Potenzial für schnellere Entwicklung
Eine KI, die selbst KI programmiert, ist heute kein (Alb-)Traum mehr, sondern birgt durchaus das Potenzial für eine schnellere, umfangreichere und komplexere Entwicklung, trotz Personalmangel. „Das sollte erschlossen werden. Allerdings ist zu beachten, dass die wahrscheinlichste Ausgabe nicht immer die beste ist. Denn zwischen Wahrscheinlichkeit und Qualität besteht kein zwingender Zusammenhang. Das ist etwa so, wie wenn Sie die Tageszeitung von gestern zerreißen und die an sich am besten nacheinander passenden Wortschnipsel ohne Gesamtverständnis zusammensetzen“, gibt Gromov zum Schluss zu bedenken.
Aitad ist Anbieter von Embedded-KI-Lösungen. Das Unternehmen befasst sich mit der Entwicklung und Testung von KI-Elektroniksystemen, insbesondere in Verbindung mit maschinellem Lernen im Industriekontext. Als Entwicklungspartner übernimmt Aitad den Prozess vom Datensammeln über die Entwicklung bis hin zur Lieferung der Systemkomponenten. Die Spezialgebiete liegen bei Preventive/Predictive Maintenance, User Interaction und funktionale Innovationen. Hierbei wird anstatt einer fertigen KI-Lösung für jeden Kunden ein individuelles System entwickelt. Zudem forscht Aitad an zahlreichen algorithmischen und halbleitertechnischen Grundlagen der KI-Technologie. (sg)
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