08.02.2022 – Kategorie: Human Resources
Bewerbungsanschreiben: Warum es bei Jobsuchenden so unbeliebt ist
In einer Studie von Joblift nannten Jobsuchende als schwierigen Bestandteil einer Bewerbung vor allem das Bewerbungsanschreiben. Arbeitgeber, die darauf verzichten, können demnach mehr Bewerbungen erwarten.
Das Bewerbungsanschreiben ist für viele Jobsuchende ein echtes Ärgernis auf dem Weg zum neuen Arbeitgeber. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie der Jobplattform Joblift, für die deutschlandweit 1.050 Kandidaten befragt wurden. Demnach fällt es insgesamt 37 Prozent aller Befragten schwer, ein solches Bewerbungsanschreiben zu erstellen. Vor allem jungen Jobsuchende geht es so. 54 Prozent von ihnen räumt Probleme mit dem Anschreiben ein. Besonders hoch in der Bewerbergunst stehen daher auch Arbeitgeber, die in ihrer Mitarbeitersuche darauf verzichten. Dieses Zugeständnis birgt sogar Chancen auf mehr Bewerbungen. Denn rund ein Drittel der Studienteilnehmer (32 Prozent) würden sich eigenen Angaben zufolge öfter bewerben, wenn der Verzicht auf das Bewerbungsschreiben die Regel wäre – bei jungen Befragten liegt dieser Anteil gar bei 52 Prozent.
Bewerbungsanschreiben: Selbstmarketing als Pferdefuß
Dabei ist es weniger die Form des Anschreibens als vielmehr deren Inhalt, der Bewerber plagt. Vielen fällt es schwer, sich selbst prägnant in Szene zu setzen. So haben 86 Prozent der Befragten Probleme damit, den eigenen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Kandidaten herauszustellen. Fast drei Viertel (74 Prozent) tun sich zudem schwer damit, den eigenen Wert zu beziffern. Sie offenbaren Schwierigkeiten, die eigenen Gehaltsvorstellungen zu beziffern. Zudem weit oben auf der bewerberseitigen Mängelliste: ihren konkreten fachlichen Nutzen für das angeschriebene Unternehmen zu beschreiben sowie eine Begründung dafür zu liefern, warum man sich ausgerechnet bei diesem Arbeitgeber bewirbt.
„Unsere Zahlen zeigen: Auf einem Bewerbungsanschreiben zu bestehen wirkt dabei wie ein Bremsklotz für die eigene Mitarbeitersuche. Gerade in Branchen, in denen Unternehmen vom aktuellen Mangel an Arbeitskräften betroffen sind, ist es daher fast fahrlässig, trotzdem darauf zu bestehen“, erklärt Tobias Welzel, CCO von Joblift. Den formalen Anforderungen füllen sich die meisten Teilnehmenden dagegen gewachsen. Ein orthografisch korrektes Bewerbungsanschreiben zu erstellen, empfindet nur jeder Zehnte als schwierig. Auch alle erforderlichen Dokumente zusammenzutragen stellt nur für 15 Prozent der Befragten eine Hürde dar. Einzig eine gute Struktur zu finden, bereitet immerhin noch 29 Prozent Probleme.
Copy & Paste nach der ersten Bewerbung
Um das ungeliebte Bewerbungsanschreiben fertig zu stellen, nehmen sich die Bewerber dann auch nur mäßig viel Zeit. 30 Prozent von ihnen veranschlagen dafür weniger als eine halbe Stunde. Weitere 35 Prozent investieren 30 bis 60 Minuten und 20 Prozent etwas mehr als eine Stunde. Ist das erste Anschreiben dann einmal erstellt, dient dieser Entwurf vielfach als Blaupause für weitere Bewerbungen. 21 Prozent der Befragten nutzt gar das exakt gleiche Anschreiben und tauscht nur Adresse und Kontaktperson aus. Ein Viertel (26 Prozent) recyceln mehr als die Hälfte des ersten Anschreibens für folgende und 14 Prozent greifen auf etwa die Hälfte des Inhalts zurück.
Mit diesen Zahlen wird das Anschreiben ähnlich oft wiederverwertet wie der Lebenslauf, den 67 Prozent aller Kandidaten nach der ersten Bewerbung erneut nutzen – dann allerdings von A bis Z. „Auch diese Zahlen sollten Arbeitgeber, die weiter ein Anschreiben einfordern, stutzig machen. Denn Texte, die unabhängig vom ausschreibenden Unternehmen nahezu gleich sind, haben natürlich auch wenig bis gar keine Aussagekraft und dienen im Zweifel auch nicht dazu, passende Kandidat*innen zu filtern“, so Tobias Welzel.
Über die Studie: Für die repräsentative Studie befragte das Marktforschungsunternehmen respondi bundesweit 1.058 Bewerber und Bewerberinnen im Auftrag des Stellenportales Joblift. 51 Prozent der Teilnehmenden waren männlich, 49 Prozent weiblich. 81 Prozent von ihnen arbeiteten zum Zeitpunkt der Online-Befragung in Vollzeit, 19 Prozent in Teilzeit. Der Befragungszeitraum lag im November 2021. Mit monatlich rund fünf Millionen Nutzern ist Joblift die Jobplattform für die Jobsuche im Blue- und Grey-Collar-Bereich, also für Bewerber ohne akademischen Background. Im Fokus steht der Recruitingprozess, der für Bewerber und Arbeitgeber einfacher, schneller und transparenter gestaltet werden soll. (sg)
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