11.08.2022 – Kategorie: Human Resources
Agile Arbeitswelt: So lassen sich Potenziale entfesseln
Agiles Arbeiten ist in aller Munde. Es steht für ein modernes Arbeitsumfeld und gilt als Voraussetzung, um mit immer schnelleren Innovationszyklen und globalem Wettbewerbsdruck Schritt zu halten. Wie das Tool die Transformation des Unternehmens voranbringt, wissen die Evangelists Holger Neumann von Infineon und Saad Khan von Metro.
Die meisten Unternehmen sind traditionell in silo-artigen Hierarchien organisiert, was Vorteile hat, aber ihre Geschwindigkeit senkt. Unternehmen spüren jedoch den Druck, flexibler und schneller zu werden. Durch die Verwendung neuer Technologien wie Cloud Computing verkürzen sich die Innovationszyklen. Zudem benötigen klassisch organisierte Unternehmen oft lange, um auf Veränderungen zu reagieren. Um diese Probleme zu lösen, erwägen Unternehmen vermehrt, eine agile Arbeitswelt einzuführen.
Agile Arbeitswelt: Das Know-how fehlt
Doch oft fehlt es an einem klaren Verständnis, wie agiles Arbeiten in ein Unternehmen integriert werden kann und wie die Transformationsschmerzen gering bleiben. Holger Neumann, Senior Director Agile Center of Excellence bei der Infineon AG und Saad Khan, Director Cloud Engineering bei der zur Metro gehörenden Hospitality Digital, sind Evangelists für agiles Arbeiten. Sie treiben die Transformation ihrer Unternehmen hin zu mehr Agilität voran und brennen für ihre Aufgabe. Beide sind vollständig davon überzeugt, dass sowohl Unternehmen als auch deren Mitarbeiter stark von agilem Arbeiten profitieren. Doch sie wissen auch um die Tücken der Umstellung.
Die Herausforderung: Expertise und Ausprobieren nötig
Der Wandel hin zu einem agilen Unternehmen ist komplex. Oft scheitert es an fehlender Expertise. „Man kann das mit Fußball vergleichen“, sagt Khan. „Die Spieler stehen auf dem Platz, kennen aber die Regeln nicht. Sie brauchen daher zunächst einen Trainer, der die Rollen verteilt, die grundlegenden Regeln erklärt und alles anleitet.“
Die nötige Expertise können sich Unternehmen entweder durch externe Berater oder intern von einem Agile Center holen. „Bei Infineon steht das Agile Center of Excellence bei allen Aspekten rund um agiles Arbeiten beratend und unterstützend zur Seite – von der Einführung von agilen Methoden bis zu regelmäßigen Reviews“, sagt Neumann. „Dabei lassen wir Fehler zu, damit die Teams selbst lernen, wie sie am besten vorankommen.“ Und wenn anfangs Schwierigkeiten auftreten, ist es wichtig, nicht sofort aufzugeben, sondern dranzubleiben.
CXOs müssen agiles Arbeiten selbst erleben
„Für die Umsetzung benötigt man ein Team aus Experten und die Unterstützung vom C-Level“, erklärt Neumann. Denn bei einer derart großen Transformation werden gerade anfänglich Herausforderungen auftreten, die bis ganz nach oben reichen. Ist man dort nicht überzeugt, besteht die Gefahr, dass der Shift bei den ersten Problemen gestoppt wird.
Daher ist es ratsam, mit kleinen Projekten zu starten. Dabei müssen auch die Entscheider involviert sein. „Anfangs verstehen viele nicht, dass die Umstellung auf agiles Arbeiten schwierig ist und viel Energie und Geduld erfordert“, warnt Neumann. „Aber die Vorteile sind enorm. Wenn es gelingt, die Entscheidungsträger so zu involvieren, dass sie das agile Arbeiten selbst positiv erleben, ist der erste Schritt zu einem dauerhaften Commitment getan.“ Das Team um Holger Neumann ist bei Infineon der erste Ansprechpartner, wenn es um diese Transformation geht – auch für die Unternehmensleitung. Je mehr auf agiles Arbeiten umgestellt wird, desto mehr Zeit müssen die CXOs aufwenden, damit der Shift gelingen kann.
Agile Arbeitswelt: Drei Ansätze für die Transformation
Khan und Neumann benennen die drei bekanntesten Ansätze für die Transformation in eine agile Organisation. Die Evolution-Methode ist Bottom-up. Dabei entstehen innerhalb des Unternehmens Inseln, in denen Teams agil arbeiten. „Vor allem große Unternehmen bevorzugen diesen Ansatz, weiten das agile Arbeiten dann auf weitere Teams und schließlich auf das ganze Unternehmen aus“, ordnet Neumann ein. Hier ist die Gefahr eines Scheiterns gering, da nur kleine Teile der Organisation involviert sind. Der zweite Ansatz ist „Disruption“. Dabei wird nach dem Sammeln von Erfahrungen eine ganze Organisations-Einheit auf einmal neu organisiert.
Der dritte Ansatz für eine agile Arbeitswelt, „Greenfield“ genannt, ist der Aufbau einer neuen Organisationseinheit, bei dem von Anfang an agile Methoden etabliert und kultiviert werden. Die neu gegründete Einheit bleibt aber trotzdem Teil der übergeordneten Konzernstruktur. „Je nach Größe des Unternehmens übernimmt man eine Strategie oder es kristallisiert sich im Laufe der Zeit heraus, welcher Ansatz am besten funktioniert,“ führt Neumann aus. Festzuhalten ist: Das agile Arbeiten einzelner Teams oder Einheiten ist nicht gleichzusetzen mit einer komplett agilen Organisation.
Methoden flexibel anwenden
Es gibt Rahmenwerke für das agile Arbeiten zum Beispiel Scrum – in erster Linie ein Framework, bei dem Anforderungsänderungen im Fokus stehen. Scrum lebt von kurzen Entwicklungszyklen und regelmäßigen Feedbackschleifen. Innerhalb eines fest definierten Scrum-Teams gibt es Rollen wie den Product Owner und den Scrum Master. Das Team organisiert sich selbst, was zu einer Vereinfachung des Entwicklungsprozesses führt. Scrum ermöglicht große Agilität und resultiert in Anwendungen, die bis zum Schluss flexibel sind und iterative Änderungswünsche zulassen. Sowohl Infineon als auch Hospitality Digital setzen die Scrum-Methode ein, bzw. nehmen diese als Vorlage. „Jedoch weichen wir ab und zu auch mal davon ab, wenn dies bessere Ergebnisse verspricht. Aber im Prinzip versuchen wir, uns so nah wie möglich daran zu halten“, erklärt Khan.
Vorteile des agilen Arbeitens
Grund für die Transformation in ein agiles Unternehmen ist oft die Hoffnung, die Time-to-Market zu verkürzen. Doch agiles Arbeiten wirkt weiter. Es stärkt die Motivation und die Moral der Mitarbeiter. Durch die Art der Arbeitsaufteilung in den Teams, fühlen sich alle Teammitglieder besser involviert und für ihren Bereich verantwortlich. Sie überlegen sich daher kontinuierlich, wie sie die Herausforderungen am besten und effizientesten lösen können. „Es geht also nicht nur darum, die Time-to-Market zu verkürzen, sondern generell darum, Dinge kontinuierlich schneller erledigt zu bekommen“, erklärt Khan.
Fast alle Teams begeistert
Die Transformation in eine agile Arbeitswelt lohnt sich für alle. „Ich habe bislang ungefähr 200 Teams bei der Umstellung auf agiles Arbeiten geholfen“, sagt Neumann. „Fast alle waren danach begeistert und blieben bei der Methode.“ Das zeigt: Agilität ist ein wichtiges Thema, das Unternehmen in der heutigen disruptiven Zeit unbedingt weiterverfolgen sollten. Denn durch neue Technologien wie die Cloud, sich immer schneller ändernde Marktbedingungen und zunehmende Cyber-Angriffe müssen Unternehmen schneller reagieren und ihr Innovationstempo steigern. Im agilen Modus können sie die Potenziale ihrer Mitarbeiter optimal entfesseln.
Der Autor: Dr. Robert Klimke ist VP Sales Strategic Accounts bei AllCloud.
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